Titel: Herr aller Dinge Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Hiroshi und Charlotte lernen sich bereits als Kinder kennen. Während Charlotte als Tochter eines Diplomanten Pärchens in einem golden Käfig lebt, ist Hiroshis Mutter Angestellt der französischen Botschaft in Tokio und arbeitet somit für ihren Vater. Für Charlotte ist die Freundschaft zu dem japanischen Jungen sehr wichtig, weil er ihr einziger Kontakt zur Welt außerhalb der Abschirmung durch ihre Eltern ist. Doch bald verlieren sich beide aus den Augen und erst beim Studium in den USA sollten beide sich wiedertreffen. Hiroshi ist inzwischen mehr und mehr von der Idee besessen, wie er der ganzen Menschheit Wohlstand bringen kann. Schon seit seinen Kindertagen hat er diesen Plan und nun bekommt er mehr und mehr die Mittel, diesen umzusetzen. Charlotte hingegen studiert Archäologie, was sehr mit ihrer besonderen Fähigkeit zusammen hängt: Sie kann zu jedem Gegenstand, den sie anfasst sagen, was mit diesem und natürlich auch mit den Menschen, die ihn benutzt haben, passiert ist. Beide verlieren sich erneut aus den Augen, doch als sie sich wiedertreffen, ist Hiroshi ganz erpicht darauf, ihr die Ergebnisse seiner Arbeit zu präsentieren. Allerdings verläuft der Test nicht so wie gedacht und Hiroshis Forschungen werden mehr und mehr zur Bedrohung für die gesamte Menschheit.
Seit Jahren ist Andreas Eschbach einer der wichtigsten Deutschen Science Fiction Literatur. Alle wichtigen Preise hat er bereits mehrfach gewonnen und nun wendet er sich, nachdem er in den letzten Jahren eher Thriller verfasst hatte, wieder seinen Wurzeln zu. Herr aller Dings ist ein Science Fiction Werk, auch wenn Charlotte mit ihrer unerklärten Gabe nicht 100% hinein passt. Bis zur Mitte des Buchs hält sich der Autor bedeckt über die Natur von Hiroshis Idee, die sich dann aber als eines der klassischen Themen der SF entpuppt.
Die Geschichte umspannt einen Zeitraum von ca. 25 Jahren, in der sich die beiden Protagonisten immer wieder begegnen. Dabei steht Hiroshi für das Rationale und Charlotte für das Emotionale. Beide Figuren sind somit Gegenpole in der Geschichte, die sich immer wieder anziehen. Dieses Konzept funktioniert bis zu Mitte sehr gut und Andreas Eschbach hätte gut daran getan, diese Idee bis zum Ende hin zu verfolgen. Stattdessen wartete er mit vollkommen überraschenden Wendungen auf, die gar nicht recht zum bisherigen Roman passten. Vor allem aber greift er auf fast klischeehafte SF Szenarien zurück die teilweise etwas einfallslos wirken und einen versierten SF Leser nicht zu überzeugen vermochten. Außerdem werden auf das Ende hin Fragen aufgeworfen, die nur unzureichend beantwortet werden.
Insgesamt ein eher durchwachsener Roman, der nicht ganz die Erwartungen erfüllt, die während der Geschichte aufgebaut werden. Für einen versierten SF Leser bietet dieses Buch nichts neues, aber jeder, der noch nicht viel Science Fiction gelesen hat und sich für diese Literaturgattung interessiert wird mit diesem Buch sehr zufrieden sein und das ist sicherlich die große Mehrheit der Leserschaft.
6 von 10 Punkten.