Titel: Zombies - Sie werden Dich fressen Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Klappentext:
Ich will Blut, Gore, Gekröse, raushängende Augen, abgetrennte Glieder, Hirn überall auf den Protagonisten verteilt. Ich will, dass die Katze mit buschigem Schwanz flieht, wenn der Film läuft und sich meine erwachsenen Kinder vor Grauen abwenden. Ich will, dass es so eklig ist, dass sogar Erbrochenes kotzt. Das Selbe erwarte ich auch von einem Zombie-Buch.
Gunter Arentzen
Zombies sind hipp - aus diesem Grund überschwemmen entsprechende Romane derzeit den Horrorbuch-Markt. Ausbrechende Epidemien, zusammenbrechende Zivilisationen durch apokalyptische Heerschaaren von Untoten und sehr viel Blut und Gedärm gehen mit diesen Romanen einher. Jedoch halten natürlich nicht alle Romane, was sie versprechen. Zu oft wird das interessant begonnene Szenario von Langeweile eingeholt (Herbst: Beginn) oder endet in seltsamen übernatürlichen Erklärungsversuchen, warum und wieso die Menschheit diesen Weg nehmen musste (Nation der Untoten). Besondere Aufmerksamkeit schenke ich daher Romanen, die sich weniger um die Zombies, dafür umso mehr um die Charaktere drehen, die in dieser Situation zurecht kommen müssen. Oder - ein ganz besonderes, aber noch seltenes Schmankerl - Zombieepidemien in Deutschland. Der Lokalkolorit ist immer ein ganz besonderer Reiz, das gilt Genreübergreifend.
Thomas Backus, Mitglied der Apokalyptischen Schreiber, hat hier versucht, beides zu verbinden. Jedoch wählte er nicht den Weg des durchgängigen Romans, sondern bedient sich der Kurzgeschichte. Dabei ist "Zombies: Sie werden dich fressen" eigentlich nur auf den ersten oder zweiten Blick eine Anthologie, denn man erkennt immer wieder ein durchgängiges Thema, sich verknüpfende Handlungsstränge oder aufeinander aufbauende Geschichten. Gerade diese Vielschichtigkeit seiner Kurzgeschichten macht die Lektüre so interessant. Neben dem erwartungsvollen und freudigen Grusel vor der blutrünstigen Handlung einer jeden Geschichte kommt noch die Neugier hinzu, welche Elemente hier Backus wieder interagieren lässt. Verschiedene Personen tauchen immer wieder auf - und man weiss zuvor nie, in welchem Zustand...
Dabei handelt das Buch nicht nur von der vom Leser erwarteten Orgie aus Blut und Gedärm - von denen hier sehr viel zerschossen, zerbissen, zermahlmt oder zerstückelt werden. Über das teilweise sehr heftige Schlachtfest hinaus verbirgt sich hinter den Geschichten oft beissender und tiefschwarzer Humor, absolut meine Wellenlänge, und erstaunlich viel Kritik an unserer Gesellschaft. So stellt Backus in seinen Storys nicht einfach nur die Geschichte der Entwicklung einer Zombie-Epidemie dar, sondern setzt die Untoten genau dort hin, wo das Deutschtum vor sich hin brütet: das spiessige Bürgertum bekommt hier besonders sein Fett weg. Was wäre, wenn Beamte zu Untoten werden? Was passiert mit dem routinierten Familienleben? Was passiert mit allzu neugierigen Reportern? Backus beantwortet all diese Fragen mit einer wunderbar vulgären und tiefsinnigen Sprache. Wo kommen die Zombies her? Die Erklärungsversuche von Thomas Backus münden in einen Goldfisch - eine Möglichkeit, die selbst den Altmeister George A. Romero zur Verzückung gebracht hätte.
Neben den über 40 Geschichten von Thomas Backus, findet man auch eine Gaststory von Volker Ilse, ebenso ein Mitglied im Bund der Apokalyptischen Schreiber. Abgerundet wird der gelungene Band noch mit Rezensionen der Zombiefilme von George A. Romero.
"Zombies: Sie werden dich fressen" ist in zwei verschiedenen Fassungen erhältlich. Einerseits kann man die "normale" Version kaufen, in der allerdings auch nicht wenig explizite Handlung vorkommt. Andererseits zeigt Thomas Backus in seiner "unrated"-Version, die ein paar Euro mehr kostet und in einer nur kleinen Auflage gedruckt wurde, das man diese Explizität durchaus steigern kann. Sowohl in Sachen Gore, als auch mit sexuellen Themen, setzt hier Backus noch eines drauf.
Gunter Arentzen bekommt das geliefert, was er sich im Klappentext zu diesem Buch wünscht. "Zombies..." ist ein wunderbares Buch für alle Fans hintersinniger Zombieliteratur. Sie bekommen eine ganze Menge Gore für ihr Geld, und als Bonus noch beissend witzige und tiefsinnige, voller Sozialkritik durchzogene Geschichten. Wunderbar - Thomas, wann kommt der zweite Band?
Für alle, für die hart nicht hart genug ist!
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Ein Blick zurück: Titel: Das Zombie-Zine
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