Reihe: Untoten-Trilogie, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Nur wenige Jahre in der Zukunft spielt David Wellingtons Auftakt zu einem dreibändigen Werk über eine Epidemie der Untoten auf der Welt. Wenige Menschen konnten sich retten, ausgerechnet in Somalia konnte sich etwas Zivilisation halten (wohl weil dort wirklich jeder bewaffnet ist). Die Geschichte beschreibt die Erlebnisse des ehemaligen UN-Waffeninspekteurs Dekalb, der sich und seine Tochter vor den Zombies in Sicherheit bringen will. Ein weiblicher Warlord verspricht, Dekalb zu unterstützen; jedoch muss er eine Gegenleistung hierfür erbringen. Sie ist an AIDS erkrankt, und aufgrund der apokalyptischen Lage der Welt sind natürlich AIDS-Medikamente nicht mehr an jeder Straßenecke erhältlich. Nachdem Dekalb alle erreichbaren Kliniken und Versorgungszentren erfolglos durchsucht hat, kommt ihm ein verzweifelteter Gedanke: An seinem ehemaligen Arbeitsplatz, dem UN-Gebäude muss es entsprechende Medikamente geben. Diese Idee kann Dekalb wohl nur in seiner wahnhaften Sorge um seine kleine Tochter gekommen sein, denn von Somalia nach New York ist es mit einem ehemaligen Fischkutter ein ganz schönes Stück. Nichtsdestotrotz macht er sich in Begleitung einer Gruppe bis an die Zähne bewaffneter und aggressiver Kindersoldatinnen auf den Weg und erreicht auch die amerikanische Metropole.
In der menschenleeren und nur von Untoten versuchten Stadt lernt er Gary kennen - einen Medizinstudenten, der sich witzigerweise die Theorie erarbeitete, dass die Zombies deswegen so dumm sind, weil zwischen Tod und Wiedererweckung das Gehirn abstirbt. Und so schloss sich der Gute während seiner Übergangsphase an eine Blutwäsche an und erwacht als denkender Zombie. Dekalb misstraut Gary, der ihm die Führung durch die Großstadt anbietet, und nachdem der Mediziner die Anführerin der Mädchen verspeist, ist auch an eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr zu denken. Dekalb kämpft sich nun ohne den Zombie durch New York, nicht wissend, dass dieser nur durch die Macht seines Geistes einen Kopfschuss überlebt. Leider rutscht Wellington nun zu sehr ins Trashige ab, da nun plötzlich im Central Park lebende Mumien auftauchen, die das Heer der Zombies steuern und alle noch lebenden Menschen töten möchten. Gary soll als ihr Heerführer die Untoten zum Sieg führen, ergreift aber nach einer Revolte selbst die Macht. Dekalb und seine kleine Gruppe sehen sich nun einer von einer Intelligenz gesteuerten riesigen Schar von Zombies gegenüber. Kann das Missionsziel so noch erreicht werden?
Der Roman hat positive und negative Seiten. Zu letzteren möchte ich das Abgleiten in die Untiefen der Metapsyche zählen, die Arbeit der Mumien für ein übergeordnetes Wesen, um die Menschheit zu vernichten. Das klingt mir zu sehr nach Groschenroman. Positiv ist jedoch der Rest des Romans - Spannung pur, ansprechende Charaktergestaltung und interessante Wendungen in der Handlung. Mit der Idee, einen Zombie zu schaffen, der Geist und Intelligenz eines Nicht-Zombies besitzt, hat Wellington sogar etwas Neues der abgedroschenen Zombie-Unterhaltung hinzugefügt. Mit großem Amüsement verfolgt man Garys Probleme mit einem verwesenden Körper - schlussendlich legt sich der ehemalige Student sogar selbst in Formalin ein. Wer den abschließenden Plot mit etwas "Augen zu und durch" durchsteht, wird mit einem überraschend guten Roman belohnt.
7 von 10 Punkte
Stadt der Untoten - die Rezension von Erik Schreiber