Serie/Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz. |
Es war eine Lust, Feuer zu legen. So beginnt Ray Bradburys Meisterwerk Fahrenheit 451. Dieser Ausspruch ist auf Guy Montag gemünzt, einem Mitglied der pervertierten Feuerwehr, die anstatt Feuer zu löschen nun Bücher verbrennt. Nun, da die Häuser allesamt brandsicher sind, wurde der Auftrag umgekehrt und die Feuerwehr zum Ordnungshüter der Gesellschaft gemacht. Bücher sind schlecht, das hat die Gesellschaft erkannt und so entschloss sich der Staat, dem das natürlich durchaus recht kam, den Wünschen der Bürger nachzukommen und dafür zu sorgen, dass die Menschen nicht länger von Klassikern der Weltliteratur belässtigt werden. Doch als Guy Montag dem Mädchen Clarisse begegnet, erkennt er mehr und mehr wie leer sein Leben ist und dass seine Frau, die sich zuletzt fast mit Schlaftabletten umgebracht hätte, für ihn eine vollkommen Fremde geworden ist. Dann verselbstständigen sich die Ereignisse: Montag nimmt Bücher, die er verschont, mit nach Hause, weil er irgendwie fühlt, dass sie seine Leere in ihm füllen können und dann verschwindet Clarisse. Montag selbst gerät in das Visier seiner eigenen Kollegen und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis sie vor seinem Haus anrücken und dieses in Brand setzten.
Ganz zweifellos ist dieser Roman ein Klassiker und das nicht nur des SF Genres. Ray Bradbury beschreibt eine Welt, in der das Kleingeistige gewonnen hat. Eine Welt in der nichts einen tieferen Sinn bekommen soll und Unterhaltungen nur auf Small Talk Ebene verlaufen. Dabei haben die Menschen sich ihr Grab selbst geschaufelt. Nicht wie in anderen Utopien steht die Staatsmacht über allen. Nein, in Fahrenheit 451 kommt der Staat dem Willen der Gesellschaft nach und verbrennt Bücher, damit keiner der Kleingeistigen von irgend welchen Aussagen belässtigt wird, die er nicht versteht oder nicht versehen will.
Aus Sicht der SF ist Ray Bradburys Meisterwerk aber ebenso interessant. Der Autor sah darin viel voraus, wie z. B. die unsäglichen Telenovas. Im Buch führt Montags Frau Mildred ein Leben in einer Scheinwelt. Drei große Fernsehwände umgeben sie und die Personen beziehen sie sogar noch mit ein. Ich möchte wetten, so mancher Fernsehproduzent würde einen Arm dafür hergeben um dies zu erreichen. Und zum Ende des Buches warnt Bradbury sogar noch vor dem Sensationsversehen. Bradbury selbst hätte wohl nicht gedacht, dass noch zu Lebenzeiten ähnliche Szenen über die Mattscheibe flimmern würden.
Um nun auf die Hörbuchfassung zu kommen, zeigt sich, dass man im Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen sehr mit dem Text beschäftigt hatte. Es gibt von dem Roman Hörbücher und -spiele die, teilweise stark, gekürzt sind. Hier hat man die nicht getan und mit einer Laufzeit von fast 6 Stunden bekommt man die komplette Fassung vollständig gelesen. Wenn man ein Buch nicht kürzen darf, dann ist es auch genau dieses hier. Bradbury schreibt selbst in Hauptmann Beattys Predigt, die Montag umstimme soll: Klassiker werden zu viertelstündigen Hörspielen zusammengestrichen, dann nochmals gekürzt, um einen Buch eine Spalte mit zwei Minuten Lesedauer zu füllen. Ich möchte nicht wissen, was Bradbury zu all den Hörspielen seines Buchs sagen würde, aber sicherlich könnte ich die Worte anstandshalber hier nicht niederschreiben. Vielleicht hätte Bradbury auch gar nichts gesagt, da sich die Produzenten dieser Hörspiele selbst auf die Seite der von ihm verdammten, hohlköpfigen Ignoranten gestellt haben. Aber hier ist das nun nicht der Fall und die Stimme von Hand Eckhardt, die, nachdem man sich an Klang und Farbe erst mal gewöhnt hat, einfach wunderbar das Werk mit Leben füllt.
Fazit: An Buch und Hörbuch gibt es nichts zu kritisieren. Bradbury schrieb eine tiefgreifende Dystopie, die am Ende aber wieder Hoffnung macht. Immer wieder dringt die Mahnung aus seinen Zeilen hervor: Vergesst die Bildung nicht.
10 von 10 Punkten.
Fahrenheit 451 - Rezensionsübersicht