| Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Sechs relative kleine Zonen der Erde wurden von Außerirdischen verwüstet, und selbst Jahre nach den Ereignissen wissen die unzähligen Forscher, die die Zonen untersuchen, nicht viel mehr. Weder das Motiv der Außerirdischen noch die Ursachen der unerklärlichen physikalischen Phänomene in den Zonen konnten enträtselt werden.
Erschwert werden die Forschungen noch durch die Lebensfeindlichkeit der Zonen. Aggressive Lebensformen, massive Schwerkraftfelder und unzählige weitere bekannte und unbekannte Gefahren lauern in den Zonen und haben diese für immer verändert. Die Menschen in und am Rande der Zonen bekamen dies massiv zu spüren. Viele Menschen kamen ums Leben, wurden deformiert, und auch die Menschen am Rande der Zonen wurden in ihrem Leben für immer beeinflusst.
Einer dieser Menschen am Rande der Zone ist Roderic Schuchart. Er ist einer der vielen Schatzgräber, die illegal in die Zone eindringen und von den Außerirdischen hinterlassene Artefakte bzw. durch die Zone veränderte Gegenstände bergen. Selbst der gewöhnlichste Gegenstand erfuhr durch die Außerirdischen wundersamste Veränderungen. Von der Polizei verfolgt und den unzähligen Gefahren der Zone wiederholt ausgesetzt, dringt Roderic Schuchart immer wieder in die Zone ein, denn ihm bleibt keine Wahl. Das Leben am Rande der Zonen ist hart, und ein anderes Einkommen scheint kaum möglich, als Artefakte an Hehler zu verkaufen. Doch dann erfährt er von einer goldenen Kugel, die sich in der Zone befinden soll und die vielleicht die Lösung aller seiner Probleme darstellt.
Picknick am Wegesrand ist ganz ohne Zweifel ein Klassiker der SF. Das Buch gliedert sich in einen Prolog und vier Erzählungen, die die Geschichte um Roderic Schuchart erzählen. Im Zentrum stehen die drei Ausflüge in die Zone, die von Arkadi & Boris Strugatzki mit gewaltigen Worten phantastisch beschrieben werden, und eine trostlose, der Erde entrückte Gegend vor dem geistigen Auge des Lesers erstehen lassen.
Der Titel des Buchs leitet sich von einer Theorie ab, die im Buch postuliert wurde. Demnach haben die Außerirdischen ein Picknick auf der Erde veranstaltet und haben sowohl versäumt, den Ort aufzuräumen, als auch, ihren Müll mitzunehmen. Es ist pure Ironie, dass genau dies die Zonen für die Menschen so interessant macht und die Menschen in dem Müll kramen lässt.
Der Verdacht liegt nahe, dass die Gebrüder Strugatzki mit ihrem Werk einen Gegenpol zu Arthur C. Clarkes 2001 schaffen wollten. Während in Clarkes Klassiker die Außerirdischen bewusst in die Evolution eingriffen und sich zu Göttern aufschwangen, kommen einem die Außerirdischen vor wie eine Horde jugendlicher Randalierer, die keinerlei Interesse an den Menschen zu haben scheinen. Freilich ist das eine sehr menschliche Betrachtungsweise. Die wirkliche Intention wird Protagonist und Leser nicht offenbart, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Strugatzkis das Buch mit einem abrupten, offenen Schluss enden lassen.
Insgesamt gesehen ist Picknick am Wegesrand ein hervorragendes SF-Buch, das kurzweilige Unterhaltung bereitet und weniger schwergewichtig ist, als man im ersten Moment denkt. Die vierte und letzte Erzählung des Buchs war die Vorlage für den Film Stalker der sicherlich nicht unumstritten ist, denn während die einen den Film als langweilig bezeichnen, sehen Befürworter in dem Werk einen der besten SF-Filme überhaupt. Wie auch immer: Dem kurzweiligen, unterhaltsamen Buch gebe ich 9 von 10 Punkten.
Picknick am Wegesrand - Rezensionsübersicht