Reihe: Allianz/Union-Universum Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Fletcher Neiharts Eltern strandeten als Raumfahrer auf der Raumstation Pell. Er selbst wächst auf dem Planeten Downbelow auf, nachdem seine Mutter starb.
Die Company-Kriege sind beendet. Spione, Piraten, Händler und unsichere Allianzen gibt es immer noch. In dieser Zeit ist die Finity's End als ältestes Kauffahrer-Schiff unterwegs. Nur noch nach Hause!, so das Ziel des Schiffes und seiner Besatzung. Hier möchten sie ihre alten Handelsrouten wieder zurückerhalten und den gewohnten Betrieb wiederaufnehmen. Durch den Krieg sind sehr viele Menschen gestorben, ja fast eine komplette Generation fiel diesem furchtbaren, unsinnigen Wüten zum Opfer. Die Nachfolgegeneration wurde bereits für einen länger dauernden Krieg ausgebildet und ist nun völlig vom Frieden überrascht. Was macht ein junger Mensch, der nichts anderes kennt und kennen gelernt hat, in einer Situation, auf die er nie vorbereitet wurde? Auf den Kauffahrer-Schiffen herrscht Besatzungsmangel. Und jedes Mitglied ist für die Crew wertvoll. Erst recht, wenn es zur Familie gehört. Aus diesem Grund macht sich Captain James Robert Neihart auf den Weg zu Pells Stern. Der als Kriegsheld der Allianz verehrte Raumfahrer sucht und findet Fletcher. Er erklärt ihm, dass er während des Krieges ein schwangeres Crewmitglied auf der Station zurücklassen musste: Fletchers Mutter. Die Suche nach ihm und die Heimkehr dauerte nun fast 20 Jahre. Fletcher Neithart, als entfernter Verwandter, soll nun an Bord der Finity's End heimkehren und die Crew verstärken.
Fletcher ist aber gar nicht gewillt, an Bord eines Raumschiffes den Rest des Lebens zu verbringen. Erst wurde seine Mutter hier gelassen und starb, verließ ihn. Bei lieblosen Pflegeeltern aufgewachen, verließ er dann diese, sobald er konnte. Jetzt lebt er bei den Ureinwohner von Downbelow und diese möchte er nicht verlassen. Er ist hier glücklich. Die sanften, mystisch veranlagten Hisa hießen ihn damals willkommen und er hat sogar eine Freundin gefunden. Auf eine Raumfahrt kann er jetzt verzichten. Auf ein Zuhause, das er nie hatte und nie kannte, ebenfalls.
Fletcher Neithart kann sich dieser Wiedervereinigung trotz aller Mühen nicht widersetzen. Nach einer Zeit ohne Familie, allein auf sich gestellt, hatte er nur wenige Freunde. Nach der familienlosen Zeit ist er auf dem Kauffahrer-Schiff plötzlich von allerlei Verwandten umgeben. Die neue Familie ist ihm wesentlich fremder als seine nichtmenschlichen Freunde der Hisa. Hinzu kommt: Sie sind alle irgendwie "kampferfahren", er hingegen ein blutiger Anfänger. Da ist der kleine 12-jährige Jeremy, der voll auf Heldenverehrung steht. Oder JR, der als Nachfolger des Captains James Robert Neihart ausgebildet wird. Gleichzeitig bereuen es die Neiharts fast, ihn an Bord geholt zu haben. Er ist widerspenstig und wild, fügt sich schlecht den Regeln und will durchaus wieder zurück auf seinen Planeten.
Fletcher befindet sich in einem großen Zwiespalt. Seine äußere Reise weg vom Planeten gleicht einer inneren Reise zu sich selbst. Er muss sich bemühen, den Ansprüchen an die Familie, an die Crew und an die Schiffsordnung zu genügen. Fletcher unterliegt Zwängen, denen er so leicht nicht zu folgen bereit ist. Für ihn wird die Reise mit Finity's End zu einer Reise zum eigenen Ich.
Der Roman Pells Ruf gehört zu Caroline Janice Cherryhs Allianz-Union-Universum. Zeitlich ist der Roman hinter dem Roman Kauffahrers Glück angesiedelt. Er gehört zeitlich jedoch noch vor die Erzählung Tripoint. Der vorliegende Roman ist eine Geschichte, die man durchaus als Jugendbuch beschreiben könnte. Zwar ist die Hauptperson Fletcher Neithart bereits 20 Jahre alt, doch gewinnt der Leser oft den Eindruck, es mit einem vierzehn- bis sechzehnjährigen Jungen zu tun zu haben, der noch voll in der Pubertät steckt. Es werden im Roman tatsächlich nur die Probleme behandelt, die ein Jugendlicher hat, wenn er erwachsen werden will/kann/muss. Dabei wird gerade Fletcher von seinen eigenen Rasseangehörigen und weitläufigen Familienmitgliedern geärgert und übel behandelt. Schlechter behandelt als je von seinen Alien-Freunden, den Hisa, wo er doch eine Freundin hatte.