Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Robert Charles Wilson ist keinesfalls ein neuer Autor, sondern hat bereits diverse Romane, auch aus dem SF-Bereich, veröffentlicht. Hierzulande wurde zumindest beim Goldmann-Verlag 1994 der Roman Bis ans Ende aller Zeit im Taschenbuch herausgegeben. Nachdem Wilsons-Roman Darwinia mit dem Philip K. Dick-Award ausgezeichnet wurde, erschien der Autor für den Heyne-Verlag interessant genug, um weitere Werke von ihm hierzulande zu verlegen. Mit Bios liegt nun ein recht kurzer Roman in deutscher Übersetzung vor, der ein für die SF altbekanntes Thema bearbeitet.
Die technologische Entwicklung der Menschheit ist soweit fortgeschritten, dass sie in der Lage ist andere Sonnensysteme zu erreichen. Interessant sind natürlich vor allem die Sonnensysteme, die über bewohnbare Planeten verfügen. Isis ist solch ein Planet. Er strotzt nur so vor Leben, welches allerdings für die Menschen absolut tödlich ist. Das Leben auf Isis ist wesentlich älter als das auf der Erde und ungleich komplizierter aufgebaut. Für die Menschen bedeutet dies, dass sie nicht in der Lage sind ohne kompakte Schutzanzüge den Planeten zu betreten. Viren und andere Kleinstlebewesen erkennen den Menschen als Eindringling und sind innerhalb kürzester Zeit in der Lage absolut tödlich darauf zu reagieren. Das irdische Leben ist dem von Isis nicht gewachsen.
Wo andere SF-Autoren eine Besiedelung fremder Welten ohne größere Probleme beschreiben und gerade die biologische Komponente völlig außer acht lassen, bietet Wilson seinen Lesern eine konsequent zu Ende geführte Handlung. Trotz aller Anstrengungen sind die Menschen bei ihrem ersten Großversuch der Besiedelung von Isis nicht in der Lage die Biosphäre des Planeten zu täuschen bzw. eine Resistenz dagegen zu entwickeln. Selbst Zoe Fisher, deren Immunsystem künstlich aufgerüstet wurde, hat letztlich dem Erfindungsgeist der Biosphäre von Isis wenig entgegenzusetzen.
Robert Charles Wilson beschreibt in seinem Roman keine friedliche und einfach verlaufene Besiedlung einer fremden Welt, sondern bietet seinen Lesern eine realistische Handlung. Wo gerade Romane aus den 50ern und 60ern eine problemlose Besiedelung beschreiben und die vorhandenen biologischen Verschiedenheiten völlig außer acht lassen, nimmt sich Wilson dieser Thematik an. Trotz des technischen Fortschritts, auch auf dem Gebiet der Biotechnologie, gelingt es den Menschen im ersten Anlauf nicht eine Kompatibilität mit der Biosphäre Isis herzustellen. Vielmehr ist diese so stark und vor allem erfindungsreich, dass die Menschen letztlich keine Chance haben und scheitern.
Da der Roman selbstredend nicht völlig niederschmetternd für die Menschheit enden darf, wird noch ein Epilog gebracht, in der eine weitere Mission 150 Jahre später nach Isis gesandt wird. Diesmal scheinen die Menschen soweit biologisch aufgerüstet zu sein, dass sie der aus ihrer Sicht aggressiven Biosphäre wiederstehen können.
Die Idee des Romans räumt auf mit der Vorstellung, dass eine Besiedelung fremder Welten ohne Probleme vonstatten gehen wird. Wilson nimmt sich des Problems der unterschiedlichen Biosphären an. Sein Roman ist wesentlich realistischer gestaltet.
Was mich persönlich ein wenig gestört hat war, dass der Handlungshintergrund nicht großartig ausgearbeitet ist. Wilson konzentriert sich ganz auf die Isis-Handlung, ohne dabei ausführlich auf die geschichtlichen Entwicklungen auf der Erde einzugehen. Dabei sind diese aus meiner Sicht wichtig, um den Leser die Motivation der Menschen für solch einen riskanten Einsatz darzubringen. Aufgrund des geringen Umfangs des Romans wäre für einen ausgearbeiteten Hintergrund reichlich Raum gewesen.
Bios ist sicherlich kein Meisterwerk und Darwinia konnte mich wesentlich mehr fesseln. Die Romanidee an sich ist wirklich lesenswert, wenn ich auch mit der schriftstellerischen Umsetzung ein wenig hadere.
Sollten im Heyne-Verlag oder anderswo weitere Romane von Robert Charles Wilson erscheinen, würde ich auch diese lesen.
Bios - Rezension von Cornelius Ibs von Seht