Serie / Zyklus: Mark Brandis, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
So hatte sich der Pilot Mark Brandis seine Wiederkehr zur Erde nach einem langen Testflug mit der Delta-VII-Rakete nicht vorgestellt: Der faschistische Gereral Smith hat die Herrschaft in der EAAU, der Europäisch-amerikanisch-arabischen-Union, übernommen. Schon während des Zwischenstopps auf der Venus verdichten sich die Hinweise, dass Schlimmes auf dem Heimatplaneten passiert, doch schon beim Rückflug wird alles offenbar. Die Crew der Delta VII wird vom Kurs abgebracht und gezwungen, auf einem Militärstützpunkt zu landen. Dort wird nicht lange diskutiert, sondern jedes Mitglied der Crew wird einem massiven Verhör unterzogen. Die neue Technologie der Delta VII wäre für den Diktator von unschätzbarem Wert und würde ihm die Vorherrschaft im Sonnensystem bescheren. Der Kommandant der Mission, John Harris, schwört seine Mannschaft ein und zum Schein gehen sie auf das Angebot zur Kooperation ein. Bei erster Gelegenheit jedoch gelingt ihnen die Flucht. Ihr Ziel ist die Venus.
Die Buchreihe um den Helden Mark Brandis ist ein wahrer Klassiker der Deutschen Science Fiction. In meiner Jugend war mir dieses Leseerlebnis leider entgangen, und so nutze ich die Neuauflage im Wurdack Verlag, um das nachzuholen. Obwohl ich fast nur Gutes über diese Reihe gehört hatte, war ich skeptisch, denn nur allzu leicht können die Lobeshymnen verklärte Kindheitserinnerungen sein. Doch die Skepsis war ungerechtfertigt. Die Reihe liest sich für ein Werk der damaligen Zeit sehr gut, die Geschichte ist durchaus komplex und der Hintergrund schön ersonnen. Die größte Überraschung aber war der Held der Geschichte: Üblicherweise wäre Mark Brandis der Captain gewesen, doch dieser ist John Harris, der Mark Brandis nicht nur fachlich, sondern auch menschlich überlegen ist. Der Autor Nikolai von Michalewsky (auf dem Buch mit seinem Pseudonym Mark Brandis aufgeführt. Dieses ist übrigens ein Hinweis aus sein Geburtsland, der Mark Brandenburg) schuf eher einen Antihelden, der schon eine Vergangenheit aufweist und aufgrund einer Fehlentscheidung degradiert wurde. Außerdem ist er mehr ein Feigling als ein Held. Als Captain Harris mit der Delta VII losfliegt, um den ehemaligen Präsidenten der EAAU zu befreien, lehnt Mark Brandis zunächst kategorisch ab und lenkt erst kurz vor dem Abflug ein. Man muss den Autor bewundern, diesen Ansatz gewählt zu haben, denn damit lag er ganz klar im Gegensatz zu dem Heldenbild der damaligen Zeit. Man bekommt hier also wenige Klischees geboten, dafür aber Menschen mit Herz und Hintergrund. Hierin begründet sich auch der Erfolg der Reihe. Während viele Konkurrenzprodukte heute bestenfalls noch als typische Vertreter der damaligen Zeit herangezogen werden, erlebt diese Serie eine Neuauflage (bereits Ende der 90er gab es eine Neuauflage, die jedoch nur bis zu Band 6 fortgeführt wurde), und nach dem Lesen des ersten Bandes muss ich sagen: zu Recht!
7 von 10 Punkten.
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