Titel: Die Wellen ersticken den Windaka Die Wanderer Besprechung / Rezension von Oliver Faulhaber |
Wer in deutschen Verlagsprogramm nach russischen Autoren sucht, wird unweigerlich auf die Strugatzki-Brüder stoßen: beinahe alle ihre Romane wurden ins Deutsche übersetzt, so daß sie als einzige osteuropäische Autoren (abgesehen von Lem) einer größeren Leserschaft bekannt sein dürften.
Seit den 50er Jahren publizierten Arkady und Boris gemeinsam bis zum Tode Arkadys 1991 - der hier vorliegende Roman ist also zum Spätwerk der beiden Brüder zu zählen.
30 Jahre zurückblickend berichtet Maxim Kammerer - der ehemalige Leiter der "Kommission für Kontrolle, Abteilung Besondere Vorkommnisse" - von den Ereignissen, die seinerzeit unter dem Namen "Große Offenbarung" in die Geschichte eingingen. Nach dem Entdecken außerirdischer Artefakte einer als "Wanderer" bezeichneten Superzivilisation wurde diese Abteilung gegründet, um alle ungeklärten Ereignisse zu untersuchen - denn die Angst sitzt tief, daß diese Wanderer in die menschliche Evolution eingreifen werden, was es natürlich unter allen Umständen zu verhindern gilt. (Bemerkenswert ist hier, daß eben diese Praxis - Eingriff in die Entwicklung anderer Spezies - bei den Menschen jahrhundertelang gang und gebe gewesen ist.)
In den 80er Jahren häufen sich nun rätselhafte Raum- und Xenophobien sowie andere Phänomene, was für den von Kammerer beauftragten Toivo Glumow eindeutige Hinweise für eine verstärkte Aktivität der Wanderer darstellt: bei seinen Ermittlungen scheinen die Puzzlestücke immer besser zueinander zu passen und die Aufdeckung des außerirdischen Komplotts nur eine Frage der Zeit ... bis dann doch alles ganz anders kommt, als man denkt.
Urteil: Vom Stil her fühlt man sich unweigerlich an Stanislaw Lem erinnert, obwohl die beiden Brüder in Sachen Realismus noch ein Stück weiter gehen - die fiktionale Biographie ist von zahlreichen "Dokumenten" (beispielsweise Forschungsberichte und Korrespondenz) durchsetzt, allesamt im kühlen und sachlichen Stil der Bürokratie gehalten. Einzig bei den von Kammerer nachträglich "rekonstruierten" Ereignissen erlauben sich die Strugatzkis einen eher erzählenden Schreibstil.
Das Buch ist zwar auf alle Fälle lesenswert, doch wirklich herausragend ist es keinesfalls. Weder der Stil noch die Handlung rissen mich vom Hocker, so daß ich eine echte Empfehlung höchstens für Liebhaber Lems und ähnlicher Autoren aussprechen kann ...
Bewertung: 6 von 10 Punkten