Titel: Kalte Krieger Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
1999
Nina Walters fährt im Bus und lernt die Schlampe kennen, die sich selbst Jewel nennt. Schlampe deswegen, weil sie auf der Rückbank des Schulbuses die Jungs anmacht, indem sie den schon kurzen Rock noch höher schiebt. Schlampe deswegen, weil sie versucht Nina den Rucksack zu klauen. Schlampe deswegen, weil Nina meint, dass sie so aussehe. Und doch werden aus den beiden unterschiedlichen Mädchen im Laufe der Zeit Freundinnen, obwohl es zuerst nicht den leisesten Anschein hat.
2008
Amy Marsten tritt als Psychologiestudentin ein Praktikum in Maine an. Das Praktikum bietet ihr der Therapeut Michael Beaumont jun. an. Also macht sie sich auf den Weg und findet ihn in einem alten Backsteinbau in der zweiten Etage. Kaum hat sie sich mit ihm bekannt gemacht, als Barbara auftaucht, eine Mutter, die fast hysterisch auf den Therapeuten einredet. Ihre Tochter Nina ist verschwunden, sie habe sich noch immer abgemeldet etc., jetzt sei sie einfach weggegangen. All das, was besorgte Mütter von sich geben, wenn ihnen Hilfe fehlt. Beaumont redet auf die Frau ein, hypnotisiert sie fast, nur mit der Kraft seiner Stimme, und beruhigt die Frau. Kurz darauf erfolgt ein Anruf der örtlichen Polizei. Detectiv Berason von der Polizei aus Portland hat eine Leiche gefunden. Der Umstand, dass sie tot ist, macht ihn nicht nervös. Dass die Frau im Hochsommer erfroren ist, aber schon.
Kalte Krieger ist ein spannendes Buch, das auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen ein Problem angeht. Der Titel des Buches weist auf den Kalten Krieg zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken hin. Während die UdSSR mit ihrem Wettlauf zum Mond der USA technologisch davonzieht, gibt es weitere Möglichkeiten, in denen sich die USA als bessere Weltmacht darstellen will. Es beginnt mit Kindern in einem Sommercamp und endet mit Menschen, die missbraucht und benutzt wurden und die sich nun rächen wollen. Mit den Jugendlichen sollen PSI-Tests durchgeführt werden, denen die amerikanischen Organisationen, ohne mit der Wimper zu zucken, zustimmen. Die Tests fanden in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts statt.
Leise, still und heimlich etabliert der Piper Verlag eine neue Reihe von Romanen in seinem Programm. Neben Science-Fiction-Romanen veröffentlicht er auch Thriller, die sich zum Teil mit Science-Fiction-Themen befassen. In dieser Reihe muss man auch den neuen Roman von Thomas Plischke sehen. Ein spannender Thriller, der sich von seinen Zwergenromanen abhebt. Kalte Krieger ist nicht schlechter, auch nicht besser, er ist anders. Mir gefällt sehr gut, wie er aus einem einfachen unspektakulären Anfang eine überaus fesselnde Geschichte entwickelt. Das Buch ist spannend bis zum Schluss. Dem Leser bleibt nichts anderes übrig, als das Buch möglichst in einem Stück durchzulesen. Der erzählerische Trick, zwischen den Jahren 1999 und 2008 hin und her zu pendeln, hält die Spannung hoch, erzählt aber gleichzeitig stückchenweise die ganze Geschichte, macht aus zwei Handlungssträngen ein verwobenes Ganzes.
Wer mehr über Thomas erfahren möchte, dem lege ich mein Interview mit ihm ans Herz.