Serie/Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Oliver Faulhaber |
Dieser Band enthält 7 Novellen (ungekürzt) von jeweils verschiedenen Autoren:
Inhalt |
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Nr. |
Titel |
Autor |
1 |
Auf den Flügeln eines Schmetterlings |
Michael F. Flynn |
2 |
Mane, Tekel, Phares |
Elisabeth Vonarburg |
2 |
Dein Reich komme |
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4 |
Goldwimper |
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5 |
Muschelkratzer-Bill |
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6 |
Wind |
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7 |
Die Rechenmaschine von South Georgia (Nebula 1993, Hugo 1994) |
Wolfgang Jeschke hat in der neuesten Ausgabe seines Jahresbandes wieder vermehrt Non-SF-Novellen zusammengetragen, die nur den Autor mit Science Fiction gemein haben. Diese Einschätzung hängt natürlich sehr stark von der persönlichen Definition dieses Genres ab. Aber wenn (wie zum Beispiel bei der Geschichte Sheffields, in der die Historie der Computer im Vordergrund steht, und nur, praktisch als Alibi-SF-Element, nebenbei die Möglichkeit geäußert wird, Außerirdische hätten ihre Hand im Spiel gehabt) kaum SF-Elemente vorhanden sind, dann lassen sich diese Novellen eben auch schwerlich dem Genre zuordnen. Neben der eben angesprochenen Erzählung trifft dies auch auf die Kurzgeschichte von Michael F. Flynn, die zur Zeit der spanischen Eroberer Südamerikas spielt (und als SF-Element einen Zeitreisenden aufweist), sowie zu einem gewissen Grade auch "Dein Reich komme" zu, das bis auf wenige Ausnahmen auch heute spielen könnte.
Doch sind natürlich auch eindeutig dem SF-Genre zuordnungsbare Erzählungen dabei, wie beispielsweise "Goldwimper" von Stephen Baxter, bei der es um Bohrungen auf dem Merkur geht. Als eine wirklich bemerkenswerte Geschichte sei an dieser Stelle "Wind" von Marcus Hammerschmitt erwähnt, die beweist, daß die deutsche SF noch nicht gestorben ist. Überraschend frisch präsentiert der Autor hier eine im Deutschland der 20er Jahre des einundzwanzigsten Jahrhunderts angesiedelte Story, die gerade wegen des Orts der Handlung einen gewissen Reiz ausübt. Eine Verfilmung dieser Erzählung würde unter die Rubrik "futuristischer Roadmovie" fallen, da sich die Hauptakteure während der meisten Zeit auf der Flucht vor staatlichen Institutionen sowie vor den zu dieser Zeit fast übermächtigen Konzernen befinden.
Urteil: Auch dieser Band beweist einmal wieder, daß Kurzgeschichten mehr als nur "leichter Stoff" sein können. Manche Autoren schaffen, es, in ihnen mehr auszusagen, als manch anderer mit einem Roman enzyklopädischen Ausmaßes. Das Buch bietet einen bunten Mix von "Trivialliteratur" und Geschichten mit mehr Tiefgang (wie zum Beispiel der von E. Vonarburg begesteuerte Teil, der sich allerdings erneut durch einen recht verwirrenden Stil auszeichnet), so daß eigentlich für jeden etwas dabei sein sollte.