Originaltitel: 20.000 Leagues Under the Sea Besetzung: Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Im Jahr 1997 wurde der berühmte Stoff von Jules Verne gleich zweimal für das Fernsehen adaptiert und zweimal wurde darin versagt, den Stoff werksgetreu umzusetzen. Während die Hallmark Produktion schon mau war, kann diese Produktion als Katastrophe angesehen werden. Diese Verfilmung ist eine Beleidigung von Vernes Erbe.
Die Geschichte beginnt damit, dass Pierre Arronax von seinem Vater diskreditiert wird. Dieser, Thierry Arronax (im Buch kommt er meines Wissens gar nicht vor) ist ein selbstverliebter Narr und Täuscher. Sein ganzer wissenschaftlicher Ruhm baut auf sehr dünnen Forschungsergebnissen auf. Ganz klar, dass ein solcher Mensch es nicht ertragen kann, dass sein Sohn möglicherweise aus seinem Schatten hervortritt.
Nach einem Streit beschließt Pierre zusammen mit Admiral McCutcheon (ebenfalls ein verbohrter Narr) auf eine Forschungsreise zu gehen. Ein seltsames gewaltiges Wesen im Meer hat inzwischen einige Schiffe zum Sinken gebracht und Pierre als Meeresforscher wird als Experte hinzugezogen. Nach einem letzten, finalen Streit zwischen Vater und Sohn und einem Kuss zwischen Pierre und seiner Stiefmutter, der über eine Mutter-Sohn Beziehung hinaus geht, legt das Schiff ab.
Während der Reise (beim Deckschrubben - seufz) lernt er Ned Land (ein weiterer Psychopath) und Cabe Attucks (dieser ersetzt Pierre Arronax' Diener Conseil, den man völlig rausgeschrieben hatte) kennen. Sie finden also das Wesen oder besser die Nautilus und die drei Gefährten werden von dem stark beschädigten Schiff ins Meer geschleudert.
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Captain Nemo | Pierre Arronax |
Pierre wacht aus einer Bewusstlosigkeit auf und erlebt wie er in die Nautilus geborgen wird. Dort treffen sie auf Captain Nemo, dargestellt von Michael Caine, dessen schauspielerisches Genie es möglich macht, dass seine Interpretation des Captain Nemo ebenso armselig und einfallslos wie die Verfilmung ist. Dessen Liebe zum Meer und seine innere Zerrissenheit - mehr noch: alles was die Figur des Captain Nemo ausmacht - kommen in dieser Verfilmung überhaupt nicht zur Geltung. Er ist ein Mann, der sich nach dem Tod seiner Frau unter das Meer zurückgezogen hat (warum wird wie gesagt nicht so richtig klar) und nun mit Bomben an den tektonischen Kontinentalplatten die Erdbebengefahr in den Meeren reduzieren will (in Anbetracht des Tsunamis in Südostasien ist er also ein richtiger Held).
Ned Land (Brayn Brown macht das Beste aus dieser scheußlichen Rolle) verbringt die Reise im Bordgefängnis, nachdem er zuerst versucht hatte, Nemo zu töten (!) und anschließend die Natuilus sabotierte als diese durch einen unterirdischen Vulkanausbruch fährt (Huch, da bricht gerade ein Vulkan aus...). Nur durch das heldenhaft Eingreifen von Pierre Arronax kann Schaden vom Getriebe abgewendet werden. Doch dabei wird seine Hand in den Zahnrädern zerquetscht. Kein Problem, denn das ist Nemo auch schon passiert und er bekommt eine neue mechanische Hand. Tststs, da hat der Drehbuchschreiber wohl zu oft Das Imperium schlägt zurück gesehen - Du bist mein Sohn, Pierre. Und das ist noch nicht einmal so weit hergeholt, denn zwischen Pierre Arronax und Captain Nemo entwickelt sich immer mehr eine Vater-Sohn Beziehung, die noch verstärkt wird, als Pierre Mara, Nemos Tochter (NEMOS TOCHTER ???) kennen und lieben lernt.
Gegen Ende wird es immer konfuser: Nemo offenbart seinen Plan: Er hat ein neues Zuhause unter dem Meer erbaut und dort sollen sie nun alle leben. Die Heimstätte ist nichts anderes als - tadahh - das renovierte Atlantis. Doch Nemo weiss nicht, dass sich Thierry Arronax und Adm. McCutcheon langsam ebenfalls Atlantis nähern (der Zuschauer fragt sich zurecht, wie das Schiff die Nautilus finden konnte, aber der Admiral hat einen Falken, der das Schiff erspähte - hohoho).
Doch die Helden werden mit noch mehr Problemen konfrontiert: Während Nemo und die anderen die Nautilus verlassen, bricht Ned Land aus seinem Gefängnis aus und zerschlägt in einem Anflug von Wahnsinn die Beobachtungskuppel der Nautilus. Das Schiff muss auftauchen und durchbricht direkt vor Admiral McCutcheons Schiff die Wasseroberfläche. Dieser beschießt das U-Boot mit Kanonen. Währenddessen wird auch Nemos Gruppe von der Krake bedroht die nun endlich ihren Auftritt hat (in Form eines mit Saugnäpfen bestückten Stück Schlauch, das in einem Swimming Pool vor der Kamera hin und her bewegt wurde). In einer vollkommen unsinnigen Handlungswendung wird dann Mara von McCutcheon festgenommen und unter Deck gesperrt.
Als die Nautilus zurück schlägt, fliegt das Schiff zusammen mit Nemos Tochter in die Luft. Es kommt zum letzten Showdown zwischen Nemo, Pierre und Thierry Arronax. Der Vater schießt Nemo nieder und läßt seinen Sohn zurück, der kein Interesse daran hat, den Ruhm für die Eroberung der Nautilus einzuheimsen. Doch dann aktiviert Nemo die Selbstzerstörungsapperatur des Schiffs und die Nautilus fliegt mit Thierry Arronax in die Luft und der Zuschauer ist erlöst.
Die Verfilmung ist wirklich gräßlich. Alles wurde verschlimmbessert und der ganze Charme der Geschichte geht verloren. Die vielschichtigen Charaktere aus Jules Vernes Roman werden größtenteils zu Psychopathen (Adm. McCutcheon, Thierry Arronax, Captain Nemo und nicht zuletzt Ned Land) degradiert oder sind einfach nur vollkommen belanglos. Obwohl die Verfilmung 3 Stunden dauert machen die Abenteuer unter Wasser nur einen ganz kleinen Teil aus. Das Schiff wir nur zweimal verlassen. Im Buch beschreibt Jules Verne auf vielfältigste Weise die Ereignisse auf dem Meeresgrund. Vollkommen weggelassen wurden z. B. der Angriff der Riesenkrake mit der anschließenden Beerdigung auf dem Meeresgrund, die Entdeckung der Riesenauster und die Fahrt zu Nemos Insel.
Fazit: Schlechter machen kann man es eigentlich nicht mehr. Ich habe nichts gegen Änderungen bei einer TV Adaption, aber dies sollen dann schon Verbesserungen sein.
1 von 10 Punkten.