Serie/Reihe: Wächter der Nacht (Trilogie, Band 1) Buchvorstellung von Ulrich Blode |
Zeitgleich zum Film Wächter der Nacht erscheint in Deutschland die Romanvorlage von Sergej Lukianenko. Ein seltenes Ereignis, weil Wächter der Nacht von einem russischen Autor ist, während anglo-amerikanische Autoren des phantastischen Genres im Buchhandel vorherrschen. Aber eine sehr gute Entscheidung des Münchner Wilhelm Heyne Verlags Wächter der Nacht (erster Teil einer Trilogie) zu veröffentlichen.
Die Geschichte handelt von dem Konflikt zwischen den Anderen. Diese magisch begabten "Menschen" stellen sich entweder auf die lichte oder dunkle Seite. Ein Vertrag, vor ungefähr fünfzig Jahren geschlossen, regelt das Verhältnis zwischen Gut und Böse, dem Licht und dem Dunkel. Es findet ein Ausgleich zwischen den Kräften statt und die Wachen sorgen für die Einhaltung des Vertrages, andernfalls käme es zu unvorstellbaren Katastrophen. Die Tagwache setzt sich aus den dunklen Kräften zusammen, Vampiren, Werwölfen oder Dämonen. Die Nachwache besteht aus den "guten" Menschen. Wobei "gut" oder "böse" relative Begriffe sind. Denn ein registrierter Vampir kann einen Menschen unter bestimmten Bedingungen überfallen. Verbindendes Element ist das Zwielicht, einer magischen Schattenwelt, die nur die Anderen sehen können. Für normale Menschen ist das Zwielicht, den darin verborgenen Wesen oder zugehörige Phänomene unsichtbar.
In drei Episoden berichtet Anton Gorodezki über seine Mitarbeit in der Nachtwache. Nach mehreren Jahren Tätigkeit in der analytischen Abteilung, muss er einen Außeneinsatz absolvieren. Bei seiner Suche nach einem Vampir, der in der Stadt wildert, sieht er eine Frau mit einem schwarzen Wirbel über dem Kopf. Die Größe des Wirbels deutet auf einen derart großen Fluch hin, dass die ganze Stadt zerstört werden kann. Bevor diese Situation durch die Nachtwache entschärft werden kann, entdeckt Anton den Vampir (genauer: es sind sogar zwei). Das Opfer ist der junge Jegor, der ein hohes magisches Potenzial hat. Zusammen mit seinen Kollegen muss Anton nicht nur das Problem Swetlanas, der Frau mit dem Wirbel, bewältigen, sondern sich auch um Jegor kümmern, der sich noch nicht für die dunkle oder lichte Seite entschieden hat. Denn Jegor wird in der Zukunft ein derart großer Magier werden, dass er im Kampf gegen die eine oder andere Seite von Entscheidung sein wird.
In der zweiten Episode kommt es zu Morden an den dunklen Anderen. Die Tagwache ist deshalb auf der Suche nach dem Lichten. Wie die Nachtwache herausfindet, handelt es sich um einen wilden Lichten, der nichts vom Vertrag oder den Wachen weiß. Es gilt ihn vor der Tagwache zu finden und zu schützen.
In der letzten Episode will die Nachtwache mit der Hilfe des Schicksalsbuchs die Geschichte umschreiben. Subjektives und Objektives werden in den unterschiedlichen Zielen miteinander vermischt. Anton stellt es sich anders vor, als es die Leitung der Nachtwache tut. Und es geht um das Schicksal Swetlanas (inzwischen bei der Nachtwache) und Jegors, der Anzeichen offenbart, dass er sich für die Tagwache entscheiden wird.
Sergej Lukianenko zeichnet seinen Protagonisten Anton Gorodezki auf recht sympathische Weise. Anton hat Stärken, Schwächen und Fehler. Er ist gewiss nicht der stärkste unter den Anderen. Sehr gut kann die Handlung durch seine Sichtweise verfolgt werden. Auch die anderen Charaktere vermitteln Faszinierendes. Gleichzeitig stellt sich dann die Frage, was die Wachen des Tags motiviert. Denn ein klares schwarz-weiß Schema gibt es nicht in jeder Situation. Es kommt immer wieder zu Kooperationen, so weit es die unterschiedlichen Ziele zulassen.
In den drei zusammenhängenden Episoden ergänzt Lukianenko das trostlose Leben seines Moskaus um viele neue Facetten. Hinter den Fassaden verbirgt sich noch etwas Anderes, dass immer wieder in die Geschicke der Menschen eingreift. Der zweite Band Wächter des Tages ist bereits am Ende der Geschichte angekündigt.
Wächter der Nacht: Sehr empfehlenswert!
Wächter der Nacht - Rezensionsübersicht
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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