Serie: Perry Rhodan Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Wenn der Postbote ächzend ein dickes Päckchen überreicht, dann weiss man, das einen der neueste Ziegelstein aus der Perry Rhodan-Werkstatt erreicht hat: Jupiter.
Ein klangvoller Name, die erste Assoziation die man natürlich hat, ist der legendäre Roman von Arthur C. Clarke "2001 - Odyssee im Weltraum". Und wie man noch sehen wird, ist Jupiter dem Plot von Clarkes Roman nicht so unähnlich. Gleich drei Autoren haben, sich kapitelweise abwechselnd, um den Roman gekümmert. Warum man nicht, wie bisher eigentlich üblich, das ganze in mehrere Einzelbücher aufgeteilt hat, ist mir nicht überliefert. Jedoch ist mit dem vorliegendem Konzept ein flotteres Durchwechseln der Autoren möglich, als das bei einer Taschenbuchreihe wäre. Grundsätzlich muss man sich aber erst rein physisch überwinden, mit diesem Monster an Buch zu beginnen.
Die Geschichte beginnt mit den Vorbereitungen der 3000-Jahr-Feier der Kolonie auf dem Jupitermond Ganymed. Das lassen sich Perry Rhodan samt Freundin Mondra Diamond sowie Reginald Bull nicht nehmen, hier endlich einmal vorbei zu schauen. Die Gouverneurin lässt die beiden Unsterblichen auch gleich spüren, das sie alles andere davon begeistert ist, wie sich Terra um die kleinen Kolonien im eigenen Sonnensystem kümmert. Ihrer Ansicht nach nämlich kaum.
Während Rhodan die ersten Wellen zu glätten versucht, beschäftigt ihn schon ein anderer Gedanke. Aus der Oberfläche des Mondes ist eine Art Turm durchgebrochen. Uralt, jedoch auch durch und durch rätselhaft lockt er mit seinen Geheimnissen natürlich die Aktivatorträger. Reginald Bull bekommt als Verteidigungsminister die Aufgabe, sich einen Überblick über die Lage vor Ort zu machen und entdeckt, das das mysteriöse Turm auf alle ihn umstehenden Wesen einne parapsychischen Einfluss hat. Sogar er als Mentalstabilisierter kann sich kaum vor den Einflüsterungen des Artefaktes retten.
Perry Rhodan hingegen macht erste Bekanntschaft mit Tau-8, einer Droge, die laut seinem Freund Homer G. Adams eventuell vom Syndiakt der Kristallfischer in Umlauf gebracht wird. Für Rhodan und Diamond ist das Grund genug, zur MERLIN zu fliegen. Die ehemalige Zelle eines riesigen terranischen Schlachtschiffes dient nun als Raumstation für eine Minengesellschaft, die Hyperkristalle aller Art aus der Athmosphäre des Jupiters fängt - eben das erwähnte Syndikat. Nach und nach kommt Rhodan dem Treiben auf die Spur, kann sich aber noch keinen Reim machen, was der Turm auf Ganymed damit zu tun hat.
Dann jedoch überschlagen sich die Ereignisse. Jupiters Athmosphäre beginnt sich zu verändern - der Turm auf Ganymed beginnt den Riesenplaneten mit Gravitonen zu beschiessen, was einen direkten Einfluss auf die Masse des Gasplaneten hat. Während sich der Mond durch die sich immer weiter erhöhende Schwerkraft langsam in Richtung Jupiter bewegt, droht dieser inmitten des dicht besiedelten Sol-Systems zu einem Schwarzen Loch zu werden!
Perry Rhodan muss von MERLIN fliehen, als die Umstände immer chaotischer werden. Im Gegensatz zu Diamond, die es in einem Schiff der Kristallfischer verschlägt, nähert sich Rhodan immer mehr dem Kern des Planeten. Und das auch noch willentlich, denn dort liegt offenbar das Zentrum der Intelligenz, die hinter den katastrophalen Ereignissen steckt.
Anleihen aus 2001 sind schnell ersichtlich - auch wenn die Zielrichtung eine andere ist. Während bei Clarke aus Jupiter durch die Vergrößerung der Masse eine Sonne wurde, überspringen die PR-Autoren dieses Stadium gleich und bedrohen das Sonnensystem mit einem Schwarzen Loch. Inwieweit das physikalisch möglich ist, wage ich nicht zu beurteilen - atemberaubend ist das freilich. Denn die drei verstehen es, die immer chaotischer werdende Szenerie so zu beschreiben, das der Leser immer mitgerissen wird. Egal in welchem der drei Haupthandlungsstränge (Rhodan/Bull/Diamond) er sich gerade befindet, die Spannung steigt von mal zu mal. Eigentlich kann man das Buch zwischendurch nur aus der Hand legen, weil die Muskeln und Sehnen angesichts der über 700 Gramm langsam zu schmerzen beginnen. Eingebremst wird das Spannungsmoment jedoch im dritten Drittel des Romanes. Diamond muss gegen den Hauptschurken des Kristallfischer-Syndikates Oeran Quantrill, kämpfen, dieser erweist sich jedoch schnell als kaum würdiger Gegner und nur von mittelmäßiger Gefährlichkeit, so dass man in diesem Handlungsbereich schnell das Interesse verliert.
Perry Rhodan hingegen darf als Titelheld wieder kosmische Geschichte erfahren, denn als er im Zentrum Jupiters auf - nun, das verrate ich nicht - trifft, wird erst einmal ein PR-typischer Exkurs in intergalaktischer Geschichte fällig. Das ist durchaus interessant, spannend ist es jedoch keinesfalls. So kurz vor Schluss ist das natürlich fatal, wenn man auf den großen Show-Down hofft, der dann zwar auch kommt, aber keine Möglichkeit, keinen Raum mehr bekommt, sich zu entfalten.
Das mag aber auch der einzige relevante Kritikpunkt an dem dicken Schmöcker sein. Für Nicht-Kenner des Perry Rhodan-Universums ist der Roman im übrigen überraschend leicht zu lesen, da Standard-Begriffe meist erklärt werden, sich aus dem Zusammenhang erklären oder diverse Punkte gut umschifft werden. Die Charakterisierung der drei Hauptpersonen ist sehr gut gelungen, vor allem an dem alten Grantler Reginald Bull hatte ich einmal mehr meine große Freude. Rhodan wirkt wie immer sehr abgeklärt, fast schon langweilig. Ich wundere mich, wie er trotz diesem Beamtenstil so erfolgreich bei Frauen ist (siehe PR Extra 11 - CD-Beilage)? Auch die meisten der Nebencharaktere wirkten glaubhaft, die ganze Struktur der Geschichte trotz häufiger Autorenwechsel hielt immer Kurs und war überzeugend.
1008 Seiten, das ist schon sehr viel zu lesen.
Im Grunde habe ich keine Seite bereut. Es hat sehr viel Spass gemacht!