Titel: Van Helsing
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Diese Rezension enthält einen ausführlichen Spoiler. Aber ich wollte mir nicht nehmen lassen, die teilweise sehr konfuse Handlung zu kommentieren.
Der Film beginnt mit einer schwarzweiß Sequenz. Der Zuschauer erlebt die Nacherzählung der Geschichte von Frankenstein und seinen Versuchen, sein Monster zum Leben zu erwecken. Das Ganze endet wie gewohnt: Das Monster stirbt, den toten Körper von Dr. Frankenstein in den Händen. Natürlich ist die Geschichte nicht ganz die Selbe. So wurde alles nach Transilvanien verlegt und Darcula persönlich finanzierte Dr. Franksteins Forschungen - sozusagen als Investor. Eh man sich aber noch viel wundern kann, geht es gleich weiter. Ein Jahr später - Ort der Handlung: Paris. Ein Mann mit langem Mantel und großen Hut (der Zuschauer weiß sofort: das ist Van Helsing) hört einen Schrei und rennt zur nahe gelegten Kirche Notre Dame und trifft dort auf Quasimodo? Nein, sondern auf Mr. Hyde (Regiesseur Stephen Sommers hat wohl einmal zu oft League of the Extraordinary Gentlemen gesehen). Nach einer Actionsequenz mit vielen artistischen Einlagen stürzt Hyde vom Kirchturm - aber vorher musste natürlich noch das berühmte Rosettenfenster zu Bruch gehen. Weniger wäre mehr gewesen.
Schnitt: Neuer Ort der Handlung ist Rom. Van Helsing geht zum Vatikan um sich neue Instruktionen zu holen. Aha, Van Helsing ist ein Auftragskiller des Vatikan. Er bekommt den Auftrag, nach Transilvanien zu reisen um Anna und Velkan Valerious (welch sprechender Nachname) gegen Dracula zu helfen. Vorher holt er sich noch bei Vatikan Q, Curt ist sein Name, die neuesten Gadgets (ich habe da ein Ding, das ein sehr helles, taggleiches Licht erzeugt, aber ich habe keine Ahnung, für was so etwas gut ist - hahahahaha) und dann macht sich 007, äh Van Helsing auf nach Transilvanien. Dort kämpfen Anna und Velkan gerade gegen einen Werwolf (?). Diese kann getötet werden, doch zu einem hohen Preis. Velkan stürzt mit dem toten Werwolf in eine tiefe Schlucht.
Van Helsing und Curt (Van Helsing hat ihn einfach ohne ersichtlichen Grund mitgenommen) kommt also in Transilvanien an und muss sich des Angriffs dreier weiblicher Vampire (Darculas Bräute) erwehren. Schnell zückt Van Helsing sein Bolzenmaschinengewehr und kann gerade so bestehen. Das kommt davon, wenn man schlecht vorbereitet ist. Aber was soll man sagen: Vampire, die bei Tag angreifen und nicht von normalen Bolzen nicht getötet werden? Da wäre wohl jeder überrascht worden - genau wie der Zuschauer. Dieser Bruch mit der Mythologie der Vampire ist leider erst der Anfang der haarsträubenden Ereignisse. Doch vorher muss Van Helsing noch Anna beschützen und es gelingt ihm sogar eine der drei Vampirinnen zu töten.
Wir halten fest: Nur direktes Sonnenlicht bringt Vampire um. Solange es bewölkt ist, können Vampire auch an Tag fliegen. Aha. Übrigens schien Sprache gar kein Problem zu sein - ganz gleich ob französisch, italienisch, romänisch - er beherrscht alles wie seine Muttersprach. Man hört noch nicht einmal einen Akzent (das kann aber auch in der Synchronisation verloren gegangen sein).
Dann zum Einbruch der Nacht dringt ein Werwolf in Anna Haus ein. Es ist ihr Bruder Velkan, der doch nicht Tod ist, sondern überlebte, aber von dem Werwolf verletzt wurde. Genrekenner wissen natürlich, was dies bedeutet und diesmal hält sich sogar Stephen Sommers daran: Der Verwundete wird selbst zum Werwolf. Allerdings ist der Zusatz, dass der Fluch gelöst wird, wenn der Werwolf, der die Wunde verursacht hat, getötet wird, aufgehoben. Van Helsing und Anna folgen dem Werwolf und kommen zu Frankensteins Schloss in dem Dracula die Experimente von Frankenstein wieder aufgenommen hat. Sein Ziel: Darcula will seine Brut zum leben erwecken. (Häh?). Diese hängen in Kokons an der Decke. Van Helsing und Anna erfahren dies auf die harte Tour. In einer Szene, die an Aliens stark erinnert müssen sie sich hungriger Jungvampire erwehren. Für die Erweckung wird Velkan benötigt. Blitze sollen Lebensenergie wie bei Frankensteins Experiment auf Draculas Nachwuchs lenken. Da aber Van Helsing und Anna Velkan von der Vorrichtung nehmen, zerplatzen die umherfliegenden Jungvampire. Über das genau warum wird sich ausgeschwiegen - die waren ja schon quicklebendig und auf die Maschine gar nicht mehr angewiesen. Wieder einmal: Weniger wäre mehr gewesen.
Anne und Van Helsing können fliehen und gelangen in eine Höhle, in der Frankensteins Monster haust, dass nicht, wie angenommen gestorben ist, sondern quicklebendig ist. Dabei sieht es eher aus wie ein Borg, als wie ein künstlicher Mensch. Schnell wird klar, dass nur dieses Wesen Draculas Nachwuchs beleben kann (warum eigentlich) und deshalb muss es weggebracht werden. Völlig ohne Logik machen sich Van Helsing und Anna auf, das Monster außer Landes zu bringen. In Bulgarien werden sie dann von den verbliebenen Bräuten Draculas und dem Werwolf Velkan gestellt. Im Laufe der Schlacht werden Velkan und eine weitere Braut getötet, Anna entführt und Van Helsing vom Werwolf verwundet. Ihm bleiben nun nur noch 2 Tage, bevor der Fluch des Werwolf ihn endgültig in ein Monster verwandelt. Was sagt man da: Weniger wäre mehr gewesen. Fazit: Weniger wäre mehr gewesen.
Nun wird die Geschichte richtig wirr (ja, das geht tatsächlich). Van Helsing ist bereit, Anna gegen Frankenstein zu tauschen. Obwohl beide falsch spielen gelingt der Austausch. Doch wohin ist Dracula hin? Seltsamer Weise sind Anna und Van Helsing plötzlich wieder in Annas Haus, obwohl zuvor noch 300 km weg in Bulgarien. Curt findet eine Prophezeiung, die Annas Familie in dem Haus 200 Jahre gesucht hat und ein Portal in Draculas Schloss. Dracula hat ein Gegenmittel gegen den Werwolfs Fluch, denn nur ein Werwolf kann ihn töten. Van Helsing wird, so wurde es zumindest gesagt am ersten Glockenschlag zu 12 Uhr zum Werwolfund am letzten Dracula hörig. So zumindest wurde es gesagt. Also bleiben ihm vielleicht 20 Sekunden um Dracula zu töten. Irgendwie verwandelt er sich dann aber schon um kurz vor 12. Während dessen schwingen Anna und Frankensteins Monster zwischen den Türmen eines vollkommen unsinnigen Schlosses (der eine Turm erinnert an Isengart) hin und her, so dass selbst Spiderman neidisch werden würde und schaffen es irgendwie trotz absolut unwahrscheinlich widriger Umstände das Gegenmittel zu Van Helsing zu bringen. Dabei bekommt jede Figur ihren Endkampf: Van Helsing gegen Dracula, Anna gegen die dritte Vampirin (die irgend eine gemeinsame Vergangenheit mit Anna zu haben scheint, die aber wohl dem Schneidetisch zum Opfer gefallen ist) und Curt gegen Igor (so quasi Helfer gegen Helfer).
Man sieht, ein sehr, sehr vermurkstes Drehbuch. Bei all den wahrhaft unnötigen Ergänzungen (Werwölfe, Draculas Brut, Frankensteins Monster, etc.) ist dem Film alle Atmosphäre abhanden gekommen. Der gute Dracula kommt lediglich als durchgeknallter Psychopath rüber. Die Tiefe eines Graf Draculas wurde überhaupt nicht ergründet und das lag mehr am Drehbuch als am Schauspieler, der sich zumindest Mühe gegeben hat. Das ganze wirkt insgesamt wie eine altertümliche Variante von James Bond bei all den Stunts und den Gadgets, die Van Helsing einsetzt.
Doch ein wenig Lob will ich aussprechen. Die Vampire waren wirklich gut animiert und der Kampf zu Beginn war schön anzusehen. Überhaupt konnte man bei den Spezial Effekts wenig kritisieren. Die waren in Ordnung. Auch war die Charakterisierung von Anna und Van Helsing im Prinzip gelungen. Gut, Van Helsing war mehr ein Superheld als ein düsterer Monsterjäger und dass er am Ende von Dracula als "Gabriel" oder besser gesagt als "Erzengel Gabriel" identifiziert wird, ändert nichts an der Tatsache, dass Van Helsing in der Anlage der Figur durchaus ein Mensch mit Zweifeln und Ängsten war. Schade eigentlich, denn hätte man mehr Augenmerk auf diesen Aspekt der Geschichte gelegt, hätte der Film eine vollkommen andere Richtung bekommen können.
So aber misslang es vollkommen, dem Film Leben einzuhauchen (vielleicht hielt der Regisseur und Drehbuchschreiber dies nicht für notwendig, da die Hälfte der Akteure ohnehin Untote waren). Da reiht sich Action Sequenz an Action Sequenz. Anstatt so mancher vollkommen unnötiger Gewalttat hätte man mehr auf das Fundament der Story achten sollten. Wie schon mehrfach gesagt: Weniger wäre mehr gewesen. So kam am Ende nur ein Genrefilm heraus, der zu unterhalten vermag, wenn man zuvor seine Erwartungen auf ein Minimum herunterschraubt.
4 von 10 Punkten (wegen des Popcornfaktors).
Van Helsing - Rezension von Rainer Innreiter