Titel: Roter Donner Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die vier Teenager Manny, Daktari sowie Kelly und Alicia leben nahe dem Weltraumbahnhof in Cape Canaveral. Mannys Mutter betreibt mit dem "Blast off!" ein heruntergekommenes Hotel am Strand, immer nahe am Konkurs. Dak und Alicia haben erhebliche Probleme mit ihrem Elternhaus und Kelly versucht sich von ihrem überreichen, jedoch gefühlskaltem Vater zu distanzieren. Die ver versuchen aus ihrem Leben das Beste zu machen und sich jeden Tag klar zu machen, dass ihre Träume wohl immer nur Träume bleiben können. Da überfahren sie eines Tages mit Daks aufgemotztem Geländewagen "Blauer Donner" einen betrunkenen Mann, der des Nachts am Strand liegt. Glücklicherweise ist ihm nicht viel passiert und sie bringen ihn nach Hause. Dort lernen sie seinen Cousin Jubal kennen, der ihnen den, wie sie erfahren, ehemaligen Astronauten Travis abnimmt.
Die Tage vergehen und alle vier werden als Dank für die Taxifahrt in Travis Haus zu einer Grillparty eingeladen. Dort, neben dem üblichen Smalltalk und verköstigt mit halb verbrannten Fleischteilen, machen sie die erste Begegnung mit einer unglaublichen Erfindung Jubals. Der geistig behinderte Jubal hat nämlich ein großes Talent: Er kann aus dem ihm zur Verfügung gestellten Elektronikschrott die größten Erfindungen produzieren. Und so verblüfft er die Anwesenden mit silbernen, absolut runden und glatten Kugeln, die frei im Raum schweben - und offenbar Energie aus einer anderen Dimension ziehen können.
Langsam ergibt sich ein Plan, auch entstanden aus einer erschreckenden Berechnung Jubals. Vor kurzem ist das erste amerikanische Raumschiff in Richtung Mars gestartet, jedoch nur, um den Chinesen, die etwas früher starten konnten, nachzufolgen. Jubal erklärt, dass die Triebwerke des amerikanischen Raumschiffes aufgrund eines Baufehlers zu explodieren drohen. Da sich an Bord des Schiffes Travis Ex-Frau befindet und man zudem den Chinesen nicht gönnt, die Ersten auf dem Roten Planeten zu sein - schließlich ist man ja Amerikaner! -, beginnt man ein Raumschiff zu bauen. Dank Kellys umfangreichem Erbe haben sie ein großes Startkapital und mit Jubals Erfindung ein sicheres und schnelles Triebwerk, um damit alle anderen Schiffe auf ihrem Weg einholen zu können.
Wie baut man ein Raumschiff? In einer unbekümmerten Art, wie es John Varley in der Tradition von Heinlein und Nachfolgern schildert, werden Eisenbahnwagons zusammengeschweißt, Kühltruhen und Mikrowellengeräte installiert, ein Plumpsklo etabliert und vieles andere Haarsträubende eingebaut. Jedoch kann man immer mit Recht sagen: ja, warum denn nicht? Die Begeisterung der vier Jugendlichen und des väterlichen Mentors überträgt sich schnell auf den Leser. Ist er anfangs etwas überrascht und vielleicht ein klein wenig entäuscht, so unvermittelt von einem Jugendroman überrollt zu werden, wo doch der Klappentext etwas anderes verspricht, so findet man sich schnell in der lockeren Erzählweise Varleys zurecht und beginnt mit ihr in schnellem Tempo mitzuschwimmen. Trotz anfänglichen Stirnrunzelns aufgrund des etwas schleppenden Anfangs und der Falscheinschätzung der Zielgruppe des Romanes habe ich die 544 Seiten in einem Rutsch durchgelesen! Das passiert nur sehr selten und zeugt von einem spannenden und interssanten Erzählstoff. Natürlich ist vieles in der Geschichte phantastisch, natürlich spiegelt sich der typische amerikanische Pioniergeist wieder, natürlich erinnert der Roman in seinem Aufbau stark an Geschichten wie "Der Asteroidenkrieg" von Ben Bova - aber es gefällt! Wer eine abenteuerliche und leicht erzählte Science-Fiction-Geschichte für Jugendliche sucht, ist hier bestens aufgehoben. Der Leser wird seinen Spaß am Buch haben!
Ein kleiner Kritikpunkt: Die Übersetzung hätte man vielleicht nochmals durchlesen sollen, einige Begriffe sind doch recht sperrig ins Deutsche übernommen worden. Und wer "Slumber Party" mit "Schlummerparty" übersetzt ... nun ja..
Meine Bewertung: 6 von 10 Punkten
Roter Donner - die Rezension von Erik Schreiber
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