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Reihe: Star Trek Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Nach einer anstrengenden Wahl zur Förderationspräsidentin hätte sich die ehemalige Gouverneurin von Cestus III, Nanietta Bacco, eigentlich eine Ruhepause verdient. Jedoch müssen tausend Dinge im Palais de la Concorde in Paris erledigt werden. Frei gewordene Posten in den verschiedenen Ausschüssen sollten neu besetzt, die Regierung zum Laufen gebracht und das hinterlassene Desaster von Baccos Vorgänger Min Zife aufgeräumt werden. Hinzu kommt, dass sich auf dem Gebiet des Romulanischen Imperiums ein großer Orkan zusammenbraut. Nach dem Sturz der letzten Regierung und dem Mord am Senat ist das Imperium in verschiedene Interessengruppen zerfallen, die sich gegenseitig das Messer an die Kehle halten. Ein Bürgerkrieg kommt hier niemandem recht, und so versucht man auf allen diplomatischen Wegen, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Klingonen die Schutzmacht der Remulaner darstellen, der zweiten intelligenten Rasse im Imperium der Romulaner, welche bislang ein Sklavendasein führte. Die Beziehungen zwischen dem Klingonischen Reich und der Föderation sind zudem auch nicht die besten.
Diese außenpolitischen und zudem die innenpolitischen Themen verfolgen Bacco jeden Tag, ihre Aufgabe als Präsidentin ist es, diese Dinge zu lösen.
Als Sidekick im Roman verfolgt eine Reporterin eine heiße Spur, die zu einer Intrige in die höchsten Reihen der Föderationsmachthaber führt und zum Sturz des letzten Präsidenten führte.
Mit diesen wenigen Zeilen beschreibe ich einen recht umfangreichen Roman, der es in sich hat. Ich selbst habe lange Zeit Romane aus dem Star-Trek-Universum - damals aus dem Heyne oder Goldmann Verlag - gelesen und habe deren Aufbau so hingenommen, wie es für das Serienuniversum typisch war. Die einzelnen Episoden stehen für sich allein und nehmen nur in seltenen Fällen Bezug auf einander. Das krasse Gegenstück zum höchst komplexen Star-Wars-Universum versprach einen Lesespaß ohne Reue und ohne lange Einarbeitung. Das hatte aber einen Nachteil: Es wurde schnell fade, denn wichtige Ereignisse wie ein bestimmter Kuss, eine traumatische Erfahrung oder ein galaktopolitisches Geschehen waren im nächsten Roman so gut wie vergessen und uninteressant. Da verloren natürlich die tollsten Handlungswendungen ihren Reiz, wenn sie grundsätzlich im Universum keine Konsequenz haben.
Irre ich mich, oder hat sich das nun geändert? Im vorliegenden Roman strotzt es nur von Querverweisen, Anmerkungen und Hinweisen auf Serien, Bücher und Filme querbeet. Da kommen bekannte Gesichter aus allen Medien kurz zum Vorschein, andere werden gar handlungstragend und neue Charaktere eingeführt, die man in späteren Romanen ganz anderer ST-Serien wiedertrifft. Interessante Hintergrund-Monumente wie die berühmt-berüchtigte Geheimdienstabteilung der Föderation werden, als wenn nichts gewesen wäre, zum Leben wiedererweckt und Orte wie beispielsweise das Restaurant von Siskos Vater als Handlungsschauplatz verwendet, ohne ständig auf dem berühmten Sohn des Hauses herumzureiten. Das alles kommt sehr locker, unaufgeregt und überaus logisch ineinander vernetzt rüber. Der teils von grässlich geschriebenen Star-Trek-Romanen der Vergangenheit geplagte Rezensent reibt sich verwundert die Augen, was denn aus dem bekannten Universum geworden ist? Da werden Sternzeiten völlig weggelassen und die verständlichere "normale" Jahreszahl aufgeführt und - was wohl der größte Knaller ist - die Föderation als politische Instanz beschrieben. Bislang war die Föderation nur etwas ganz weit im Hintergrund, etwas, wonach sich die edlen Kapitäne richten sollen. Die einzigen Führungspersonen, mit denen man sich herumschlagen musste, waren die oftmals korrupten oder völlig inkompetenten Admiräle der Sternenflotte. Nun also bekommt alles ein Gesicht. Ausschüsse, politische Streitereien, diplomatisches Glatteis und eine grundlegende Beschreibung der Entscheidungsfindung in der Föderation der Planeten - hört sich alles sehr trocken an, jedoch schafft Keith R.A. DeCandido es wunderbar, die Geschichte unterhaltsam und locker lesbar zu gestalten. Verschiedene Spannungsbögen und vor allem die interessante Charakterisierung der einzelnen Protagonisten lassen kaum Langeweile aufkommen. Verschiedenste Handlungsstränge wuseln sich im Laufe des Buches zu einem logischen und interessanten Schluss zusammen und hinterlassen einen zufriedenen Leser. Hier möchte ich auch meinem geschätzten Rezensionskollegen turon47 widersprechen, der vermutet, dass dieses Buch außer für Star-Trek-Hardcore Fans kaum Anhänger finden wird. Ich bin keinesfalls sehr gesegnet mit Informationen aus Star Trek, kenne die Serien und einige Bücher - und konnte mich trotz der Ahnung, dass hier recht viele Kommentare sich auf mir unbekannte Geschichten beziehen, herrlich unterhalten.
Abgerundet wird das Buch mit einem sekundären Teil, der die politischen Prozesse der Föderation und die vorhandenen Quellen aus Büchern, Filmen und Serien wunderbar zusammenfasst.
So wünsche ich mir Star Trek. Feine Sache!
Meine Bewertung: 7,5 von 10 Punkten
Die Gesetze der Föderation - die Rezension von Erik Schreiber
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