Reihe: Gruselkabinett, 35. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Auf einen Brief seines Großonkels Richard hin unternimmt Adam Salton die lange Reise von Australien nach Großbritannien. Als Adam - in Australien ohne Verwandte - am 12. Juni 1860 in Southampton ankommt, glaubt er, nun ausgesorgt zu haben: Der Großonkel stellt sich als recht wohlhabend heraus. Zudem macht Richard Adam zu seinem Alleinerben. Die beiden Männer finden sich auf Anhieb sympathisch und auch Mr. Bagels, ein zahmer Mungo, ist von dem neuen Herrn angetan. Mit einer Kutsche geht es nach Lesser Hill, dem Heim Richard Saltons. Unterwegs gibt es etwas Geschichtsunterricht, der bis in die Zeit vor der römischen Besetzung zurückreicht und einen Bogen bis in die erzählerische Gegenwart schlägt. In der Nähe wohnt auf dem Landsitz Castra Regis die Familie der Caswalls. Dieser Tage wird der Erbe zurückerwartet, der nach einem Streit das Land verließ. Die Besonderheit der Familie liegt darin, dass sie in der Kunst der Hypnose bewandert ist. Auf der nahen Halbinsel liegt das Schloss Dianas Grove, wo Lady Arabella March wohnt, die sie bereits unterwegs trafen. Die blutige Geschichte hätte durchaus mehr ausgebreitet werden können. Lady Arabella lädt Adam ein, ihn zu besuchen, und er sagt zu. Später erfährt er von Nathaniel de Silas, dem besten und ältesten Freund, dass die Lady hoch verschuldet ist. Ihr Mann hat Selbstmord begangen, so heißt es, und ihr nur Schulden hinterlassen. Auf dem Weg nach Castra Regis, um den Neuankömmling und Hausherrn zu begrüßen, trifft Adam auf Mimi, die auf dem nahen Gut mit ihrem Großvater lebt. Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden werden ein Paar, während in einer kurzen Episode Edgar Caswall versucht sie zu hypnotisieren, aber an ihrem starken Willen scheitert. Dagegen lässt ihn Lady Arabella kalt. Nach einiger Zeit reist Edgar Caswall wieder ab. Eigentlich eine überflüssige Person in der Erzählung, die nur für wenig Abwechslung sorgte, aber nicht am Verlauf der Geschichte beteiligt war.
Inzwischen geht es weiter mit der Hauptgeschichte um Lady Arabella. Adam findet heraus, dass sie eine Dienerin eines Drachen, des Lindwurms, ist. Der Diener Caswalls aus Afrika war der Frau ebenfalls in die Keller von Dianas Grove gefolgt, wurde entdeckt und dem Lindwurm geopfert. In Adam reift die Überzeugung, dagegen müsse etwas getan werden.
Ich kenne das Buch „Das Schloss der Schlange“ von Bram Stoker nicht. Aber in dieser Hörspielfassung hätte ich den Part um den vampirhaften Nachbarn Caswall einfach herausgeschrieben, um etwas mehr auf die Besitzerin von Dianas Grove eingehen zu können. Auch der Prolog war für mich überflüssig. Es wird zwar nicht erklärt, aber er könnte von Lady Arabella gewesen sein.
Die Herrin von Dianas Grove ist die interessanteste Figur der Erzählung bzw. des Hörspiels. Sie ist die Priesterin des Lindwurms, der wiederum die Erscheinungsform des altägyptischen Gottes Apophis darstellt. Ich hätte mir gewünscht, hier mehr über die Lady zu erfahren, hätte sie mehr in den Mittelpunkt der Erzählung gestellt.
Die technische Seite der Hörspielproduktion ist wieder einmal gelungen. Die Sprecher überzeugten mich sofort. Auch wenn ich den Prolog als überflüssig betrachtete, war er spannend umgesetzt. Die Geräusche sind passend und vor allem das Gewitter am Ende der Erzählung und Lady Arabellas Ende waren ausgezeichnet umgesetzt. Wieder einmal ein hervorragendes Hörspiel von Titania Medien, die in der letzten Zeit wieder mit Goldmedaillen für ihre Produktionen überhäuft wurden.
Das Schloss des weißen Lindwurms - die Rezension von Max Pechmann