Serie / Zyklus: Barrayar- Band 2 Besprechung / Rezension von Oliver Faulhaber |
Das vorliegende, mit dem Hugo Award ausgezeichnete Buch knüpft direkt an Scherben der Ehre an. Unsere Heldin Cordelia Naismith hat mittlerweile ihren Aral geheiratet und ist somit Lady Vorkosigan geworden. Anfangs hat sie außer mit ihrer Schwangerschaft nur damit zu kämpfen, sich den neuen Gegebenheiten auf Barrayar anzupassen (das von seiner feudalistischen Struktur eher der Erde vergangener Jahrhunderte gleicht, und weder unter politischen, technologischen oder sozialen Gesichtspunkten einem Vergleich mit Cordelias Heimat Beta standhält). Auch als Kaiser Ezar stirbt und ihr Ehemann zum Regenten seines noch im Kindsalter befindlichen Nachfolgers Gregor ernannt wird (und damit quasi die Verantwortung des gesamten Reichs trägt), ahnt sie nichts von den bevorstehenden Problemen. Erst als eine angespannte innenpolitische Situation erst Aral, dann aber auch sie selbst zur Zielscheibe für konservative Kräfte werden läßt (und zwar nicht nur im übertragenen Sinn), erkennt sie den Ernst der Lage.
Als dann bei einem Anschlag Cordelias ungeborenes Kind nur knapp gerettet werden kann, steht sie kurz vor dem Zusammenbruch: Denn die zu erwartenden körperlichen Schäden des Babys gepaart mit dem Willen Cordelias, alles für sein Überleben zu tun, stoßen auf radikale Ablehnung in der eigenen Familie - allen voran bei Arals Vater, rein barrayanisch geprägt und damit gegen jegliche Sorte von "Mutanten".
Zu allem Überfluß eskaliert die politische Situation in einem offenen Nachfolgekrieg mit ungewissem Ausgang. Die Hauptstadt - und damit auch das Krankenhaus mit Cordelias Baby - wird von feindlichen Kräften besetzt, während sie selbst tatenlos dem Geschehen zusehen soll?
Urteil: Ich habe ja wirklich versucht, Bujold im zweiten Anlauf ohne Vorurteile zu begegnen ... doch meine Befürchtungen sahen sich bestätigt. Man hat den Eindruck, man liest ein Buch von der Sorte "von Frauen für Frauen": Wer Thematiken wie Schwangerschaft (und die damit verbundenen physischen wie psychischen Probleme), Hochzeiten und Modefragen liebt, ist hier genau richtig - die Krönung ist aber die seitenlange Aktion, als Cordelia als Kupplerin zwischen zwei unglücklich Verliebten auftritt.
Zu alldem kommen teils sehr gestelzt wirkende Dialoge und der Drang (man kann es schon fast "Zwang" nennen) die Heldin in einem guten Licht darstellen zu wollen: Trotz unglaublicher Belastungen helfen ihr mindestens ebenso unglaubliche Zufälle zum Erfolg. Nicht genug, daß sie ihr Kind aus den Händen des Feindes (den sie aufgrund ihrer "weiblichen Intuition" bereits vor seinem eigentlichen Aktivwerden erahnt - und zwar während einer 5-Minuten-Begegnung) rettet - Nein, sie entscheidet auch noch den gesamten Krieg zu ihren Gunsten.
Abschließend noch zu zwei Kritikpunkten, an denen Bujold aber wirklich nichts kann: Zum Einen ein völlig deplaziertes Cover (erinnert eher an Heinleins Sternenkrieger) und dann zu viele Druckfehler, die zumindest bei einer Neuauflage eigentlich nicht mehr auftauchen sollten.
Aber bevor jetzt der Eindruck entsteht, Barrayar wäre ein abgrundtief schlechtes Buch, sollte ich vielleicht erwähnen, daß es trotz aller Mängel recht unterhaltsam ist und Liebhabern der angesprochenen Thematik bestimmt mehr Freude bereiten wird als mir.
Das Buch gewann den Hugo Award 1992.
Barrayar, Band 2 - Rezensionsübersicht
Barrayar - Übersicht