Serie / Zyklus: Ender Wiggins (Band 1.2) Titel: Enders Schatten
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Rezension von Frank Drehmel
Kaum ein SF-Roman hat mich in den letzten Jahren von der ersten Seite an mehr gefesselt als dieser über einen kleinen Jungen in einer grausamen Welt. Dabei liegt die Faszination weder im konventionellen Aufbau der Geschichte noch am relativ simplen Grundplot, welcher erst gegen Ende des Buches überraschende Wendungen bereit hält, sondern in der für das SF-Genre ungewöhnlich fundierten individual- und sozialpsychologischen Analyse des Verhaltens eines "extremen" Individuums in extremen Situationen, und dank der lebendigen Sprache wirkt das Ganze zu keinem Zeitpunkt trocken oder oberlehrerhaft. (...) Insgesamt gelingt Orson Scott Card das Kunststück, Bean als Homo Superior darzustellen, ohne dabei seine Kindlichkeit zu vernachlässigen. (...) Zwar ist Bean der zentrale Charakter dieses Romans, dennoch spielt auch Ender Wiggins keine unerhebliche Rolle, ist er doch der Maßstab, an dem Bean von Dritten gemessen wird und sich selbst misst. Lesern mit Vorkenntnissen dürfte das Betrachten und Bewerten "ihres bekannten Helden" aus der Perspektive eines anderen Charakters ganz neue Aspekte erschließen. Ebenso bieten Beans ironische bis zynische Ansichten über das Militär oder die Gottgläubigkeit Carlottas immer wieder Anlass zum Schmunzeln oder beifälligem Kopfnicken. Die einzige Schwäche - falls man überhaupt davon reden kann - tritt gegen Ende des Romans zutage, wenn sich der Fokus von der Figur Beans stärker auf die äußeren, technischen Umstände und den Feldzug gegen die Schaben verlagert. Hier verliert die Geschichte zwar etwas an Faszination, bleibt aber dennoch eine lesenswerte und spannende Space-Opera.
Rezension von Andreas Nordiek
„Enders Schatten“ zählt nicht zu Space Operas oder den Weltraumabenteuerromanen, wie sie seit einiger Zeit zuhauf von den bundesdeutschen Verlagen auf den Markt gebracht werden. Zwar verliert Orson Scott Card nie den Spannungsbogen aus dem Auge und der Leser kann sicher sein einen fesselnden SF-Roman zu lesen, dennoch stehen die Figuren und ihre Interaktionen im Vordergrund. Da wird taktiert, gelogen, sein eigener Vorteil gesucht und verschleiert. (...) Alle negativen, menschlichen Eigenschaften werden von Card eingebracht. Mittels der Figur Bean konfrontiert Card seine Leser mit moralischen Fragestellungen und menschlichen Entwicklungsprozessen. (...) „Enders Schatten“ ist ein anspruchsvoller SF-Roman, der dennoch kurzweilig und spannend in Szene gesetzt ist.
Rezension von Ulrich Blode
Enders Schatten ist ein außergewöhnliches Buch über einen außergewöhnlichen Menschen. Orson Scott Card erzähltdie faszinierende Geschichte eines hochbegabten Kindes. Für seine Umgebung wirkt Bean oft unnahbar und überheblich. Erst als der Junge mehr über sich und die anderen lernt, wagt er es offener zu sein und vertraut anderen Menschen. Das zeigt sich, als er seine Mitschüler um Hilfe ersucht und als er zuletzt eine Grußbotschaft an die Raumfahrer formuliert, die weit entfernt über dem Schabenplaneten ihre Mission erfüllen. Bean weiß, dass er den charismatischen Ender niemals ersetzen, wohl aber ihm zur Seite stehen kann.
Rezension von Rupert Schwarz
Ich muss sagen, ich war dem Buch gegenüber skeptisch. Die letzten beiden Ender-Romane zuvor konnten nicht recht überzeugen und diesem neuen Ansatz hatte ich nicht viel Potential zugestanden. Wie sehr ich mich doch geirrt hatte: "Enders Schatten" ist eine intelligenter, gefühlvoller Roman. Von Beginn an wird der Leser gefesselt und trotz der Problematik, einen wirklich hyperintelligenten Protagonisten im Mittelpunkt zu haben, gelingt es dem Autor, die Figur mit viel Sympathie und Gefühl zu beschreiben. Bean wirkt nicht entrückt, sondern hat auch seine Ängste und Nöte. Sobald die Geschichte auf dem Ausbildungsasterioden spielt, ändert Orson Scott Card seinen Erzählstil und verlegt sich auf die Interaktion zwischen den Ausbildern und Bean. (...) Dieses Setting ist wirklich faszinierend, und obwohl auch viele politische Gedanken in das Buch einfließen, ist Card ein sehr runder Roman gelungen, der den Leser fasziniert und unterhält, der keine Längen hat und wirklich außergewöhnlich gute Unterhaltung bot. Es ist das passiert, was ich nicht mehr zu hoffen gewagt hatte: Orson Scott Card konnte qualitativ an seine früheren Romane anschließen und wieder einen großartigen SF-Roman vorlegen. 9 von 10 Punkten