Reihe: Meisterwerke der Science Fiction Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Was wäre, wenn man nur durch die Kraft der Gedanken durch die Zeit reisen könnte. Wenn man sich durch bloße Vorstellungskraft von heute in die Vergangenheit bewegen könnte. Dies gelang Simon Morley und er reiste in das 19. Jahrhundert, um dort einen Kriminalfall zu lösen, der ihn schon in der Gegenwart beschäftigte. Doch dann passiert etwas, womit er nicht gerechnet hatte: Ihm gefällt die alte Zeit mit ihrem viel langsameren Lebensrhythmus, er findet eine Frau, die er lieben lernte und beschließt, sein Leben in der Vergangenheit zu beenden. Doch immer wieder kommen in ihm Fragen auf: Was machen die Regierungsverantwortlichen mit dem Projekt? Besteht nicht die Gefahr, dass begonnen wird, in der Vergangenheit herumzupfuschen? Oder ist dies bereits geschehen? Es tauchen Wahlbadges auf, die Kennedy anlässlich seiner Kandidatur zu seiner zweiten Amtsperiode verteilte. Andere gefundene Dokumente erwähnen den Ersten Weltkrieg nicht, obwohl dieser zum Zeitpunkt des Entstehens des Dokuments bereits ausgebrochen sein müsste.
Als Simon nun beschließt, in die Zukunft zu gehen und dafür zu sorgen, dass das Projekt beendet wird, wird er mit diesen Fakten konfrontiert. Was wäre, wenn der Erste Weltkrieg verhindert werden könnte. Würde dann das 20. Jahrhundert nicht einen ganz anderen Lauf nehmen und der Menschheit viele Jahrzehnte des Wohlstandes bescheren? Seine guten Vorsätze vergessend, willigt Simon Morley ein. Er reist in das Jahr 1912 zurück und versucht dort einen Mann zu finden, den er nur als Mister Z bezeichnet. Dieser Mann hat Papiere, deren Übermittlung den zweiten Weltkrieg hätte verhindern können, doch leider wurden diese Dokumente niemals dem Präsidenten der Vereinigten Staaten zugestellt. Im Projekt jedoch ist man zerstritten und es gibt durchaus Menschen, die daran glauben, dass eine Veränderung der Vergangenheit schwerwiegende Folgen haben können. Diese andere Fraktion beschließt, Simon Morley aufzuhalten.
25 Jahre nach dem Erscheinen des Romans Die anderen Ufer der Zeit legt Autor Jack Finney diese Fortsetzung nach. Leider kann dieser Roman nicht den Charme des Erstlingswerkes versprühen. Wieder geht die Reise in das New York vergangener Tag, nur 30 Jahre später und wieder sucht Simon Morley nach einer Person. Doch während der erste Roman sehr durchdacht war und wegen des kriminalistischen Rätsels sehr spannend war, dümpelt diese Geschichte so dahin. Hinzu kommt, dass der Autor kein richtiges Konzept für den Roman hatte. Das Buch begann sehr interessant mit einer Sitzung einer Gruppe, die Zeitdokumente zusammentrug, die nicht mit der gültigen Geschichte zusammenpassten. Das las sich wirklich sehr interessant, aber wird dann im weiteren Verlauf des Buchs vollkommen vergessen. Stattdessen liest man über viele, viele Seiten, wie sich Simon Morley im Jahr 1912 herumtreibt. Zwar unterlegt der Autor die aus Simons Sicht erzählte Geschichte mit Fotos und anderen Zeitdokumenten, aber der Funke springt einfach nicht über, und so wird das Buch zu einer eher langatmigen Lektüre, die erst kurz vor Schluss eine gewisse Spannung aufweist. Insgesamt also ein eher unnötiger Roman. Positiv anzumerken ist jedoch, dass vor der Wiederveröffentlichung die Übersetzung überarbeitet wurde und nun viel besser und näher am Original ist.
5 von 10 Punkten.