Titel: Merlins Tochter Besprechung / Rezension von Markus Wolf |
Die Mythen um König Arthus und Camelot scheinen im Moment sehr im Kommen zu sein. Die eigentlich hierzulande eher durch ihre Jugendromane (z. B. Das Regenbogenpony oder der prähistorische Jugendroman Der Magier) bekannte amerikanische Autorin Anne Eliot Crompton erzählt die Sage aus der Sicht der jungen Elfe Niviene, die in Avalon aufgewachsen ist und in die Intrigen und Kämpfe um Camelot hineingetrieben wird.
Die Elfin wuchs fern von den Menschen, mit ihrer Mutter, der Herrin vom See, Nimway und ihrem Bruder Lugh in einer verlassenen römischen Villa auf der Insel auf, die nur von Wesen ihres Volkes bewohnt wird. Menschen kannte sie nur aus den Mosaik und Fresken der Villa und durch den Zauberer Merlin, der ihre Mutter oft besucht und den Kindern die Geschichten ausserhalbs Avalons als Lieder zusammen mit seiner Harfe Zauberer vortrug.
Lugh war schon damals sehr fasziniert von den Rittergeschichten, während Niviene lieber die Abgeschiedenheit ihres Volkes bevorzugte. Mit ihrer Freundin Elana ist sie später dann bei der Kindergarde, die das Elfenreich vor Eindringlingen schützen und auch kleine Raubzüge in die umliegenden Menschensiedlungen durchführten. Doch als sie auf Avalon eine menschliche Frau finden und ihrem Naturell nach ärgern, führt das Schicksal sie in das Reich Camelots. Es stellt sich heraus, dass die schöne Frau Gwenevere ist, die von Otter Mellias auf Avalon verschleppt wurde. Als Merlin dies erfährt, beauftragt er ihn und Nivienes Bruder Lugh die Lady an Hofe Camelots zu begleiten, da sie die Frau des legendären Königs Arthus ist und ihr kein Schaden zugefügt werden darf.
Lugh, von den Rittersagen angetrieben, soll als Ritter nach Camelot, während Mellias sein Knappe werden soll, da er der menschlichen Sprache noch nicht mächtig ist. Die Jahre vergehen, auf einem Sommerfest endeckt Niviene einen starken Jäger, der keine Angst hat die Insel Avalon auf der Jagd nach einer weißen Hirschkuh zu betreten. Als er Niviene dort entdeckt, denkt er es wäre die menschliche Gestalt der Hirschkuh, und erliegt Ihren Verführungskünsten. Sie entlässt den Jäger entgegen ihrer elfischen Art von der Insel, sonst wird jeder Eindringling getötet, und bemerkt Monate später das sie von den Unbekannten auch ein Kind empfing.
Die Jahre vergehen, ihr Sohn wird erwachsen und von ihren Bruder, der den menschlichen Namen Lancelot annahm hört sie nur noch die Geschichten, die Merlin auf seinen Besuchen erzählt. Eines Tages verschwindet ihr Sohn spurlos und Elana nimmt sich den Freitod nach einem Liebeskummer, so beschließt Niviene auch ihr Herz zu begraben, um nie wieder von so starken Gefühlen überwältigt zu werden.
Eines Tages bittet Merlin sie ihm zu helfen, als Magiernovizin an Hofe Camelots zu kommen. Dort erkennt sie den König als den unbekannten Jäger und sieht den langsamen Zusammenbruch von Camelot durch die Affäre von Lancelot/Lugh mit der Königin Gwenevere, sowie den Intrigen von Arthus Halbschwester Morgaine.
Die 1930 in Massachusetts geborene Autorin begann mit dem Schreiben als das jüngste ihrer fünf Kinder eingeschult wurde und verfasste 16 Jugendbücher und phantastische Romane. Merlins Tochter ist der erste Band einer Trilogie um die Arthussage, die auch ihr Lieblingsthema ist.
Der deutsche Titel Merlins Tochter ist ein wenig irreführend, denn auch wenn man es vermutet, so wird eigentlich nie gesagt, wer Nivienes Vater eigentlich ist. Der amerikanische Titel Merlin's Harp passt da besser, da Merlins Harfe Zauberer eine nicht ganz unbeträchtliche Rolle in dem Roman spielt. Aber die Welt von Niviene fasziniert von Anfang an und hat kaum Längen. Allerdings vermutet man schon recht früh welche Rolle ihr verlorener Sohn spielt und Kenner der Sage wissen natürlich auch, was auf den nächsten Seiten ungefähr kommt. Doch Anne Eliot Crompton hat die Geschichte sehr spannend verpackt und man hat das Buch leider sehr schnell durch. Im Gegensatz zu dem ähnlichen Roman von Jean-Louis Fetjaine Vor der Elfendämmerung, das ich schon in SF-Buch besprach, welche nur die Vorgeschichte der Arthussage beinhaltete, endet die Geschichte in Merlins Tochter mit dem Tod und der Überfahrt König Arthus nach Avalon. So ist man gespannt, wie die Geschichte in den anderen beiden Folgeromanen weitergeführt wird.
Ich kann den Roman jeden Liebhaber mythischer und romantischer Fantasy sehr ans Herz legen.
Bewertung: 9 von 10