Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Privatdetektiv Michael McGill befindet sich in einer nicht enden wollenden Pechsträhne, doch irgendwie stört es ihn, als der Stabschef des Weißen Hauses mit einem besonderen Auftrag zu ihm kommt: Ein Buch soll gefunden werden, und zwar nicht irgendeines, sondern eine alternative Fassung der amerikanischen Verfassung. Die Worte darin sollten den Verfall der Werte in Amerika verhindern und der zweitmächtigste Mann der Welt glaubt fest daran, dass dieses Buch Menschen aktiv beeinflussen kann. Letzten Endes sind es das 6-stellige Spesenkonto, aber auch die grimmigen Bodyguards die McGill bewegen, den Auftrag anzunehmen. Doch das Buch wurde einige Male verkauft und die Spur führt nicht nur mehrmals durch Amerika, sondern auch durch den tiefsten Abschaum einer einstmals großen Nation.
Warren Ellis hat einen Ruf als besonders kompromissloser Comicschreiber. Seine Geschichten weisen meist hässliche Details auf und der Leser kann sich nie ganz sicher sein, dass seinen Helden nicht irgendetwas sehr Böses passiert. Als ich nun von diesem Buch erfuhr, war ich sehr neugierig, und zwar weniger wegen des Inhalts, sondern eher wegen der Tatsache, dass Warren Ellis einen Roman verfasst hatte. Die Geschichte selbst war dann auch so wie erwartet: zynisch, bitterböse und voller Kritik an den dekadenten westlichen Werten. Warren Ellis beschreibt ein Amerika, das einer Zukunft entsprungen zu sein scheint, aber wenn man das Nachwort so liest, dann beharrt Warren Ellis darauf, dass das Allerwenigste erfunden ist. Er selbst habe schon Jesuskind-Analstöpsel im Internet gefunden - ebenso wie die Szene der Godzilla-Bukkake (Männer in Godzilla-Kostümen gehen speziellen Vergnügungen nach ). Es kommt nicht von ungefähr, dass Warren Ellis ein solches Buch verfasst hat: Vor 15 Jahren fing er an, die Absonderlichkeiten des Internets in journalistischer Weise festzuhalten, und hat wohl mehr Mist gesehen als alle Bewohner einer durchschnittlichen deutschen Kleinstadt zusammen.
Es wird somit recht klar, dass dies kein Roman für Zartbesaitete ist, sondern eine perverse Parodie auf die „National Treasure“-Filme mit Nicolas Cage darstellt. Und ebenso ist dieser Roman kein zweites Werk im Sinne Michael Moore wie „Stupid White Man“, sondern eine Erzählung in bester Tradition eines Charles Bukowski (für all diejenigen, denen der Name noch etwas sagt). Man kann also sagen, Warren Ellis lotet humorvoll-sarkastisch die Abgründe der menschlichen Seele aus und geht dabei bis an die Schmerzgrenze. Letzten Endes also nichts anderes als das, was er auch in den Comics macht, und somit kann man diesen Roman ruhigen Gewissens den Fans seiner Comics empfehlen. Alle anderen müssen für sich selbst entscheiden, ob sie sich auf diese „Tour de Force“ einlassen - es lohnt sich durchaus und als außen stehender Europäer kann man herzlich über die Absurditäten lachen, auch wenn im Hinterkopf die Gewissheit lauert, dass solche Dinge auch in Europa passieren.
Fazit: „Gott schütze Amerika“ ist ein kurzweiliger, sehr zynischer Roman, der dem Leser die Abgründe der menschlichen Seele in humorvoller Weise nahebringt. Irgendwie dürfte dieser Roman nicht funktionieren, doch er tut es trotzdem.
7 von 10 Punkten
Warren Ellis hat einen Ruf als besonders kompromissloser Comicschreiber. Seine Geschichten weisen meist hässliche Details auf und der Leser kann sich nie ganz sicher sein, dass seinen Helden nicht irgendetwas sehr Böses passiert. Als ich nun von diesem Buch erfuhr, war ich sehr neugierig, und zwar weniger wegen des Inhalts, sondern eher wegen der Tatsache, dass Warren Ellis einen Roman verfasst hatte. Die Geschichte selbst war dann auch so wie erwartet: zynisch, bitterböse und voller Kritik an den dekadenten westlichen Werten. Warren Ellis beschreibt ein Amerika, das einer Zukunft entsprungen zu sein scheint, aber wenn man das Nachwort so liest, dann beharrt Warren Ellis darauf, dass das Allerwenigste erfunden ist. Er selbst habe schon Jesuskind-Analstöpsel im Internet gefunden - ebenso wie die Szene der Godzilla-Bukkake (Männer in Godzilla-Kostümen gehen speziellen Vergnügungen nach ). Es kommt nicht von ungefähr, dass Warren Ellis ein solches Buch verfasst hat: Vor 15 Jahren fing er an, die Absonderlichkeiten des Internets in journalistischer Weise festzuhalten, und hat wohl mehr Mist gesehen als alle Bewohner einer durchschnittlichen deutschen Kleinstadt zusammen.
Es wird somit recht klar, dass dies kein Roman für Zartbesaitete ist, sondern eine perverse Parodie auf die „National Treasure“-Filme mit Nicolas Cage darstellt. Und ebenso ist dieser Roman kein zweites Werk im Sinne Michael Moore wie „Stupid White Man“, sondern eine Erzählung in bester Tradition eines Charles Bukowski (für all diejenigen, denen der Name noch etwas sagt). Man kann also sagen, Warren Ellis lotet humorvoll-sarkastisch die Abgründe der menschlichen Seele aus und geht dabei bis an die Schmerzgrenze. Letzten Endes also nichts anderes als das, was er auch in den Comics macht, und somit kann man diesen Roman ruhigen Gewissens den Fans seiner Comics empfehlen. Alle anderen müssen für sich selbst entscheiden, ob sie sich auf diese „Tour de Force“ einlassen - es lohnt sich durchaus und als außen stehender Europäer kann man herzlich über die Absurditäten lachen, auch wenn im Hinterkopf die Gewissheit lauert, dass solche Dinge auch in Europa passieren.
Fazit: „Gott schütze Amerika“ ist ein kurzweiliger, sehr zynischer Roman, der dem Leser die Abgründe der menschlichen Seele in humorvoller Weise nahebringt. Irgendwie dürfte dieser Roman nicht funktionieren, doch er tut es trotzdem.
7 von 10 Punkten