Serie/Reihe: Wächter der Nacht (Trilogie, Band 1) Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Moskau, heute. Der Krieg in der russischen Metropole tobt tagtäglich und jede Nacht, von den Menschen unbemerkt, zwischen den Vertretern des Lichts und den Kämpfern der Dunkelheit. Das Gleichgewicht zwischen den beiden Kräften ist sehr labil, kann jederzeit zur Seite des einen oder anderen umkippen und somit eine Katastrophe herbeiführen. Gehalten wird der Status Quo durch einen jahrhundertealten Waffenstillstand, der täglich aufs neue gefährdet wird.
Auf der Seite des Lichts stehen die Wächter der Nacht, auf der Seite der Dunkelheit stehen die Wächter des Tages, so auch der Titel von Band zwei. In beiden Gruppen gibt es nur Vertreter der "Anderen", Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Die Anderen sind Menschen mit übernatürlichen Kräften, wachen darüber, dass die anderen Anderen, Vampire, Hexen und andere Anhänger der schwarzen Magie, nicht willkürlich Menschen abschlachten. Diese Balance der Kräfte hat den Frieden bewahrt. Bis heute.
Eine alte Vorhersehung besagt jedoch, dass einmal ein Anderer kommen wird, mächtiger als alle vor ihm, der den Krieg für eine Seite entscheiden wird. Dabei mehren sich die Anzeichen, dass der Tag immer näher rückt. Dumm für den Handlungsträger Anton Gorodetsky, weil er in diesem dreiteiligen Episodenroman im Mittelpunkt steht. Anton, der eher zufällig und eindeutig widerwillig in die Reihen der WÄCHTER DER NACHT gerät und ein eigentlich freundschaftliches Verhältnis zu dem nebenan wohnenden Vampir Kostja unterhält, findet sich auf einmal im Zentrum einer Auseinandersetzung wieder, die insbesondere den Mächten der Finsternis zur Vorherrschaft verhelfen soll und auf seltsame Art und Weise mit seiner eigenen Geschichte verbunden ist . Er soll unter anderem den Jungen Jegor vor den Vampiren beschützen, von denen dieser verfolgt wird. Die Aufgabe bereitet Anton einige Schwierigkeiten, und er vermasselt sie fast. Aus diesem Grund bekommt er eine Gehilfin zugeteilt. Es ist Olga, in der Gestalt einer Eule. Zusammen finden sie heraus, dass die dunklen Anderen mit Hilfe einer Jungfrau unter Führung von Sebulon die Waagschale zu ihren Gunsten neigen. Dabei sollen aber auch Anton und Jegor eine ganz bestimmte Rolle spielen. Vor allem aber Anton ist völlig ahnungslos. Von einer Falle tappt er in die nächste und kann sich immer nur knapp retten.
WÄCHTER DER NACHT ist ein wundervoller Roman, in drei Bücher gegliedert, aber an einem Stück lesbar. Mann sollte früh am Tag damit anfangen, damit, wenn es spannend wird, die passende nächtliche Atmosphäre herrscht. Der Schriftsteller Sergej Lukianenko wird zurecht als ein Bestseller-Autor in Russland gehandelt. Sein Stil ist für westliche Verhältnisse ungewöhnlich. Ungewöhnlich gut. Da nur aus der Sicht von Anton geschrieben wird, ist der Leser genau so schlau wie Anton, vielleicht nicht ganz so. Denn Anton hat immer wieder ein Ass im Ärmel, das er zur rechten Zeit auszuspielen versucht. Es ist vor allem die Geschichte, die den Reiz ausmacht. Die Zeit in Moskau ist faszinierend facettenreich. Hier vollbringen die Guten nicht nur Gutes, sie gestatten auch den Bösen, ihr dunkles Werk zu vollbringen, um die Balance der Kräfte zu erhalten. Nichts ist hier rein schwarz oder weiß. Sergej Lukianenko bringt selbst in das erzählerische Grau noch hundert verschieden abgestufte Tönungen. Der Roman besitzt eine düstere Atmosphäre, die der Handlungsverlauf mit überraschenden Richtungswechseln oft genug bestätigt.
Wächter der Nacht - Rezensionsübersicht
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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