| Serie / Zyklus: Barrayar Band 5 + 7 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
In dem dritten Band der Barrayar-Gesamtausgabe wurden wieder zwei Romane und eine Novelle thematisch zusammengefasst. Dieses Mal steht das Thema Genetik und Klonen im Mittelpunkt. Hervorzuheben ist, dass der Titel Gefährliche Mission weder dem Orignaltitel (Miles, Mystery and Mayhem) noch dem Inhalt nahe kommt. Wir werden uns wohl damit abfinden, dass es immer wieder jemand gibt, der einen Titel wunderbar vermasselt übersetzt. Doch nun zum Inhalt:
Cetaganda
Miles Vorkosigan und sein Cousin Ivan Vorpatril erhalten den Auftrag, Barrayar auf der Beerdigung des cetagenischen Kaisers zu vertreten. Cetagena ist bekanntlich ein Erzfeind von Barrayar. Die Eroberung von Barrayar und die anschließende Vertreibung der Besatzer hat tiefe Feindschaften entstehen lassen und Miles bekommt das schon nach seiner Ankunft zu spüren, als ein Anschlag auf sein Leben verübt wird. Zumindest denkt er zunächst, dass der Anschlag so motiviert war, doch immer mehr Fakten scheinen nicht zu stimmen. Das Profil des Täters passt nicht und dann ist da noch der rätselhafte Gegenstand, den der Meuchelmörder am Tatort zurückgelassen hat. Dieses Artefakt verstrickt Miles in cetagandische Intrigen, die auf allerhöchster Ebene ablaufen. Miles erkennt, dass es nicht nur um die Zukunft von Cetaganda geht, sondern auch um die seines Heimatplaneten Barrayar.
Lois McMaster Bujold beschreibt eine faszinierende Kultur, die, obwohl menschlich, unglaublich fremdartig wirkt. Das komplizierte System der genetischen Auswahl der Erbgutträger und die davon vollkommen unabhängig ablaufende Auswahl der Lords und Ladys ist sehr vielschichtig und faszinierend. Die Autorin spielt ihre Stärken voll aus und erzählt eine spannende Geschichte in einer wunderbar entwickelten Kultur. Der Leser bekommt Science Fiction vom Feinsten geboten.
9 von 10 Punkten.
Ethan von Athos
Die griechische Provinz Chalkidiki verfügt über drei Halbinseln, die wie ein Dreizack ins Meer ragen. Die östlichste wird Athos genannt und auf dieser leben seit Jahrhunderten nur orthodoxe Mönche. Das Land darf nur mit Genehmigung betreten werden, aber Frauen sind nicht geduldet. Nun, irgendwie muss Lois McMaster Bujold Kenntnis von dieser Insel erlangt haben, denn der Roman Ethan von Athos wurde dadurch inspiriert.
Athos ist eine Welt, auf der nur Männer leben. Den Nachwuchs erlangen sie durch den Einsatz von Uterus-Replikatoren, doch diese versagen allmählich. Das über 100 Jahre alte genetische Material ist kaum noch in der Lage, Genmaterial für gesunde Embryonen zur Verfügung zu stellen. So kauft die Kolonie für teures Geld neue Eierstöcke, doch als die Lieferung eintrifft, ist das Entsetzen groß: Die Kolonie wurde betrogen, anstatt der gewünschten Ware hat man nur genetischen Schrott bekommen. Wohl oder übel muss sich Chefwissenschaftler Ethan aufmachen, um der Sache nachzugehen und brauchbares Genmaterial zu kaufen. Für Ethan ist dies ein gefährlicher Schritt, denn er trifft auf Gauner, Betrüger, Halsaufschneider. Und vor allem: Er trifft zum ersten Mal in seinem Leben auf Frauen.
Ethan von Athos ist ein routiniert verfasster Roman, der den Leser zu fesseln versteht. Besonders gelungen sind die Beschreibungen des Lebens auf der Raumstation, die für den Großteil des Romans den Fokus der Handlung darstellt. Dabei schreibt die Autorin ebenso von der Reinigung der Luft als auch von den Problemen, eine Leiche auf einer Raumstation verschwinden zu lassen.
Lois McMaster Bujold durchdenkt die Bühne der Dramen, die sie verfasst, bis ins letzte Detail und genau aus diesem Grund steht sie bei den SF-Fans so hoch im Kurs. Die gelungene Verknüpfung von Hard-SF-Elementen und Handlungsstrang ist für das Genre vorbildlich und genau dies läßt ihre Romane auch so aus der Masse herausragen.
8 von 10 Punkten.
Labyrinth
Miles erhält den Geheimauftrag, einen Genetiker aus den Händen eines Syndikats zu befreien. Er schlüpft wieder in die Geheimidentität von Admiral Naismith und dringt so in den Wurmloch-Knotenpunkt Jackson’s Whole vor. Es scheint, als habe sich alle kriminelle Energie auf diesen Sektor des Universums konzentriert, und Miles muss sich mit größter Vorsicht in der Schlangengrube bewegen, in der man alles bekommt, ganz gleich, ob Sklaven, Waffen oder Geheimnisse. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit hohem Einsatz.
Die Geschichte vermittelt zwar tieferen Einblick in die dunklen Seiten des Barrayar-Universums, ist aber streckenweise ein wenig unglaubwürdig (ein verkrüppelter 1,45 m-Mensch hat Sex mit einer Supersoldatin von 3 m, zwischen deren Reißzähnen noch die Reste einer lebendig verspeisten Ratte kleben), aber nichtsdestotrotz ist die Geschichte spannend und routiniert verfasst.
7 von 10 Punkten.
Fazit: Das Buch nähert sich von verschiedenen Seiten dem Thema Genetik, und so zieht sich dieses Thema wie ein roter Faden durch den ganzen Roman. Von den bisherigen Sammelbänden der Barrayar-Serie ist dies sicherlich die gelungenste Zusammenstellung. Auch qualitativ wird sehr gute Science Fiction geboten, die eigentlich jedem Leser des Genres zusagen dürfte. Wieder positiv erwähnt sei die qualitativ hochwertige Fertigung des Romans.
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