Serie/Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Für Kivrin ist dies der große Tag in ihrem Leben. Von Oxford im Jahre 2054 will sie ins Mittelalter reisen und zwei Wochen im Jahr 1320 verbringen. Doch die Reise steht unter einem schlechten Stern: Kivrin steckt sich an einer schwere Virus Grippe an und stirbt fast während ihrer ersten Tage im Mittelalter. Die Krankheit wütet auch in der Zukunft und das Zeitportal wird unter Quarantäne gestellt. Kivrin, aber hat ganz andere Probleme: Da sie gleich nach der Ankunft das Bewusstsein verlor, weiß sie nicht, wo das Portal für die Rückkehr erscheinen wird. Außerdem ist sie nicht ins Jahr 1320, sondern durch einen Berechnungsfehler in das Jahr 1348 gelandet und dies ist ausgerechnet das Jahr, in dem die Pest in England wütete. Zwar ist Kivrin durch eine Immunisierung gegen alle schweren Krankheiten temporär geschützt, aber das schützt sie nicht vor dem unglaublichen Leid, das sie miterleben muss. Währenddessen versuchen ihre Kollegen in der Zukunft alles, um sie zu lokalisieren und zurückzuholen.
Die Jahre des schwarzen Todes ist ein beeindruckender Roman, der von den gelungenen Beschreibungen und einer hervorragenden Erzähltechnik lebt. Autorin Connie Willis lässt tatsächlich das Mittelalter mit all seinen Schattenseiten vor dem inneren Auge des Lesers neu erstehen. Zwar ist die Geschichte nicht sehr detailreich, sondern sehr geradlinig und zu Beginn hat das Buch ein paar Längen, aber es sind die kleinen Details, die dieses Buch zu einem Erlebnis werden lassen. Connie Willis erzählt die Geschichte auf einer sehr emotionalen Ebene und so treffen einen die Ereignisse zum Ende des Romans hin den Leser doppelt schwer.
Für ihre ausgeklügelten Beschreibungen der Zeitreise sowie der Probleme bei der Verständigung als auch der phantastischen Beschreibungen des Lebens im Mittelalter wurde der Roman 1993 sowohl mit dem Hugo als auch mit dem Nebula Award ausgezeichnet. Leider war der Autorin in Deutschland wenig Erfolg beschienen. Nur zwei ihrer Romane wurden übersetzt und Doomsday Book ist seit Jahren vergriffen. Wer das Werk dennoch auf Deutsch haben will muss selbst für sehr schlecht erhaltene Exemplare 20 Euro und mehr zahlen. In Englisch ist das Buch aber für einen sehr günstigen Preis erhältlich.
Besonders hervorzuheben ist, wie Connie Willis weniger technische Probleme beim Zeitreisen beschrieb: Sprachbarrieren, Krankheitsschutz, authentische Kleidung, etc. Die Autorin beschreibt den Vorgang der Zeitreise nicht einfach als technisches Phänomen, sondern als Vorgang, der Weitblick und Planung bedarf. Es gibt kein einfaches durchschreiten eines Zeitportals sondern man ist sich durchaus bewusst, dass es schwierig wird und man fürchtet den Butterfly Effekt.
Fazit: Die Jahre des schwarzen Todes ist ein beeindruckender Roman, der einen ins tiefste Mittelalter zieht und diese Epoche um allen Licht- und Schattenseiten darstellt. Connie Willis demonstriert Erzählkunst auf höchstem Niveau. 9 von 10 Punkten.