Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Erzählung um den Wojek-Leutnant Agrus Kos beginnt, als er noch ein junger Wojek in Ausbildung ist und findet in einem großen Bogen auch einen Abschluss, als sein erster Fall einen Abschluss findet. Agrus Kos fand Freude und Erfüllung in seiner Arbeit. Seit mehr als fünfzig Jahren arbeitet er für die Stadt Ravnica, und da steht natürlich eine Beförderung ins Haus. Um diese durchzuführen, muss er jedoch erst einen Nachfolger anlernen. Leider stirbt Borca. Aber Borca ist sehr diensteifrig und steht fortan als Geist auf Agrus' Seite. Agrus Kos arbeitet nicht allein für den Bund der Wojeks. Ihm zur Seite stehen weitere Wojeks, wie z. B. der Engel, den er gerne Feder nennt. Die Stadt ist für die Polizei der Alptraum des Jahrzehntausends. Wir schreiben das Jahr 9.999, und in wenigen Tagen findet das 10.000-jährige Fest der Stadt statt. Kein Wunder, wenn es hier drunter und drüber geht. In all den Jahrtausenden wuchs die Stadt über ihre eigentlichen Grenzen hinaus. Dies gilt für die Höhe und die Tiefe wie auch für die Breite und Länge. Auf der einen Seite Neubaugebiete, auf der anderen Seite Slums. Und die `Gutbürgerlichen’ mittendrin. Grund für die große Fete ist der Gildenpakt, der gleichzeitig mit der Stadt abgeschlossen wurde. Er stellt ganz klar die Aufgaben, Rechte und Pflichten dar, die jede Gilde und jeder Bürger Ravnicas besitzt. Der magische Einfluss ist immer noch der Garant für eine stabile Ordnung. Diese bröckelt zurzeit. Verbrechen werden ausgeführt, die schlimmer nicht sein könnten, und mittendrin der Wojek-Polizist Agrus Kos.
Passend zur neuen Sammelkartenausgabe von Magic erscheint eine neue Trilogie. Die Welt des Kartenspiels erhält mit dieser Trilogie wesentlich mehr Tiefe. Die Karten erhalten Charakter, die Landschaften werden lebendig, die Gegner sind nicht nur neue Bilder mit Kampfpunkten. Die Idee, den Roman in einer Stadt spielen zu lassen, ist nicht neu. Bereits Fritz Leiber brachte die Helden Fafrhd und den grauen Mausling in einer Stadt in den Einsatz, Asprin mit seinem Projekt Freistatt folgte, im schwarzen Auge gibt es Havenna. Trotzdem gefällt es mir sehr gut, wie diese Stadt zum Leben gebracht wird. Der städtische Dschungel mit dem Raubtier Mensch und seinen entsprechenden Spielarten der anderen Völker bietet mit seinen Straßen und Plätzen, Gassen und Hinterhöfen praktische eine in sich geschlossene Arena. Und da wir gerade bei diesem Begriff sind. Viel erinnert an das gleichnamige Buch Arena, greift die dortige Atmosphäre auf und vertieft sie hier. Im Großen und Ganzen ist dieser Roman ein Fantasy-Krimi mit einigen Eigenschaften des Mystery- Thrillers. Eine Verbindung, die vom Autoren bestens gehandhabt wird.
Es ist nicht notwendig, ein grundlegendes Wissen um die Welt von Magic zu besitzen, um das Buch zu verstehen. Leicht ist es aber auch nicht, sich dort zurecht zu finden. Zu viele neue Eindrücke prasseln auf den unbedarften Leser ein. Erst als ich mir sagte: "Das ist eben so", fiel es mir sehr viel leichter, die Stadt und alle ihre fremden Lebewesen anzunehmen. Ich bin kein Magic-Karten-Spieler und kenne mich zu wenig mit den Eigenschaften der vielen Völker aus. Cory J. Herndon gelingt es, mir die Stadt Ravnica nicht nur nahe zu bringen, sondern sie so zu schildern, dass ich auf eine Fortsetzung warte. Ravnica ist eine Metropole, ein Schmelztiegel der Rassen, ein städtischer Alptraum für Gesetzeshüter.
Ravnica - Stadt der Gilden - Frank Drehmels Rezension von Band 1
Der Gildenbund - Frank Drehmels Rezension von Band 2
Der Gildenbund - Erik Schreibers Rezension von Band 2
Zwietracht - Frank Drehmels Rezension von Band 3