Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Eigentlich bräuchte der sehr von sich eingenommene Testpilot Argo Knab keine Co-Piloten, der ihn auf seine Zeitreise begleitet, denn sein übergroßes Ego reicht für zwei. Obwohl er keine Gelegenheit ausläßt, festzustellen, dass er der beste Testpilot der Welt ist, stellt ihm das Schicksal jedoch zwei Mitreisende zur Seite: Zum einen ist da die sexbessene Dina Ätsch, die nur davon träumt, mit einem Zwei-Meter-Dreißig Neandertaler eine - sagen wir - engere persönliche Beziehung einzugehen und für jede tiefgreifende Diskussion ungeeignet ist. Zum anderen ist noch der Bürokrat Meier, der eher aus Versehen die Reise mitmacht und den Eingriff in die Zeitlinie verhindern wollte.
So verschlägt es nun jene drei Menschen in die Vergangenheit mit dem Ziel, ein Neandertalerpärchen für eine "Zoo" zu besorgen. Die Reise mit der Zeitmaschine - hier Äonenkreuzer genannt - klappt zunächst gut und die Expedition raubt einem, ohnehin schon schrumpfenden Neandertaler Stamm, das letzte Weibchen. Doch bei der Rückreise geht etwas schief und der Äonenkreuzer zerschellt 1908 in Russland / Tunguska, als dort gerade der berühmte Metor einschlägt. Gestrandet in der Vergangenheit zerteilt sich die Gruppe und jeder lebt sein eigenes chaotisches Leben. Die Teilnehmer der Expedition haben jedoch zwei Probleme: Erstens: Sie können nicht vor ihrem Geburtstag, der über 1000 Jahre in der Zukunft liegt, sterben und sind verdammt auszuharren. Zweitens: Durch eine Veränderung der Zeitlinie gestaltet sich nun die Ganze Entwicklung der Menschheit anders. Die Expedition wurde in ein Paralelluniversum verschlagen. Ein Zurückkehren in die eigene Zukunft scheint unmöglich.
Nach einem furiosen Prolog (dieser war in der Tat ziemlich witzig) hat Jürgen Müllers erster Roman gelegentliche Durchhänger. Die Handlung hat mich bis zum Absturz der Zeitmaschine nicht so recht fesseln wollen. Ab da aber wurde der Roman besser und besser. Der Autor wartet mit einigen witzigen und interessanten Ideen auf und es macht Laune, die Zeitodyssee zu verfolgen und zu beobachten, wie die bewusst klischeehaften Protagonisten durch die Handlung gescheucht werden.
Besonders im zweiten Teil läuft Jürgen Müller zu Höchstleistungen auf und präsentiert eine Qualität, wie man sie von seinen oft hervorragenden Kurzgeschichten gewohnt ist. Erst zum Schluss hin ebbt der Spannungsbogen in ein etwas enttäuschendes Ende ab. Insgesamt ist In den tiefen des Raums ein solider Roman, der für ein Erstlingswerk gut gelungen ist. Der Nachfolge Roman Der Fluch des Gnomen gelang dem Autor insofern besser, da dieses Werk eine klarere Handlung hatte und auch insgesamt mehr Konstanz bewies. Mir behagt das nicht so, wenn ich den Roman nicht gut überblicken kann, aber das ist sicherlich Geschmackssache. Ich gebe dem Erstlingswerk 7 von 10 Punkten.
In den Tiefen des Raums - Rezension von Jürgen Eglseer