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vorgestellt von Ulrich Blode
Walter Ernsting wurde am 13. Juli in Koblenz geboren. Er besuchte das Gymnasium, kam nach Beginn des Zweiten Weltkrieges zur Wehrmacht. Er tat in einer Nachrichteneinheit Dienst, unter anderem in Norwegen und später in der besetzten Sowjetunion, wo er in Kriegsgefangenschaft geriet. In seiner Biographie von Heiko Langhans kommt klar die negative Haltung Walter Ernstings zum Krieg und den herrschenden gesellschaftlichen Strukturen in Deutschland zum Ausdruck. Nach fünf Jahren entließ man Ernsting schwerkrank aus sowjetischer Gefangenschaft, die er in Sibirien verbringen mußte.
Ab 1952 arbeitete er als Übersetzer bei den britischen Besatzungsbehörden und begegnete den anglo-amerikanischen Science Fiction-Magazinen. Aufgrund seines großen Interesses an dieser Literatur, bereits während der Jugend, gelang es ihm beim Pabel Verlag ab dem Jahr 1954 eine neue Serie zu starten, den Utopia-Großband. Er war Redakteur und Übersetzer in einem und legte den Schwerpunkt auf die englischsprachigen Autoren. Gleichzeitig hielt der Genrebegriff Science Fiction Einzug nach Deutschland. Einen von Ernsting selber geschriebenen Roman lehnte aber der Cheflektor ab. Mit dem inzwischen legendären Übersetzertrick gab er seinen eigenen Roman als Übersetzung eines gewissen Clark Darlton aus. Und so erschien Ufo am Nachthimmel (1955) als angebliche Übersetzung von To-Morrow the Future als Utopia-Großband Nr. 19.
In dem Clark Darlton Reader (1983) äußert sich Ernsting zu der Frage, welche Reihen und Serien durch seine Initiative ins Leben gerufen worden seien: "Bei der Frage muss ich beinahe passen, denn so genau wie ich das nicht mehr. Mit Sicherheit war ich Geburtshelfer und Pate bei: Utopia-Großband, Utopia-Magazin, Western-Großband (alle Pabel-Verlag), Terra, Terra-Sonderband, Galaxis - (alle Moewig Verlag), Galaxy- und The Magazine of Fantasy & Science Fiction-Auswahlbände. Und fast hätte ich es vergessen: Perry Rhodan."
Ufo am Nachthimmel folgten viele weitere Romane unter dem Pseudonym Clark Darlton. Zu nennen wären aus dem umfangreichen Werk, das vor Perry Rhodan erschien: Die Zeit ist gegen uns (1956), Raum ohne Zeit (1957), Das ewige Gesetz (1957), Das Leben endet nie (1959), Und Satan wird kommen (1956), Die Schwelle zur Ewigkeit (1957) und die Trilogie Der Galaktische Krieg, die aus den in 1958 erscheinenden Bänden Attentat auf Sol, Zurück aus der Ewigkeit und Die Galaktische Förderation besteht. Vor allem auf dem Heftromansektor publizierte Ernsting seine Romane. Zuweilen als Leihbuch, bevor diese gekürzt als Heft erschienen. Zeitreisen, Ufos, Außerirdische sowie galaktische Förderationen sind ein Teil der Themen, die häufig von ihm aufgegriffen worden sind. Bei vielen überwiegt der Unterhaltungscharakter. Und dennoch werden oft Fragenaufgeworfen, über die ein Leser nachdenken kann, ohne vom Autoren belehrt zu werden. Neben spannenden Geschichten versteht es Ernsting pointierte Stories und Humor einzubringen. Der 1983 veröffentlichte Roman Die neun Unbekannten zeichnet zudem ein pessimistischeres Bild von der Menschheit, die sich auszulöschen droht.
Neben seiner professionellen Tätigkeit engagierte sich Walter Ernsting in Fankreisen, dem sogenannten Fandom. In einer Leserspalte kamen ab dem Utopia-Großband Nr. 19 Leser und SF-Schaffende zu Wort. Er lernte zudem ausländische Fans oder SF-Professionelle kennen, z. B. Forrest J. Ackerman und Julian Parr. Zusammen mit Parr, Ackerman, Raymond Z. Gallun, Hugo Gernsback und Walter Spiegl gründete Ernsting im Jahr 1955 den Science Fiction Club Deutschland (SFCD), der noch heute existiert. Dem zugehörigen Magazin gab man den Namen Andromeda. Bis Ende der sechziger Jahre war Ernsting im zuweilen sehr turbulenten Fandom aktiv und zog sich allmählich zurück.
1961 gründete Walter Ernsting zusammen mit einem anderen bekannten Science Fiction-Autoren, Karl-Herbert Scheer, die Perry Rhodan-Serie. Über die Anfänge dieser Serie gibt es abweichende Erinnerungen, ob die Initiative von Kurt Bernhardt aus dem Moewig-Verlag ausging oder von den Autoren. Unbestreitbar ist, wer Perry Rhodan plante. Und das waren die beiden genannten Schriftsteller, auch wenn Scheer fortan die Exposés, die Handlungsvorgaben und Hintergründe für die Romane alleine ausarbeitete. Von Ernsting stammt aber z.B. die Namenswahl des Serienhelden und viele andere wichtige Serienelemente. Perry Rhodan ist ein Phänomen, das sich längst nicht mehr auf den Heftsektor beschränkt: annähernd 2300 Hefte, 500 Taschenbücher, Hörspiele, die Schwesterserie Atlan und viele andere Produkte gibt es inzwischen. War Ernsting bereits vorher ein populärer Autor bei den Science Fiction-Lesern, wurde er fortan hauptsächlich mit seinem Wirken an Perry Rhodan verbunden: 192 Heftromane, 26 Taschenbücher und 32 Romane der Schwesternserie Atlan schrieb er. Ellert, die Barkoniden und Harno sind schillernde Figuren Ernstings. Besonders der Mausbiber Gucky ist der Charakter, mit dem sein Schöpfer am meisten identifiziert wird. In 1992 erschien der letzte von Clark Darlton/Walter Ernsting verfasste Perry Rhodan-Roman.
Durch die Mitarbeit an Perry Rhodan sank zum eine der Anteil eigenständiger Romane. Zum anderen gelang es ihm unter eigenem Namen Jugendbücher, z. B. Das Weltraumabenteuer (1964) und Das Marsabenteuer (1964), zu veröffentlichen und den Roman Der Tag, an dem die Götter starben (1979) im Marion von Schröder Verlag, der aberbereits zuvor in den USA und Frankreich publiziert worden ist. Und er arbeitete mit Ulf Miehe, Raymond Z. Gallun, Jesco von Puttkamer, Heinz Bingenheimer und Jack Williamson zusammen. 1981 zog es Walter Ernsting nach Irland, wo er viele Jahre lebte. Zuvor wohnte er vor allem in Bayern und Österreich.
Mehr als dreihundert Romane und etwa drei Dutzend Kurzgeschichten hat Walter Ernsting geschrieben, vor allem serienbezogene Werke. Gewiss stand bei seinen Romanen die Unterhaltung oft an erster Stelle. Doch viele sind auch noch Jahrzehnte nach ihrem Entstehen lesbar. Durch seine Tätigkeiten kann Walter Ernsting als einer der großen Science Fiction-Schaffenden bezeichnet werden. Er war ein beliebter bzw. der beliebteste Autor des Genres in den fünfziger und sechziger Jahren und rief wichtige Science Fiction-Reihen ins Leben bzw. war an deren Entstehen beteiligt. Als Redakteur veröffentlichte er ausländische Autoren und war einer der wesentlichsten Förderer der Science Fiction in Deutschland für viele Jahre. Neben etlichen Publikationen, die über Ernsting erschienen sind, ist die Biographie Clark Darlton. Der Mann, der die Zukunft brachte (2000), die Heiko Langhans verfasste, zu erwähnen. Diese ist für Interessierte ein angemessener Überblick, blendet aber wichtige Engagements und Aktivitäten aus. Im Jahr 2003 ist der Planetoid 15265, den Dr. Lutz Schnabel am 12.10.1990 entdeckte, nach Ernsting benannt worden. Am 15. Januar 2005 starb Walter Ernsting, der vielen unter dem Namen Clark Darlton bekannt ist, in Salzburg.
Bibliographien:
Perry Rhodan-Romane
Perry Rhodan-Taschenbücher
Atlan-Romane
Dragon-Romane
Kurzgeschichten
Romane
Clark Darlton: Werkausgabe
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