Serie: Star Wars: Medstar, Band 1 Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Das zweite Jahr in den Klonkriegen. Hitze, Schimmel, Moder und eine pilzartige Vegetation - Drongar ist ein Planet der beinahe unbewohnbar ist, dennoch stehen sich nun auch hier Republik und Konföderation auf dem Schlachtfeld gegenüber, denn nur hier wächst die vielfältig einsetzbare Heilpflanze Bota. Während die Sporen den Einsatz der Luftwaffe behindern, der hohe Sauerstoffgehalt Flächenbrände verursachen würde wenn man die großen Geschütze auffährt und das Klima selbst Kampfdroiden zu schaffen macht muss auf Bodentruppen zurückgegriffen werden und so ringen nun Klone mit Kampfdroiden und sakissianischen Söldnern um die Kontrolle über die Bota-Felder.
Das heftige Schlachtgetümmel und die hohe Gefahr von Infektionen sorgen zumindest dafür dass es für die Ärzte und Schwestern der Feldlazaretteinheiten der Republik (kurz Flehr) stets genug zu tun gibt. In Flehr sieben sind das etwa der corellianische Chirurg Jos Vondar, der seine Sorgen in Humor, Zynismus und Alkohol zu ertränken versucht, sein Zabrak-Kollege Zan Yant, der es ohne den Krieg wohl zum berühmten Quetarra-Spieler gebracht hätte und die OP-Schwester Tolk le Trene, die für Vondar schwärmt. Während sich die Chirurgen vor allem mit Nachschubproblemen und einem nicht enden wollenden Strom an Verwundeten abzumühen haben, findet sich auch Kriegsberichtserstatter und Enthüllungsjournalist Den Dhur in Flehr sieben wieder. Und schon auf Jabiim hat Dhur die Bekanntschaft des kräftig auf dem Schwarzmarkt mitmischenden Versorgungsoffiziers Filba the Hutt gemacht, der dank des mit der Schwarzen Sonne kooperierenden Admirals Tarnese Bleyd nun für die gesamte Bota-Verschiffung auf Drongar zuständig ist. Doch nicht von der Schwarzen Sonne sondern einem mysteriösen Doppelagenten im Lager geht eine Bedrohung aus, die zur Gefahr für alle werden könnte, auch für den zwangsrekrutierten Droiden I-5YQ und die Jedi Padawan und Heilerin Barriss Offee die auf Drongar ihre Jedi Prüfung ablegen soll...
In ihrer ersten Zusammenarbeit als Star Wars-Autoren haben Michael Reaves (Darth Maul: Schattenjäger, Coruscant Nights) und Steve Perry (Shadows of the Empire) das Roman-Äquivalent des Klonkriegscomics DIE LETZTE SCHLACHT VON JABIIM und damit zwei der besten Klonkriegsromane geschaffen - die MEDSTAR-Duologie, an deren Erfolg man später mit DIE MACHT DES TODESSTERNS als Team noch einmal anzuknüpfen versuchte. Nach langen Jahren des Wartens hat sich Blanvalet nun endlich an eine deutschsprachige Übersetzung der Kult-Duologie gewagt, ein Glücksfall für die Fans. Dass Perry und Reaves für Medstar Anleihen bei der Serie MASH (die auf einer gleichnamigen Oscar-prämierten Romanverfilmung basierte) genommen haben überrascht nicht, denn genau diese Kombination aus Humor und Anti-Kriegsprotest dürfte den Autoren als interessantes Konzept erschienen sein. Und auch Drongar ist wie Korea eine Front an der es im Grunde nichts zu gewinnen gibt, außer dem Gegner eine weitere Ressourcenquelle abzunehmen. Unter diesem Eindruck überrascht es nicht dass sich die Medstar-Duologie folglich auch nicht mit einer großen epischen Schlacht, sondern einem für das größere Ganze und den Kriegsverlauf schlussendlich wohl bedeutungslosen Konflikt beschäftigt. Wer also große Jedi-Heldentaten, kampfesmutiger Klone und böswillige bis tumbe Gegenspieler erwartet wird an Medstar wohl keine Freude haben.
Denn auch perspektivisch haben Reaves und Perry ihre Erzählung weit weg von der Front verlagert. In Flehr sieben und auf der "MediStern"-Fregatte (sic!) Admiral Bleyds spielen die Erfolge der Klone nur eine untergeordnete Rolle, da auch die Protagonisten kaum in das Kampfgeschehen involviert sind und ihre individuellen Schlachten auszutragen haben. Selbst Admiral Bleyd, der talentierte, aber völlig verkannte Offizier ist vor allem damit beschäftigt mit der Schwarzen Sonne sein Auskommen zu finden, die ihm den Löwenanteil seiner Gewinne im Bota-Schmuggel abzuknöpfen droht, vielleicht weil er nur als Kommandant der Feldlazarette und nicht als Leiter der militärischen Operationen eingesetzt ist. Für eine akute Bedrohungslage sorgen daher vor allem der Saboteur in Flehr sieben und die Agenten der Schwarzen Sonne, die es auf Admiral Bleyd abgesehen haben. Doch die Rolle des offen auftretenden Antagonisten erfüllt Nahkampfausbilder Phow Ji (vielleicht eine Reminiszenz an Cobra Kai Gründer Terry Silver aus Karate Kid), der zwar auf der Seite der Republik kämpft, seine Gewalttätigkeit und überlegenen teräs käsi-Kenntnisse jedoch dafür einsetzt salissianische Söldner der Separatisten abzuschlachten und durch seine Kaltblütigkeit (er sammelt auch Trophäen seiner Opfer) in den Augen Den Dhurs und seiner Compagnons als Kriegsverbrecher qualifiziert. Dass Phow Ji es sogar schon mit Jedi Rittern aufgenommen hat, lässt der Lieutenant vor allem Barriss Offee spüren, die er fortwährend herausfordert und so in die Nähe der dunklen Seite bringt. Der Krieg als Chance für Mörder und Gewalttäter zu höchsten Ehren zu gelangen, kaum ein Star Wars-Roman hat sich dieses Themas bisher eindringlicher angenommen.
Verglichen mit Reaves und Perrys DIE MACHT DES TODESSTERNS sind die Handlungsstränge in Medstar weit besser miteinander verwoben, auch wenn etwa der Schwarze Sonne-Plot um Admiral Bleyd weitgehend auf eigenen Füßen zu stehen scheint und sich erst später herausstellt dass der Saboteur in Flehr sieben sich nicht nur den Separatisten verpflichtet fühlt. Diese Verwobenheit der einzelnen Handlungsstränge sorgt auch dafür dass sich die Spannung von UNTER FEUER aus mehreren Quellen speist, da es zwar keine großen Überschurken und Überhelden samt zentralen Konflikt gibt, dafür aber viele kleinere Konflikte, die sich quasi quer durch Flehr sieben ziehen. So werden Barriss Offees Jedi-Tugenden von Phow Ji schwer geprüft, dessen Verbrechen sich auch als Story für Den Dhur eigenen würden. Am eindeutigsten verfolgt allerdings noch der geheime Saboteur im Lager eine Agenda die ihn als "den" Bösen qualifizieren würde, immerhin ist er mit den Konföderierten im Bunde und hat sich damit generell auf die dunkle Seite begeben. Wer er ist, wird zwar erst in Medstar II enthüllt, doch zumindest einen mehr als verräterischen Hinweis gibt er schon.
Ein Markenzeichen Medstars ist überdies auch die Anbindung des Werks in frühere Romane der beiden Autoren. So erhält dank Steve Perry (Shadows of the Empire) die Schwarze Sonne eine tragende Rolle und Michael Reaves bringt mit dem überaus menschlichen Droiden I-Fünf sogar einen Charakter aus seinem Darth Maul-Roman ein, der im Verlauf der Geschichte sein Gedächtnis und damit die ihm einst von Lorn Pavan aufgetragene Mission wiederentdecken muss. Und natürlich spielt teräs käsi (die Kampftechnik die auch Maul meisterhaft beherrschte und auf der von Steve Perry praktizierten Kampftechnik Silat basiert) eine gewisse Rolle.
- Resümee -
Für Star Wars-Fans sind Michael Reaves und Steve Perry schon lange keine unbekannten mehr und mit der Medstar-Duologie (die aufgrund der Übersetzung der MedStar-Fregattenklasse als MediStar nun wohl Medistar-Duologie heißen müsste) haben sie bewiesen, dass sie auch sehr gut zusammenarbeiten können. UNTER FEUER ist als erster Teil der Duologie vor allem ein Roman der von einer Vielzahl an Handlungssträngen durchzogen ist und nicht nur einen sehr großen Charakter-Satz einführt sondern sich auf sehr dramatische Weise auch gleich wieder einiger entledigt. Wer schon an DIE MACHT DES TODESSTERNS Gefallen fand wird auch hier gut bedient, wie vor allem jene Fans die sich für ernsthaftere Geschichten aus den Klonkriegen und das Schicksal kleinerer Leute im Star Wars Universum interessieren. Spannend erweist sich der Roman vor allem dank mancher zwischenmenschlicher Spannungen, der Involvierung der Schwarzen Sonne und eines mit den Separatisten zusammen arbeitenden Saboteurs.
Fazit:
Für mich nach wie vor einer der besten Klonkriegsromane.