Serie / Zyklus: ~ Titel: Eden Originaltitel: Eden Autor: Stanislaw Lem Übersetzung: ~ Verlag / Buchdaten: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Erkundungen zeigen, dass Eden bewohnt ist. Was sie zunächst zu Gesicht bekommen ergibt einfach keinen Sinn. Da ist eine Fabrik, die Dinge produziert, diese wieder aufnimmt, schmelzt und neu in Form bringt, nur um anschließend den Prozess zu wiederholen. Da sind Massengräber von Einheimischen und Flugscheiben, die aber wenig Interesse an den sechs Forschern zeigen.
Es gelingt den Astronauten, allmählich das Schiff wieder betriebsbereit zu bekommen, doch dann eskaliert die Lage. Die Einheimischen von Eden - von der Besatzung des Schiffs "Doppelts" wegen der scheinbaren Symbiose zweier Wesen genannt - gehen jetzt gegen das Schiff vor und versuchen es in eine Kuppel einzuschließen. Zwar kann die Besatzung der Rakete dieses primitive Gefängnis leicht überwinden, aber die schreckliche Wahrheit des Doppelts kommt nach und nach zu Tage.
Zu dem Roman gibt es einiges zu sagen. Zunächst muss angemerkt werden, dass alle Protagonisten nur nach ihrer Funktion benannt wurden. Da wären der Doktor, der Kybernetiker, der Physiker, der Chemiker, der Ingenieur und der Coordinator. Warum der Ingenieur mehrfach als einziger mit Namen (Henrik) angesprochen wird, ist unklar.
Je nach Funktion erfüllen die Protagonisten auch die ihnen zugedachte Rolle, wobei der Doktor am meisten Interesse am erforschen der Doppelts zeigt. Das Buch unterscheidet sich stark von den späteren Werken Lems. Nur selten zeigen sich die Fähigkeiten, die Lem in seinen späteren Büchern an den Tag legt und so ist das Buch kaum anders als die Werke seiner amerikanischen Kollegen aus dieser Zeit.
Zwar beschreibt Lem in der ersten Hälfte des Romans eine phantastische, vollkommen unverständliche Welt, driftet aber in der zweiten Hälfte ist den Stil der damaligen Mainstream SF ab und beschreibt die Kultur als von Despoten kontrollierten Polizeistaat. Sicherlich will das als Metapher verstanden werden, dennoch ist dies ein klarer Bruch zum ersten Teil des Romans. Fast scheint es so, als habe Lem im Laufe des Schreibens sein ursprüngliches Ziel, das Beschreiben einer Erstkontaktsituation, vollkommen aus dem Augen verloren und sich auf ein neues Ziel, der Kritik an tolitären Staatsform, konzentriert. Das ist sehr schade, denn in der ersten Hälfte hat Lem mehr geboten als beispielsweise Arthur C. Clarke mit Rama.
Unfreiwillig komisch muten manche Beschreibungen an. So ist die Rakete mehr ein mechanisches Ungetüm als ein High Tech Produkt. Fast so als ob man mit einer Badewanne ins All fliegt. Und seitenlange Beschreibungen der Entwicklung eines s/w Films erwecken nicht den Eindruck man lese ein SF Buch.
Gut, das Buch ist 1959 geschrieben worden, aber beispielsweise Asimovs Foundation-Trilogie aus den früher 40er Jahren des vergangenen Jahrundert zeugen von mehr Fantasie und Eleganz.
Fazit: Ein Roman, der zu Beginn deutliches Potential aufzeigt, das aber im Verlauf des Romans verschenkt wird. Zu technische Beschreibungen haben den Roman überholt und lassen in steckenweise lächerlich erscheinen. 5 von 10 Punkten.