Titel: Neva Eine Rezension von Nadine Dannenmann |
Das Cover des Schutzumschlages ist schlicht, aber trotzdem strahlt es eine schüchterne Schönheit aus. Der Hintergrund ist in verschiedenen Grautönen gehalten. Am linken Rand ist ein Mädchen im Profil abgebildet, am rechten Rand ist der Titel "Neva" vertikal hervorgehoben. Dazwischen ist eine kleine Schneeflocke abgebildet.
Neva wächst in einer Zeit auf, in der ihr Land, genannt Heimatland, von einer riesigen Kuppel überdeckt ist, die alle darunter vor giftigen Toxinen und anderen tödlichen Fallen schützen soll. Doch seit Generationen wird in ihrer Familie weitergetragen, dass es Leben außerhalb geben soll.
Unter dieser Kuppel sind alle gleich. Es gibt keine verschiedenen Religionen, keine verschiedenen Rassen, alle tragen die gleiche Kleidung, es existiert kein Arm und Reich mehr, damit ja nie wieder Krieg ausbricht. Doch das System hat einen Fehler, den Neva bemerkt, als ihre Großmutter auf einmal verschwindet und keiner mehr von ihr redet. Ihre eigenen Eltern tun so, als hätte es sie nie gegeben. Und ab dem Zeitpunkt versucht Neva gegen das Regime zu rebellieren und gerät dadurch immer weiter in Gefahr ...
Der Roman wirkte von Anfang an ziemlich beklemmend, was sehr deutlich wurde durch diese Gleichheit aller Menschen unter dieser 'Käseglocke'. Sobald einer auf irgendeine Art rebellierte, wurden entsprechende Maßnahmen ergriffen. Dabei hatte ich immer Angst um Neva, wenn sie sich wieder etwas Neues, 'Gefährliches' einfallen ließ. Dabei würde sie gar nicht so negativ über diese Protektosphäre denken, wie die Kuppel genannt wird, wäre ihre Großmutter nicht verschwunden. Deren plötzliches Fernbleiben brachte Neva dazu, alles zu hinterfragen und sich eigene Gedanken über das Verhalten der Menschheit unter der Käseglocke zu machen. Unterstützung bei der Suche nach der wirklichen Wahrheit über die Protektosphäre und die Außenwelt bekam Neva von ihrer besten Freundin Sanna. Mit ihr und deren Freund Braydon machte sie Nachforschungen, was mit ihrer Großmutter und auch mit vielen anderen verschwundenen Menschen geschehen sein könnte. Dabei kamen die drei einem unheimlichen Vorgang im Hintergrund auf die Schliche, welcher sie sehr erschütterte. Doch als wäre die Gefahr des Erwischtwerdens nicht schon groß genug, hatte Neva noch ein persönliches Problem, das sie von Anfang an belastete. Als diese Ursache ans Tageslicht kam, hatte sie nicht einmal mehr eine beste Freundin, die ihr zur Seite stehen konnte ...
Die Autorin schaffte es, dass ich in Neva so etwas wie eine kleine Schwester sah. Ich konnte ihr Verhalten verstehen, war aber nicht mit allem einverstanden. Ich kam gut mit der Protagonistin zurecht, aber eindeutig identifizieren konnte ich mich mit ihr nie. Neva ist 16, somit im Heimatland volljährig, was bedeutet, sie sollte schleunigst heiraten und Kinder gebären. Auch wenn der Roman ein Jugendbuch ist, so kam ich als Erwachsene mit der Handlung nie richtig zurecht. Die Vorstellung von Identität in diesem Buch war etwas, das mich die Geschichte immer von einem sicheren Abstand aus betrachten ließ. Das junge Mädchen wächst in der Handlung über sich hinaus, aber durch manche Bemerkungen merkte ich, wie sie ihrem alten Leben etwas nachtrauerte und sich nie wirklich sicher war, ob ihr eingeschlagener Weg auch der richtige ist. Im Laufe der Geschichte lernte ich Neva immer besser kennen, was ich von ihrer Freundin Sanna und Braydon leider nicht sagen kann. Von ihnen wurden nur kleine Krümel erwähnt, aber das war es dann auch schon. Keine richtige Erklärung, nichts. Das fand ich sehr schade. Gerade über Braydon, der immerhin am Ende eine wichtige Rolle spielte, hätte ich gerne mehr erfahren. Auch Spannung war nie wirklich zu spüren. Zwischendurch gab es ein paar Höhepunkte, bei denen ich dachte, nun wird es spannend. Aber diese Szenen waren zu kurz und wurden nicht weiter ausgebaut, sodass sich nie etwas wie Spannung entwickeln konnte. Nur zum Ende hin wurde es kurzweilig dramatisch.
Ob es einen zweiten Teil gibt, wird man sehen. Zumindest nach diesem komischen Schluss könnte ruhig noch ein zweiter Band folgen. Ich würde auch gerne noch etwas mehr über Sanna und Braydon erfahren. Der Schreibstil ist leicht verständlich und der Roman ist flüssig zu lesen.
Im Großen und Ganzen plätscherte die Geschichte vor sich hin und ließ mich zum Schluss mit Fragen zurück. So bin ich mit dem Ende nicht ganz zufrieden und kann dem Roman insgesamt leider nur drei von fünf Sternen geben.
Fazit:
Mich persönlich konnte dieses Werk nicht ganz überzeugen, ich würde aber den nächsten Teil lesen, wenn es einen geben sollte.