Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Weltall, unendliche Weiten. Dies ist die Geschichte von Jack Holloway, einem Prospektor im Dienste der Zarathustra Corporation. Sein einziger Begleiter: sein Hund Carl. Holloway ist ein Zyniker und höchst zweifelhafter Mensch, der aus Prinzip gegen Vorschriften verstößt, weil er sie für überflüssig erachtet. Da, wo seine verbalen Argumente versagen, setzt er schon einmal die Fäuste ein. Allerdings geht er meistens als Verlierer aus einer Auseinandersetzung hervor. Darum ist es nicht verwunderlich, wenn er als Einzelgänger unterwegs ist und lediglich seinen Hund Carl duldet.
Die Menschheit hat die Galaxis besiedelt und beutet sie aus. Wie ehedem auf der Erde werden die Rohstoffe der Planeten nach Kräften abgebaut. Nach seiner gescheiterten Karriere als Jurist auf der Erde hält Jack sich von seiner Heimat fern. Im Auftrag der mächtigen Zarathustra Corporation untersucht er Planet für Planet auf Bodenschätze, die für den Konzern einen lukrativen Gewinn versprechen. Für den Prospektor ein einträgliches Geschäft. Jack Holloway wird anteilsmäßig am Gewinn beteiligt. Als auf Zara XXIII, einem paradiesischen Planeten, ein in der Galaxis sehr selten auftretendes Material entdeckt wird, winkt für Jack plötzlich das große Geld. Allerdings wird ihm das Leben auf dem Planeten nicht leicht gemacht. Die Fauna der erdähnlichen Welt hält einige Überraschungen bereit. Die dort lebenden Reptilien sind sehr gewalttätig. Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen. Da aber die Gewinne in astronomische Höhen zu steigen versprechen, nimmt Jack Holloway dies gern in Kauf. Er findet zufällig eine Ader der wertvollen Sonnensteine, die, innerhalb der Galaxis sehr begehrt, ihn zum Milliardär machen könnten.
Die nächste Überraschung basiert auf einer zufälligen Begegnung mit etwa katzengroßen Wesen in seiner vorübergehenden Behausung. Die Fuzzys, wie er sie nennt, ahmen ihn und seine Gewohnheiten nach. Sie fassen schnell Zutrauen, droht doch keine Gefahr von ihm. In der Folge berichtet er seiner ehemaligen Lebensgefährtin, der Biologin Isabel Wangai, von diesen possierlichen Wesen. Isabel stuft die als Haustiere angesehenen Wesen jedoch sehr schnell als intelligent ein. Diese Einschätzung könnte sich für die Zarathustra Corporation fatal auswirken. Sollte die Einstufung des Planeten von Klasse III in Klasse IV geändert werden, müsste der Konzern abziehen. Immense Gewinne gingen flöten, denn so sind die Gesetze. Wer auf einem Planeten landet, auf dem intelligentes Leben herrscht, darf dort nicht nach Bodenschätzen wildern.
Wheaton Aubrey VII., Eigentümer der Zarathustra Corporation, gedenkt nicht, den Gesetzen zu folgen, sondern versucht die Biologin mundtot zu machen. Wenn gekaufte Anwälte nicht dafür sorgen, dass Isabel Wangai sich ruhig verhält, dann gibt es immer noch Joe DeLise, einen korrupten Sicherheitsmann. Er ist auf Holloway nicht gut zu sprechen und ist ohne Skrupel bereit, ihm zu schaden, auch wenn es den Tod von Isabel nach sich zieht. Eine logische Schlussfolgerung für ihn: Keine Fuzzys, kein Förderungsstopp; kein Holloway, keine Fuzzys.
Die Erzählung ist nicht neu und ich bin alt genug, die Originalgeschichte von H. Beam Piper noch zu kennen und gelesen zu haben. Es wäre sicherlich für den Leser interessant, sich anzusehen, wie Der kleine Fuzzy von H. Beam Piper (1904-1964) sich verändert hat. Der Originalroman, zu dem es noch ein paar Fortsetzungen gibt, ist ein Wegbereiter des Umweltschutzes, befasst sich mit der Diskriminierung (in diesem Fall der Fuzzys) und ist eine Anprangerung des Kapitalismus.
John Scalzi, der im Oktober auf Deutschlandtour war, ist ein schneller und routinierter Geschichtenschreiber, der ein schwungvolles Abenteuer nacherzählt. Der wilde Planet stellt keine Ausnahme dar. Die Geschichte plätschert auf den ersten hundert Seiten gemächlich dahin, bis es langsam spannend wird. In seiner Art stellt der Roman ein einfaches, unterhaltsames Planeten-Abenteuer dar, das sich dicht am Original hält und durch John Scalzis flüssigen Schreibstil gut gefällt. An sich ist ein Kritikpunkt sicherlich, dass dieser Roman ein Buch über Menschen ist. Die Fuzzys, so niedlich sie auch sind und im modernen Vergleich an Ewoks erinnern, bleiben Nebendarsteller. Zudem wirkt die geschilderte Gerichtsverhandlung etwas an den Haaren herbeigezogen. Sie entspricht allen Klischees üblicher Gerichtssendungen, das Recht wird nach Lust und Laune verdreht, ein Anwalt erhebt Einspruch. Anders als in der Wirklichkeit endet diese Geschichte mit einem Sieg der Gerechtigkeit.
Der wilde Planet - die Rezension von Rupert Schwarz