Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
In seinem Versuch der Galaktischen Allianz Frieden, Sicherheit und Stabilität zu bringen hat Jacen Solo die halbe Galaxis gegen sich aufgebracht und doch gelingt es dem mächtigsten Jedi-Ritter seiner Zeit und Neo-Sith Lord nicht seine Feinde endlich zu überwinden. Seit sich die Jedi als dritte Kraft in den Konflikt eingemischt haben und die Konföderation gegen Jacens GA unterstützen wo es nur geht, droht sich das Gleichgewicht der Mächte zu Ungunsten Darth Caedus zu neigen. Doch Caedus glaubt eine Quelle gefunden zu haben, die ihn Schiffen, Truppen und der nötigen Doktrin versorgen kann, um das Blatt zu wenden. Er wendet sich als Mit-Staatschef an das waffenstarrende Rest-Imperium, welches bis dahin auf Betreiben Gillad Pellaeons neutral geblieben ist. Für neue Territorien und somit Ressourcen glaubt Caedus die Moffs davon überzeugen zu können, sich ihm anzuschließen, nur einer stellt sich dem entgegen - Pellaeon.
Während Caedus jedes Mittel Recht ist die konföderierten Werften im Orbit von Fondor zu zerstören, werden die Gräben zwischen ihm und der insgeheim geläuterten Cha Niathal immer tiefer. Das Imperium mit ins Boot zu holen ist nur die Spitze eines Eisbergs, denn neben Gerüchten um die Ermordung Mara Jades, weiß die Öffentlichkeit längst vom Ableben Ailyn Vels unter Folter oder der Ermordung von Leutnant Tebut auf der Brücke der Anakin Solo. Es ist daher kein Wunder dass Niathal sich hilfesuchend an Luke Skywalker gewandt hat und Ben die Suche nach dem wahren Mörder seiner Mutter weiterführt. Doch nicht nur Ben und Niathal suchen nach Möglichkeiten gegen Caedus zur Tat zu schreiten, sondern auch Jaina Solo, die sich an den Intimfeind ihrer Familie gewandt hat. Boba Fett soll ihr helfen, den Neo-Sith Lord zur Strecke zu bringen...
ENTHÜLLUNGEN untermauert was schon in ZORN absehbar schien, wie auch immer der Zweite Galaktische Bürgerkrieg endet, es wird kein Happy End sein. Es fehlen schlichtweg starke Charaktere die wie einst Mon Mothma oder Cal Omas nach dem Chaos das Heft in die Hand nehmen könnten, um die Galaxis aus dem von Darth Caedus hinterlassenen Chaos hinauszuführen und wer schon auf VERHÄNGNIS DER JEDI-RITTER geschielt hat wird bestätigt finden, dass auf Caedus verbrannter Erde kein neues Gras mehr wachsen will. Und ENTHÜLLUNGEN hätte schon das Ende der Reihe sein können, wie die für das Projekt verantwortliche Sue Rostoni (Lucas Licensing) anno dazumal in den offiziellen Foren gestand, doch hätte man Karen Traviss das Finale überlassen, Troy Dennings neunter Band SIEG wäre zum Epilog verkommen. Also darf es keinen wundern, dass ENTHÜLLUNGEN zwar eine Art "Finale" anzubieten hat, dessen Wert aber nur knapp über dem einer Schlacht um Kashyyyk liegt. Man merkt dem Buch durch und durch an, dass es das eigentliche Finale hinauszögern muss und tut das typisch für Traviss indem die von Troy Denning und Aaron Allston ignorierte Mandalorianer-Boba-Fett-Storyline weiterentwickelt und zum Abschluss gebracht wird. Dafür fehlt von Hapanern, Alema Rar, Zekk und Jag jede Spur, wie auch von den mysteriösen Sith welche auf Korriban aufgetaucht sind nicht mehr die Rede ist. Die Probleme der Reihe bringt ENTHÜLLUNGEN noch einmal auf den Punkt, indem man mit all dem konfrontiert wird, was Wächter der Macht so vielen Fans madig gemacht hat. Es ist weniger das Problem das man nicht alle Geschmäcker getroffen hat (Der Tod von EU-Charakteren, wieder weg von der Potentium-Lehre, fehlendes Heldentum), sondern dass es gravierende Fehler gegeben hat, welche von offizieller Seite (Sue Rostoni) auch zugegeben werden (dass die Bücher kaum ineinander überleiten und somit Brüche entstanden sind, die von jedem Autor gefüllt wurden, indem man seine eigene Nebenhandlung auf Kosten der Gesamthandlung verwirklicht hat - oder auch dass gewisse Themen schlicht untergegangen sind).
Nach ZORN und dessen enger Verknüpfung mit INFERNO ist ENTHÜLLUNGEN etwas enttäuschend. Außer einem Epilog in dem Jaina von ihrem Entschluss erzählt sich an Boba Fett zu wenden, um einen Weg zu finden, wie sie den übermächtigen Darth Caedus töten kann, ist das Buch zunächst wieder ziemlich lose mit dem Vorgänger verbunden. Was Traviss auch etwas vermissen lässt ist Aaron Allstons Humor, gerade weil Traviss sich in Imperial Commando 1 oder Triple Zero durchaus auf Situationskomik verstanden hat. Dafür erlebt man ein anderes Traviss-Phänomen in voller Aktion, eine Tendenz zum Aufbauschen "ihres" Handlungsstrangs um Mandalor Boba Fett und seine Familienprobleme. Dabei hantiert sie wieder einmal mit zahllosen Mando-Charakteren, die in Dennings oder Allstons Romanen überhaupt keine Rolle spielten und gibt einem Goran Beviin mehr Zeilen als Luke und erst recht den Denning-Lieblingen Zekk und Jag (die wenigstens in Allstons ZORN einmal übergreifend eine Rolle von Bedeutung spielen durften). Was für Denning Jag und Zekk sind für Traviss im übertragenen Sinne Lon Shevu und Boba Fett. Beide spielen in ENTHÜLLUNGEN Hauptrollen, nachdem sie in den beiden vorangegangenen Romanen weitgehend übergangen wurden und das entbehrt nicht einer unfreiwilligen Komik, geriert sich Lon Shevu plötzlich als einer von Darth Caedus engsten Vertrauten.
Traviss Neigungen zu Slang-Ausdrücken und ihre Charaktere möglichst hemdsärmlig auftreten zu lassen drückt sich auch durch ihre Wortwahl aus, die ins Deutsche übersetzt oft jedoch ziemlich gekünstelt oder gestelzt wirkt. Vielleicht liegt es auch an den immanenten Eigenheiten der Übersetzung, welche zwischen einem brachialen Eindeutschen "Leutnant Skywalker" statt Lieutenant, "CSK" statt CSF, "GGA" statt GAG und unhinterfragter Adaption "Captain Shevu" statt Hauptmann Shevu oder "Captain Nevil" statt Kapitän schwankt. Markantestes Beispiel für die Übersetzungsproblematik, das von Traviss inflationär hinausgeschleuderte "Stang", das meist emotionalen Schmerz (im Sinne von "das tat weh") ausdrücken soll, womit man im Deutschen allerdings nichts anzufangen weiß, ist es ja nicht einmal ein Star Wars-typischer Ausdruck wie "Barve". Soviel zu Traviss Stilnoten und welche Probleme diese in der Übersetzung aufwerfen.
Zugutehalten darf man ENTHÜLLUNGEN dass der Handlung eine wenn auch ziemlich gekünstelt wirkende Wende gelingt, so soll nun Jaina Solo ihrem Bruder den Garaus machen und nicht mehr Luke wie es in früheren Bänden fast unabwendbar schien. Jaina, die zuvor wenig in den Vordergrund gestellt wurde, hat nun quasi einen Roman Zeit um zur Heldin zu werden, die tun muss, was getan werden muss. Gleichzeitig wird aus Putschistin Cha Niathal insgeheim eine Gegnerin Caedus, die jedoch mit dem Makel behaftet bleibt zu lange auf Seite der Kriegstreiber gestanden zu haben. Ja und wenn man scheinbar nicht mehr weiter weiß, greift man auf das Imperium zurück, dass nun stärker denn je scheint, Yuuzhan Vong Invasion hin oder her. Warum? Diese Frage zu beantworten hätte gerade der Militärexpertin Karen Traviss gut zu Gesicht gestanden, aber die Mandalorianer stehlen den Imperialen in dieser Hinsicht eindeutig die Show, haben sie ja enorme Vorräte an Beskar-Erz entdeckt und verdienen einen Vermögen am Export des neuen Bes'uliik Sternenjägers, der den Konföderierten den kriegsentscheidenden Vorteil sichern könnte. Sah es in ZORN noch so aus als würde die Konföderation ihre Materialreserven aufbrauchen und selbst Wracks wie die Valorum noch in die Schlacht werfen, in ENTHÜLLUNGEN sind beide Seiten wieder gleich auf, ungeachtet der fehlenden Einheit auf Seiten der Separatisten, wo immer noch jeder für sich zu kämpfen scheint. Hauptsache Pellaeon und sogar Admiralin Daala sind für den großen Showdown mit Darth Caedus zurückgekehrt und erzwingen das Finale im nächsten Band. Jetzt ist es auch schon zu spät, zu klären wofür GA und Gegner überhaupt kämpfen, was selbst manchen Charakteren nicht mehr allzu klar ist.
Abgesehen von den gelegentlich belanglosen Episoden auf Mandalore beweist ENTHÜLLUNGEN jedoch einige Vorzüge gegenüber früheren Wächter der Macht Bänden. Wenn die Leistung auch noch nicht wirklich überzeugt, es gab schon schlimmeres. Der schale Nachgeschmack ist da, aber wenigstens passiert jetzt etwas, wenn auch noch einiges hinausgezögert werden muss. Erzählerisch vielleicht kein Meisterwerk bringt ENTHÜLLUNGEN jedoch manch wissenswertes Detail zu den Hintergründen der Reihe ein. So zur Bedeutung Jacen Solos als Held der Galaktischen Allianz, dessen Image trotz aller Morde und Schandtaten immer noch einige Strahlkraft besitzt. Nach sieben Bänden nimmt sich nun Karen Traviss den politischen und militärischen Aspekten des Bürgerkriegs an. Das ist natürlich noch nicht alles, Band 8 bringt endlich das Finale auf Schiene, wenn auch mit brachialer Gewalt.
Fazit:
Für Wächter der Macht solide. Interessante Details zu den Hintergründen, aber etwas zuviel Mandalorianer.