Serie/Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Veith |
4 Jahre ist es inzwischen her, da hatte ich mir in schön chronologischer Reihenfolge den 3. Eschbach Kelwitts Stern vorgeknöpft. Und erneut wurde ich überrascht. War Solarstation ein völlig anderes Werk als Die Haarteppichknüpfer, so konnte Kelwitts Stern noch einen draufsetzen. Soviel ist klar: Andreas Eschbach serviert mit jedem Gang eine völlig neue Welt in einem ganz anderen Stil und spricht womöglich auch eine andere Leserschaft an.
Doch der Reihe nach:
Willkommen auf dem Planeten Jombuur, in der Tiefe der Milchstrasse, unerreichbar für den Menschen. Hier lebt der kleine Kelwitt, der vor der unangenehmen Entscheidung steht, sich zu entscheiden, welchen Beruf er erlernen und welcher Gilde er sich anschließen möchte. Den Lederhäuten? Den Schwärmen? Nichts will Kelwitt so richtig gefallen. Viel lieber wäre ihm eine Orakelfahrt zu seinem Planeten. Seinem Planeten? Richtig gelesen! Die Jombuuraner pflegen nämlich seit Urzeiten die Tradition, jedem Neugeborenen einen Stern zu schenken. Gibt es diese doch in Hülle und Fülle und eilt den Jombuuranern doch im ganzen Universum der Ruf voraus, wahre Meisterastronomen zu sein. Ahnt schon jemand, welchen Stern Kelwitt sein Eigen nennen darf? Richtig, unsere Sonne!
Und so geht sie los, die lange Reise, und wir dürfen sie miterleben, aus der Sicht eines Außerirdischen! Kelwitt landet nicht irgendwo, sondern auf der Erde! In Deutschland! In der Schwäbischen Alb! Dort lernt er die Familie Mattek kennen, die ihn immer mehr ins Herz schließt. Dieses unfreiwillige Zusammentreffen wirbelt das Leben aller Beteiligten gehörig durcheinander. Die Matteks müssen sich mit Geheimdiensten und neugierigen Wissenschaftlern auseinandersetzen, Kelwitt dagegen mit diesen verrückten einheimischen Wesen, die gar so viele unheimliche Dinge veranstalten, die ihm unerklärlich erscheinen.
Und schon befindet sich der Leser in einer neuen Welt Eschbachs, der den mutigen Versuch unternommen hat, ein wirklich humorvolles Buch zu schreiben. Mutig nicht nur, weil das Schreiben witziger Romane sicherlich eine anspruchsvolle Disziplin ist, die nicht jedem in die Wiege gelegt wurde. Mutig auch deshalb, weil viele seiner Stammleser endlich einen zweiten Haarteppichknüpfer oder zumindest Solarstation erhofft hatten. Wie leicht kann doch der Held von einst zum Taugenichts von heute werden. Andreas Eschbach kümmerte dies alles scheinbar gar nichts, Respekt!
So muss es ihm bestätigt werden, dass ihm Kelwitts Stern zumeist wirklich gelungen ist. Ein ums andere mal musste ich beim Lesen wirklich schmunzeln, insbesondere wenn der Mensch aus der Sicht eines Außerirdischen betrachtet wurde. Sei es die eigenartige Zeitrechnung oder die wundersame Kunst der Nahrungsaufnahme! Kelwitts Stern steckt voller phantasievoller Einfälle und hat eine spannende Handlung mit einem rundem Abschluss.
Trotzdem wird die Mischung aus E. T. und Pan Tau nicht jedem gefallen, selbst wenn man der ehrenwerten Motivation Eschbachs für dieses Buch offen gegenübersteht. Zu überzeichnet sind an vielen Stellen die Figuren (Birnbauer Anton, Geheimagent Hermann Hase), zu platt an einigen Stellen der Humor und die Figuren. Wer über einen Clown mit schrillbunten Farben und Hochwasserhosen nicht lachen kann, der wird auch mit Kelwitts Stern nicht wirklich glücklich.
Alles in allem ein sehr phantasievolles Werk, dass in Teilen auch Spass macht, zu lesen. Zu deutlich spürt der Leser jedoch an einigen Stellen, dass Andreas Eschbach die Schraube etwas überzogen hat und in seinem Ziel, humorvoll zu schreiben in die Albernheit abgerutscht ist. Hier wäre weniger mehr gewesen.
7 von 10 Punkten