Serie/Zyklus: Robert-Langdon-Reihe 2 |
Inhaltsangabe des Verlages: "Robert Langdon, Symbolologe aus Harvard, befindet sich aus beruflichen Gründen in Paris, als er einen merkwürdigen Anruf erhält: Der Chefkurator des Louvre wurde mitten in der Nacht vor dem Gemälde der Mona Lisa ermordet aufgefunden. Langdon begibt sich zum Tatort und erkennt schon bald, dass der Tote durch eine Reihe von versteckten Hinweisen auf die Werke Leonardo da Vincis aufmerksam machen wollte. Hinweise, die seinen gewaltsamen Tod erklären und auf eine finstere Verschwörung deuten. Bei seiner Suche nach den Hintergründen der Tat wird Robert Langdon von Sophie Neveu unterstützt, einer Kryptologin der Pariser Polizei und Enkeltochter des ermordeten Kurators. Eine aufregende Jagd beginnt ... "
Dan Brown landete mit diesem Buch einen echten Bestseller, wobei der Grundtenor in anderen Kritiken häufig in die Richtung "spannend, aber trivial" geht. Es wurde höchste Zeit, sich seine eigene Meinung zu bilden!
Man kann über Dan Brown sagen, was man möchte - er versteht es, interessante Themen aufzugreifen und Spannung zu erzeugen. Stilistisch ist das Buch keine Offenbarung. Die Cliffhanger am Ende vieler Kapitel gingen noch in Ordnung, aber dass Geschehnisse doppelt erzählt werden, hat mich gestört. Entweder man erzählt die Hintergründe in einer Rückblende oder im Dialog oder eins ergänzt das andere - aber bitte nicht doppelt.
Positiv überrascht hat mich, dass der ganze Roman gerade mal die Zeitspanne von einem Tag abdeckt. Das sorgt für Atemlosigkeit beim Lesen, ständig passiert etwas und die Ereignisse werden geschickt vorangetrieben. Im Mittelpunkt steht eine unglaubliche Verschwörungstheorie. Ob sie ein Körnchen Wahrheit enthält oder nicht, sei dahingestellt, jeder Leser kann selbst in die Bibliothek gehen und die Fakten nachschlagen. Oder noch besser: einfach mal zum Handlungsort Paris reisen und die historische Atmosphäre auf sich einwirken lassen.
Mutig fand ich, wie stark die Rolle der Frau betont wird und wie sehr die Degradierung der Frauen in der Kirche angeprangert wird. Seltsamerweise gibt es darüber wenig Kommentare, es wird eher auf die Geheimbünde geschielt bzw. auf die "verschollenen" Teile des Alten Testaments.
Die Verschwörungstheorie hat mich etwas an die Tempelritter von Umberto Eco erinnert ("Das Focaultsche Pendel"). Vom literarischen Anspruch liegen natürlich Welten zwischen beiden Romanen! Eco geht tiefer, fordert mehr Aufmerksamkeit, überrascht und befriedigt den Leser, indem alle Puzzleteile zu einem homogenen Ganzen verwoben werden. Auf der anderen Seite ist Eco nichts für die breite Leserschar.
The Da Vinci Code ist ein spannender Verschwörungsthriller, der den Leser nicht überfordert und ihm einige unterhaltsame Stunden beschert. Man sollte die angeblichen Fakten nicht für bare Münze nehmen, sie machen aber Lust, sich mit dem Thema noch ein wenig tiefer zu beschäftigen.
Sakrileg - die Rezension von Holger M. Pohl