| Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Alica ist sauer. Da steht sie in einem Kuhdorf auf dem Bahnhof und wartet auf die Großeltern. Sie soll die Weihnachtszeit hier verbringen, weil Mutter im Krankenhaus liegt, ihr derzeitiger Freund nicht die Kraft hat, sich um sie zu kümmern und ihr Vater irgendwo in der Sahara verschollen ist. Habe ich etwas vergessen? Jedenfalls ist dies die Ausgangssituation für eine phantasievolle Erzählung. Jedenfalls macht sich die vierzehnjährige Alicia stinksauer mit ihren Habseligkeiten und ihrem Saxophon auf den Weg zum Haus ihrer Großeltern. Unterwegs wird sie ein Stück mitgenommen, was ihr gut tut, da es stark regnet. Ihre Großeltern sind jedoch nicht zu Hause. Durchnässt, verfroren und mit einer Wut im Bauch steht sie vor der verschlossenen Tür. So versucht sie, in das Haus einzubrechen. Nur mit einer Stalllaterne bewaffnet, weil das elektrische Licht nicht funktioniert, durchsucht sie das Haus. Sie geht von der irrigen Annahme aus, ihren Großeltern sei etwas geschehen. Oben im Haus trifft sie dann auf einen Geisterfalken. Durch ihn verschreckt, stürzt sie die Treppe hinunter und wacht erst wieder im Bett auf, von den Großeltern umhegt.
Des Nachts klopft es schließlich an ihr Fenster und ein Heinzelmann stellt sich ihr vor. Zuerst kann sie ihn nichts sehen - wer glaubt auch schon an Fantasyfiguren? Und seit wann können diese auch noch auf einer Möwe fliegen? Mit einem Ring klappt es dann doch, und Alica erfährt, dass der Heinzelmann Wallerich auf der Jagd nach diesem Falken ist. Der Ring verhilft ihr gleichzeitig, in drei Stufen kleiner oder größer zu werden. Somit kann sie mit Wallerich zusammen auf Schnapper fliegen. Der gute Heinzelmann wurde von Köln in die Eifel strafversetzt, da andere bei der Jagd auf den Geisterfalken versagten und er ihn nun fangen soll. Er will ihn, wie andere Fabelwesen vorher, nach Nebenan bringen. Dort leben alle jene Fabelwesen, die vorher auf der Erde lebten. Aber Wallerich benötigt die Hilfe von Alica. Der Geisterfalke ist jedoch nur einer der Geister. Alica lernt einen Husaren kennen, der, in ihrem Alter, in der Eifel gestorben ist. Seither können weder der Husarenjunge Francoise noch sein Falke in Ruhe ins Licht gehen. Was aber kann Alicia tun, um den Jungen und Falken zu erlösen? Da gibt es dann die dunkle Königin, die ihr anscheinend selbstlos helfen will. Aber das ist eben die dunkle Königin. Und die ist bestimmt nicht selbstlos. Für sie ist das Schulmädchen nur ein Mittel zum Zweck.
Eine wunderschöne, märchenhafte Geschichte mit einem Wiedersehen mit Wallerich und Schnapper. Bernhard Hennen schrieb mit sehr viel Einfühlungsvermögen. Ich kann dieses Buch sehr gern empfehlen, denn mit viel Witz und Spannung entstand ein lesenswerter Roman, voller haarsträubender Abenteuer. Dabei sei erwähnt, dass hier ein Roman entstanden ist, in dem es nicht von Elfen, Orks und ähnlichem wimmelt. Fantasy kann durchaus auch andere Seiten haben. Das Schöne ist vor allem, dass die Heinzelmänner keinerlei Angst vor Hochtechnologie haben, sondern im Gegenteil diese noch sehr einfallsreich einsetzen. Hexen, die mit Kristallkugeln arbeiten und für ihre Zaubereien Hefe, Backpulver und anderes aus der realen Welt benötigen, sorgen für zusätzlichen Humor.