| Serie / Zyklus: ~ (weitere Rezensionen von Rupert Schwarz auf fictionfantasy findet man hier) |
Durch Raubbau und rücksichtsloses Wirtschaften kommt es auf der Erde zur ultimativen Katastrophe: Die Wirtschaft bricht zusammen und die Menschheit ist außerstande, den Folgen der Umweltzerstörung und den aufkeimenden Epidemien zu begegnen. Im Angesicht der heraufziehenden Katastrophe beschließt die Familie Sumner, eine Schutzzone aufzubauen und vor allem eine Kloneinrichtung. Die Menschheit beginnt auszusterben, doch eine Generation von Klonen soll das Fortbestehen des Homo sapiens sichern. Doch es gibt Schwierigkeiten. Die Klone neigen zu Unfruchtbarkeit und kurzer Lebensspanne. Vor allem aber entfremden sich die Klon-Generationen von ihren Schöpfern. Mehr und mehr weitet sich die Kluft, bis die Klone beschließen, die wenigen verbliebenen der alten Generation auszustoßen. Doch der Weg der Klone wird mehr und mehr zur Sackgasse, weil es sich zeigt, dass die Klone ohne Technik nicht überleben können, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese versagt.
Hier sangen früher Vögel ist eine düstere Zukunftsvision mit wenigen positiven Aspekten, was für eine Dystopie in Ordnung ist. Das Buch ist natürlich auch ein Spiegel der Entstehungszeit. Technik und ein langsam aufkeimendes Umweltbewusstsein prägten die Zeit und das Buch. Kloning war damals noch pure Science Fiction und auch Retortenbabys gab es noch nicht (1978: erste erfolgreiche künstliche Befruchtung - 1997: Geburt von Dolly, dem Klonschaf); auch wenn bereits Forschung in diese Richtung ging, wartet die Autorin mit teilweise haarsträubenden Ideen auf. Hinzu kommt, dass Begriffe wie "in vitro" und "klonen" zusammengeworfen wurden, obwohl doch ein Unterschied zwischen ihnen besteht. Doch auch inhaltlich versteht es die Autorin nicht unbedingt, auf voller Linie zu überzeugen. Die Geschichte wird etwas holprig erzählt und vieles wird dann einfach zurechtgebogen. Der Roman besteht aus drei Novellen, die auch eigenständig lesbar wären. Also kann man das Buch auch als Episodenroman bezeichnen, der in einem Zeitraum von ca. 20 Jahren den Aufstieg und Fall der Klonkultur erklärt. Von den drei Teilen hat mich nur der mittlere überzeugt, der von den Reisen der Klone in die verwaisten Reste der menschlichen Kultur und den damit verbundenen Problemen, von ihren identischen Brüdern getrennt zu sein. Dieser Teil ist wirklich überzeugend geschrieben und war im Gegensatz zum Rest tatsächlich preiswürdig. Allerdings macht der Teil weniger als ein Drittel des gesamten Romans aus und der Rest ist bestenfalls Durchschnittsware, die aus heutiger Sicht nicht mehr überzeugen kann. Wenn man dazu im Vergleich „Brave New World“ liest, wirkt das, was Huxley geschrieben hat (obwohl weit vor Kate Wilhelm), wesentlich frischer, und so ist es eigentlich unverständlich, warum dieser Roman sowohl den Hugo als auch den Locus Award gewonnen hat. Beides hat er nicht verdient.
6 von 10 Punkten.
Hier sangen früher Vögel - die Rezension von Michael Matzer