Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Eigentlich hört sich die Aufgabe, die dem weltbesten Testpiloten Argo Knab gestellt wird, einfach an. Im Auftrag der Firma ÜBERFLUG soll er mittels eines hypermodernen Zeitschiffes in die ferne Vergangenheit der Menschheit reisen und ein Neandertaler-Pärchen mit in die Gegenwart bringen, sozusagen als Grundstock für viele weitere Neandertaler-Kinderchen. Knab fühlt sich dieser Aufgabe natürlich gewachsen, jedoch hätte er sich die Reise sicher zwei- oder dreimal überlegt, wenn er gewusst hätte, dass ihn nicht nur der Bürokrat Meier aus Versehen begleitet, sondern auch noch die dralle und vollbusige Dina Ätsch, die in ihrem leeren Hirn nur einen einzigen Gedanken in sich vereint: Sex.
Das der Äonenkreuzer, mit dem Knab die Reise antreten soll, kein hochglänzender Prototyp, sondern eher ein zusammengeschustertes Etwas darstellt, das von einem paranoiden künstlichen Copiloten mit unbeabsichtigt installierten, völlig wahnsinnigen Unterbewusstseinschip gesteuert wird, hat ihm auch keiner gesagt. Natürlich sind die Neandertaler nicht so wie man sich das vorgestellt hat, und mit viel Mühe und Not kann man zumindest ein männliches Exemplar an Bord bringen. Hier erfährt man übrigens, warum diese Urzeitmenschen tatsächlich ausgestorben sind. Gewundert hat es mich nicht. Die entsprechende Veranlagung ist heut noch da...
Da der Äonenkreuzer, wie schon erwähnt, nicht nur einen Knacks in seiner Konstruktion aufzuweisen hat, gestaltet sich die Heimreise nicht nur als schwierig, sondern eher gar als unmöglich. Im Jahre 1908 taucht man auf und rast gleichzeitig mit dem Meteor von Tunguska in den humusreichen russischen Boden. Während der Äonenkreuzer hier zerstört wird, überleben die Insassen plus dem Unterbewusstseinschip des Copiloten. Sie nutzen die Möglichkeiten, die sich durch ihre offensichtliche Unsterblichkeit (zumindest bis die Gegenwart wieder erreicht wird) ergeben und warten so die Jahrhunderte bis zum Jahr 3008 ab... Mehr oder weniger erfolgreich...
In der Tiefe des Raums ist der Vorgängerroman des hier schon rezensierten Der Fluch des Gnomen, und schlägt in die gleiche humoristiche Kerbe. Jedoch beweist Jürgen Müller, das er nicht nur fest im Sattel der Fantasy sitzt, sondern zeigt auch im Genre der Science Fiction handwerkliches Geschick, eine Fähigkeit, die nicht allen Autoren gegeben ist. Das Buch selber ist zweigeteilt - ich weiss nicht, ob Jürgen Müller es in zwei Anläufen geschrieben hat, jedoch unterscheidet sich die Schreibart zwischen den beiden Teilen schon erheblich. Der erste Teil, der die Reise des Argo Knab mit dem Äonenkreuzer in die Vergangenheit, mit diversen Umwegen über einige Parallelwelten bis hin ins Jahr 1908 schildert, ist schwere Kost.
Jürgens Gedankengängen kann man hier und da nur durch mehrmaliges Lesen folgen, gar scheint es, als ob der Autor hier teilweise unter LSD-Einfluss stand - auf alle Fälle ist es ein Heidenspass, den verschachtelten, aprupten Wendungen zu folgen und sich einfach im Strom des Romans treiben zu lassen. Viele haben versucht, den Stil Douglas Adams zu erreichen, Jürgen Müller ist es meiner Meinung nach am besten gelungen, teilweise übertrifft er ihn gar im geordneten Chaos der Handlungen - und dabei gelingt ihm das Kunststück, das der Leser weder verwirrt wird, noch sich nicht mehr zurechtfindet.
Im zweiten Teil lässt Jürgen Müller es etwas ruhiger angehen, die humoristischen Einschläge sind subtiler und hintergründiger. Die Schilderung, was aus den jeweiligen Besatzungsmitgliedern des Kreuzers im Laufe der Jahrhunderte wird, wie sich die Vergangenheit ändert, da allesamt ständig in die Geschichte eingreifen - das ist herrlich zu lesen und ein wahres Vergnügen.
Wer für trübselige Tage eine heilende Kost benötigt, der solle sich diesen Roman kaufen, diese Empfehlung kann ich mit Überzeugung aussprechen.
Meine Bewertung: 9 von 10 Punkten
In den Tiefen des Raums - Rezension von Rupert Schwarz