Titel: Bios Eine Besprechung / Rezension von Cornelius Ibs von Seht |
Vom preisgekrönten Autor von Darwinia ist bei Heyne gerade ein neuer phantastischer Roman über die Erkundung einer fremden Welt erschienen.
Die Erdbevölkerung des 22. Jahrhunderts wurde von schrecklichen Seuchen heimgesucht, die Menschheit sucht neue Siedlungsräume im Weltraum. Neben Kolonien auf dem Mars und einigen Monden existieren selbst in den sonnenfernen Regionen des Kuiper-Gürtels Außenposten. Doch nun richtet sich das Augenmerk auf Isis, einen erdähnlichen Planeten in einigen Lichtjahren Entfernung. Eigentlich bietet diese Welt hervorragende Voraussetzungen für eine menschliche Besiedlung, doch die einheimische Flora und Fauna erweist sich als ungemein aggressiv und variabel. Ein gewaltiger Gasplanet im System, der alle kosmischen Irrläufer in seine Gravitations-Falle zieht, bewahrte Isis vor großen Einschlägen. So blieb die Biologie von Vernichtungswellen verschont, konnte sich über eine Milliarde Jahre länger entfalten und jedwede Art von Überlebensstrategie entwickeln.
Die Forschungsbasen der Menschen werden so aufs heftigste von den isischen Organismen attackiert, Sicherungssysteme unterwandert, Dichtungen zersetzt und Filter überwunden. Kontaminierte Menschen sterben einen schnellen Tod, bevor sie von den hochkomplexen und rasant wandlungsfähigen Mikroben der fremden Welt assimiliert werden. Im Ringen um die Kolonisierung wird ein neues Werkzeug geschickt: Zoe Fischer ist der einzige überlebende Klon von Fünflingen, deren Immunsysteme gentechnisch optimiert wurden. Als sie auf der Orbitalsstation über Isis eintrifft, fechten die Bodenstationen bereits auf verlorenem Posten. Trotzdem wird sie auf ein Himmelfahrtskommando in die isischen Wälder gesandt ...
Robert Charles Wilson gelingt nach Darwinia wiederum, eine phantastische Welt zu entwerfen, die trotz ihrer paradiesischen Anmutung ungeheuerliche Gefahren birgt. Wie in Darwinia dringen auch in diesem Roman Menschen in äußerst fremdartige und bedrohliche Gebiete vor. Deren bizarre Pflanzen- und Tierwelt so farbig und eindrucksvoll und gleichsam authentisch und schlüssig zu schildern, ist Wilsons Faible und große Kunst. Seine außerirdischen Entitäten stehen in ihrer Exotik und Komplexität Lichtjahre über den in TV und Kino präsentierten gummimaskengetarnten galaktischen Spießbürgern à la Star Trek und Co.
Wilson hat mit Bios die Science Fiction nicht gerade neu erfunden, ihr aber ein spannendes und tiefschürfendes Kapitel hinzugefügt, einen klassischen Planeten-Roman, von dessen Sorte und Niveau leider viel zu wenige geschrieben und gedruckt werden.
Bios - Die Rezension von Andreas Nordiek