Reihe: Libri Mortis, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Rosalie ist ein ungewöhnliches Mädchen, was sich schon daran zeigt, dass sie zwei unterschiedlich gefärbte Augen hat. Noch ungewöhnlicher sind die Stimmen, die Rosalie seit ihrem Geburtstag hört. Dabei ist doch ein Geburtstag etwas Besonderes. Nur dies hatte sie nicht erwartet.
Etwas anderes, das Rosalie stört, ist der Streit zwischen ihrer Großmutter und ihrem Vater, dem Psychiater. Ihre Mutter liegt, seit Rosalie auf der Welt ist, im Koma. Dafür gibt sie sich selbst die Schuld, denn wäre Rosalie nicht geboren worden, ginge es ihrer Mutter besser. Ihr Vater hofft immer noch darauf, dass seine Frau aus dem Koma erwacht. Währenddessen ist die Großmutter bereit, die Maschinen abzustellen, um ihrer Tochter das Leid zu ersparen - und ebenso ihrer Enkelin. Sie kann nicht mitansehen, wie Rosalie sehen muss, wie ihre Mutter dort liegt.
Unangenehm ist zudem, dass ein Mann auftaucht, der sich Rosalie bedrohlich nähert. Doch der Mann ist für jeden anderen unsichtbar. Rosalie stellt sehr schnell fest, dass der Zustand ihrer Mutter und ihre seltsamen Erlebnisse miteinander in Verbindung stehen. Ihre Mutter hörte ebenfalls Stimmen und galt als manisch-depressiv. Das eigentliche Abenteuer beginnt, als sie im Keller einen Zugang findet, der in die Pariser Katakomben und Geheimgänge führt.
Rosalie fragt sich, ob sie nun verrückt wird. Sie will den seltsamen Phänomenen nachgehen, die sie belasten. Ihre Freundinnen stehen meist im Hintergrund und nur der junge Afrikaner Ambrose aus der Vorstadt scheint sie zu verstehen. Da Rosalie nicht bereit ist, an ihrer Geistesverfassung zu zweifeln, macht sie sich auf die Suche nach Antworten. Dabei stößt sie auf ständig neue Fragen. Ambrose will sie bei ihrer Suche eher etwas bremsen, ist aber doch derjenige, der am ehesten zu ihr hält. Bald kristallisiert sich heraus, dass eine mysteriöse Sache aufgeklärt werden muss. Eine Zufallsbekanntschaft Rosalies mit dem Immobilienhai Pylart, einem der reichsten Männer der Stadt, gibt der Geschichte weiteren Schwung. Der Mann entwickelt ein auffälliges Interesse an dem Mädchen. Dennoch ist er ihr unheimlich. Gleichzeitig scheint er einige der reichsten Menschen von Paris in der Hand zu haben. Etwas scheint sie mit Pylart zu verbinden und das führt für zu neuen Erkenntnissen. Vor allem über den geheimnisvollen Mann, den nur sie sehen kann und der sich inzwischen als Exhausmeister ihrer Schule herausstellt.
Zuerst kümmert sich Peter Schwindt um Rosalie und ihren familiären Hintergrund. Erst langsam zieht der Autor den Spannungsbogen an. Das Grauen für die Sechzehnjährige verdichtet sich und steigert sich auch noch, als Rosalie von ihren ersten Erkundungen zurückkehrt. Die Einblicke in die Pariser Unterwelt, die über dreihundert Kilometer langen Gänge und Kanäle, werden sehr wichtig, aber auch immer gefährlicher. Sie forscht weiter, um herauszufinden, was das alles mit dem geheimnisvollen Mann und den flüsternden Stimmen zu tun hat. Peter Schwindt schrieb einen fesselnden Roman, der sich an die lesende Teenagerschar richtet und auf die Probleme in speziellen Situationen eingeht. Einfühlsam beschreibt er das Mädchen Rosalie und ihren Freund Ambrose. Sprachlich ausgereift, ist der erste Band der Trilogie ein Lesegenuss.