Serie/Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Ulrich Blode. |
Der Mond spiegelt sich in einem gigantischen Fußabdruck wieder, der sich mit Wasser gefüllt hat. Bereits das Titelbild macht neugierig und weist auf das Geheimnis hin, das sich im Buch verbirgt. Stammt der Abdruck von einem Reptil, wie der Titel verrät? Doch was muss das für eines sein, dass ihm ein Roman gewidmet ist? Ein Reptil, das bisher nur flüchtig gesehen worden ist und jetzt erforscht werden soll.
In seinem neuen Abenteuerroman beantwortet Thomas Thiemeyer die Suche nach unbekannten Lebensformen und Landschaften, die es im Zeitalter technischer Überwachung immer noch gibt. Bereits in seinem vorherigen Roman Medusa schilderte er die Erlebnisse einer Expedition in die afrikanische Saharawüste, wo man den "Stein der Weisen" zu finden hoffte. Thiemeyer, erfolgreicher Zeichner und Autor, entführt seine Leser mit Reptilia in eine sagenumwobene Region des Kongo, dem Lac Téle.
Der junge Genetiker David Astbury wird von der Mutter seiner Jugendliebe Emily auf das Familienanwesen eingeladen. Emily ist verschwunden und Lady Palmbridge hofft, dass Astbury ihr helfen wird. Emily war im Dschungel des Kongo unterwegs, um Forschungen für Palmbridge Genetic Engineering durchzuführen. Das Immunsystem des Menschen soll verbessert werden und die Kryptozoologie ist der Schlüssel zum Durchbruch dieser Experimente, denn die DNS eines Dinosauriers soll die geeigneteste sein. Doch jetzt ist Emily verschollen und neben dem möglichen Verlust wissenschaftlicher Erkenntnisse, sorgt sich Lady Palmbridge um ihre Tochter. Zusammen mit zwei Großwildjägern und der Biologin Elieshi bricht David Astbury zum Lac Télé auf. Hier soll Gerüchten zufolge ein lebender Dinosaurier anzutreffen sein, das Mokéle m’Bembé. Und es sind nicht nur Legenden, das Tier existiert wirklich und greift jeden an, der sich ihm mit Waffen nähert...
In David Astburys Gruppe herrscht Uneinigkeit über das weitere Vorgehen. Und der junge Forscher kommt zu dem Schluss, dass das Mokéle m’Bembé am Leben erhalten werden muss. Aber einer der Großwildjäger schreckt auch nicht vor Mord zurück, um seine Trophäe zu erhalten.
Reptilia von Thomas Thiemeyer hat ein reales kryptozoologisches Thema zum Hintergrund. Bis in das Jahr 1776 reichen Sichtungen über ein riesiges dinosaurierähnliches Tier zurück, das die Pygmäen Mokele-Mbembe (oder Mokéle m’Bembé) nennen, was u. a. "großes Tier" bzw. "Monster-Tier" bedeutet. In seinem Roman entwickelt Thiemeyer das Bekannte zu einer phantastischen Geschichte weiter. Vielleicht ist es aber zu viel des Guten, wenn er dem Mokéle m’Bembé nicht nur erstaunliche Selbstheilungskräfte andichtet. Und warum will Astbury letztlich auf die genommenen Zellproben verzichten? Das Ende erinnert dann doch ein wenig an Medusa.
Auf jeden Fall ist Reptilia ein spannendes Buch. Thomas Thiemeyer zeigt, dass er seit seinem letzten Roman dazu gelernt hat und er stellt die Protagonisten gut unterscheidbar dar. Geschickt bereitet er die Wendungen der Handlung vor, und obwohl einiges sich im Voraus erahnen lässt, bleibt es offen, wie alles ausgehen wird.
Reptilia ist schöne Unterhaltung, gemischt mit Action, Forscherdrang und ein wenig Romantik. Lesenswert.