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Reihe: Die zerrissenen Reiche, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Anini, der Kommissar der Bundessicherheit, erhält einen neuen Auftrag. Nachdem er bei der Verfolgung von Garep Schmied und Sira von Wolfenfurt versagte, soll er sich in Stahlstadt neu beweisen. Dort nämlich wurde die hochgestellte Halblingsbeamtin Eluki ermordet. Natürlich ist bei hochgestellten Persönlichkeiten immer schnell die Obrigkeit da, um die Freveltat aufzuklären. Aber Anini hat so seine Probleme mit der Aufklärung des Falls, obwohl ihm Ekela dabei behilflich ist, und er droht wieder einmal mehr zu scheitern. Auch sein Familienleben und das Leben seiner Setzlinge wird durch den Fall in Mitleidenschaft gezogen. Gleichzeitig spielen im Hintergrund die Umsturzpläne der Revoluzzer eine Rolle. Immer wieder finden Ereignisse statt, die auf die eine oder andere Art und Weise Einfluss auf die Handlung nehmen.
Das junge marxistisch angehauchte Zwergenpärchen Karu und Rinul verschwand im Untergrund und versuchte sich als Revoluzzer an einem Umsturz der bestehenden Ordnung. Wie es so üblich ist, wenn man etwas unternehmen will, muss man seinen Leuten vertrauen. Wenn das Vertrauen durch einen Verräter unter den Verschwörern unterminiert wird, sind die Revoluzzer in Gefahr, ihre Gesundheit und ihr Leben zu verlieren. Aber zwischen den Revoluzzern und dem Staat steht noch die Organisation, die sich Freibündler nennt und wie ein organisiertes Verbrechersyndikat geführt wird.
Sira, Siris, Garep, Himek und Oji gelang die Flucht in die noch freie Küstenstadt Meerschaum. Die in Meerschaum lebenden Menschen sind die letzte Hoffnung der vier Gefährten. Die Kriegsflotte der Zwerge befindet sich bereits auf dem Weg, um auch diese Stadt einzunehmen. Allerdings trifft eine Gesandtschaft der Elfen im Hafen ein. Die Elfen, Furcht einflößende, fremde Wesen und bestimmt keine Hilfe gegen die Zwerge, wirken gefährlich auf und für die Einwohner. Dennoch sind Siris und ihre Begleiter dabei, mit den Elfen Verhandlungen zu führen, als Gegenkraft gegen die Zwerge.
Vorteil des dritten Bandes von Die zerrissenen Reiche ist nicht etwa die Karte, die sich vorn im Buch befindet und dem Leser hilft, sich zurechtzufinden. Es ist die selten in Büchern auftauchende Was-bisher-geschah-Rubrik. Dieser Abschnitt ist eine hilfreiche Gedächtnisstütze, und dadurch findet der Leser schnell in die Geschichte hinein. Hinzu kommt eine eigene vom Autor erfundene Sprache. Er geht konsequent den Weg und nennt bestimmte Dinge beim Namen, aber angepasst an das jeweilige Volk. Genauso hält er es mit seiner Fantasy. Er geht strikt den Weg weiter und führt seine sozialkritische Fantasy weiter. Hintergrund könnte durchaus der Weberaufstand in Großbritannien sein, der sich später auf Kontinentaleuropa ausbreitete. Die Zwerge sind dabei eindeutig die Frühkapitalisten, die sich auf Grund ihrer Mentalität und ihrer Skrupellosigkeit durchsetzen. Alle, die sich nicht durchsetzen können, werden als "Schlacke" bezeichnet. Und diese wird in den Krieg gegen den Rest der Welt geschickt. Scheinbar ist es nicht wichtig, ob sie gewinnen - Hauptsache weg. Nebenbei können sie die Macht des totalitären Staates stärken, denn mit dem Krieg wird die Wirtschaft angekurbelt, werden mehr Maschinen gebaut und dafür mehr Zwerge entlassen, die wiederum in den Krieg ziehen können.
Auf der anderen Seite stehen die gläubigen Menschen, die sich immer noch an die Worte der längst verschwundenen Herren halten. Sie können nicht verstehen, warum die ungläubigen Zwerge von ihnen verlangen, den Glauben aufzugeben. Genausowenig verstehen sie die Beweggründe des Krieges.
Blickt man auf die Handlungsträger als Vertreter der einzelnen Fraktionen, so finden wir einen Glaubenskrieg, einen Kapitalkrieg, einen Eroberungskrieg und einiges mehr. Jeder Handlungsstrang steht für sich, findet jedoch mit den anderen durchaus Berührungspunkte und zeigt gleichzeitig das verwobene Netz der Erzählung. Thomas Plischke schreibt Fantasy, die auf dem Boden der Tatsachen steht, sich an die hiesige Welt und ihre Historie anlehnt. Spannende Unterhaltung. Ungewöhnliche Ansätze. Bestens!