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Titel: Neva Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Neva Adams hat gerade die Schule beendet und lebt unter einer Energiekuppel, Protektosphäre genannt, als behütete Tochter des Ministers für Altgeschichte. In dieser Position genießt sie bestimmte Vergünstigungen, doch die reichen ihr nicht. Stattdessen stellt sie unbeantwortbare Fragen, etwa warum eine Bevölkerung unter einer Energiekuppel lebt. Teenager wie Neva und ihre Freundin Sanna testen gern ihre Grenzen aus. Wie alle pubertierenden Jugendlichen stellen sie sich gegen ihre Eltern. Für die sechzehnjährige Neva ist es aber gefährlich, Kritik zu üben Sie lebt in Heimatland, einem totalitären Stadtstaat, der nicht davor zurückschreckt, Menschen verschwinden zu lassen. Wie etwa Nevas Großmutter, von der sie vermutlich ihren Namen erhielt. Die Regierung überwacht jede einzelne Person. Die komplette Abschottung von der Außenwelt wird der Jugend als lebensnotwendig beschrieben.
In Nevas geschütztem Heimatland ist jedoch nicht alles gut. Lebenswichtige Güter werden knapp, die inzestuöse Kindersterblichkeit ist hoch. Und weitere Probleme beuteln das Heimatland. Aber niemand darf Fragen stellen. Umso schlimmer sind laute Aussagen, wie sie Sanna, Nevas beste Freundin, macht: „Die Protektosphäre bringt uns um." Neva und Sanna sowie einige Gleichgesinnte machen sich auf, nicht nur Fragen zu stellen, sondern auch Antworten zu suchen. Vor allem eine Frage beschäftigt sie: Gibt es ein Außerhalb der Kuppel und wenn ja, was?
Die Nachforschungen sind weder einfach noch gern gesehen. Könnte man bei Kindern gerade noch wegsehen, so ist es bei Neva anders. Mit ihrem sechzehnten Lebensjahr wurde sie zu einer Erwachsenen erklärt und soll sich nun um einen Mann und um eigene Kinder kümmern. Neva und Sanna reagieren mit einer Art Trotzhaltung, wie sie bei Jugendlichen üblich ist. In einer Dunkelparty (daher der Originaltitel Dark Parties) wird nicht nur gefeiert, sondern es werden auch Graffiti-Aktionen abgesprochen. Die Beteiligten, allen voran Neva, erkennen, dass aus dem Spaß schnell mehr wird. Blutiger Ernst.
Neva entwickelt sich im Laufe der Handlung von einem übermütigen Mädchen zu einer nachdenklichen jungen Frau. Das Buch selbst ist die Beschreibung, wie ein Mädchen erwachsen wird. Dabei ist die Hoffnung auf ein besseres Leben die eigentliche Antriebsfeder. Neva wird der Ernst der Lage sehr schnell klar, während Sanna alles weiterhin für einen tollen Spaß hält. Die beiden Mädchen entfernen sich immer weiter von ihrer Freundschaft, während sich Neva gleichzeitig immer mehr mit Braydon anfreundet, der gleichzeitig Sannas große Liebe ist. Neva wird schnell zum Liebling der Leserinnen, während Sanna seltsam fremd bleibt. Über sie erfährt man relativ wenig. Auch Nevas Eltern bleiben hinten dran in der Erzählung. Sie sind interessante Personen, die leider auch zu wenig in die Handlung einbezogen werden. Die Geschichte ist fesselnd geschrieben. Der flüssige Schreibstil von Sara Grant, die ich kurz auf der Leipziger Buchemesse kennen lernen durfte, verleitet manch eine Leserin, beim Schmökern die Zeit zu vergessen.
Nachteil der Erzählung ist, dass zu viele Fragen ungeklärt bleiben, vieles nur kurz angesprochen und danach vergessen wird. Die Thematik der abgeschotteten Gemeinschaft, der totalitären Herrschaft ist nicht neu. Zuletzt las ich zu diesem Thema aus der Reihe Cassia und Ky von Ally Condie den Roman Die Auswahl. Sara Grant gestaltete eine Zukunftsgesellschaft, deren Prinzip bei altgriechischen Stadtstaaten abgeschaut wurde. Mit etwas mehr Erklärungen und Einzelheiten zur Gesellschaftsstruktur wäre das Buch noch interessanter geworden.
Neva - die Rezension von Nicole Dannenmann