Titel: Etwas endet, etwas beginnt Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Geralt von Riva ist der Held der Witcher-Romane des polnischen Fantasy-Autors Andrzej Sapkowski. In der Alten Sprache wird Geralt von Riva als Gwynbleidd bezeichnet, was „der Weiße Wolf“ bedeutet, ein Name, den er von den Dryaden erhielt. Weniger angenehm ist für Geralt die Bezeichnung „Der Schlächter von Blaviken“.
Das vorliegende Buch um Geralt ist kein Roman, sondern eine Kurzgeschichtensammlung. Acht spannende Erzählungen erwarten den Leser in Etwas endet, etwas beginnt. Die Fans des Hexer-Zyklus erwartet eine besondere Erzählung, die das Ende des Zyklus auf den Kopf stellt. Die Storys selbst stammen aus unterschiedlichen Bereichen der Phantastik. „Der Weg, von dem niemand zurückkehrt“ und „Etwas endet, etwas beginnt“ spielen in der Welt des Hexers. Die erste Geschichte handelt von der Druidin Visenna und dem Söldner Korin. Die beiden treffen an einer Wegkreuzung aufeinander und kämpfen gemeinsam gegen das Böse. Dabei verspüren sie eine gewisse Anziehungskraft und aufkommende Liebe. Die Geschichte, die der Kurzgeschichtensammlung den Namen gibt, ist eine typische Geralt-Geschichte. Geralt wurde als Sohn von Visenna und Korin geboren, jedoch kurz nach seiner Geburt in die Feste der Hexer nach Kaer Morhen – gebracht.
„Ein Vorfall in Mischief Creek“ spielt im Nordamerika des 17. Jahrhunderts. Der Inhalt ist schnell genannt, es geht um eine Jagdgesellschaft aus Boston, die eine angeklagte Hexe verfolgt und in ein seltsames Dorf gerät. „Maladie“ ist Andrzej Sapkowski eigene Interpretation und Weiterführung der Geschichte um Tristan und Isolde. Allerdings aus der Sicht von Morholt, dem von Tristan besiegten Ritter, und Branwen, Isoldes Dienerin.
Die Geschichte „Die Musikanten“ aus dem Jahre 1990 ist die erste Erzählung, die nicht unmittelbar zur Fantasy gehört. Mit ihrem düsteren Inhalt zählt sie eher zum Horrorgenre. Im gleichen Maß mischen sich bei „Tanderadei!“ Horror und Fantasy. Da sich aber auch Minnesang und ritterliche Minne finden, könnte man die Geschichte durchaus zur Historie zählen, wäre der Hintergrund einigermaßen authentisch.
Die Kurzgeschichtensammlung, im Original bereits im Jahr 2000 erschienen, bietet eine unterhaltsame, abwechslungsreiche und spannende Lektüre, wie man sie von Andrzej Sapkowski gewohnt ist. Dabei zeigt er, dass er durchaus in der Lage ist, anspruchsvoll zu schreiben und gleichzeitig seine Themen vielfältig auszuarbeiten. Er verbindet Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft zu einem phantastischen Ganzen, ohne sich dabei selbst zu widersprechen. Der Autor lässt es sich nicht nehmen, zu jeder einzelnen Geschichte eine kurze Einführung zu geben, um deren Entstehung zu erklären. Die Erzählungen sind unterschiedlicher Natur, jede für sich aber ein gelungenes Werk. Selten habe ich bei einem Autoren so viele gute Geschichten gelesen, ohne die berüchtigten Abbrüche, die die Geschichte unlesbar machen. Andrzej Sapkowski ist ein Meister des Wortes, unterstrichen wird dies durch die gute Übersetzungsarbeit. Als Leser sollte man nicht vergessen, dass gerade bei Übersetzungen ein großer Teil des Erfolges vom Können des Übersetzers abhängt. Wenn man also sagt, ein Schreibstil sei sarkastisch-humorvoll, dann sollte man durchaus auch den Übersetzer oder die Übersetzerin, in diesem Fall Erik Simon, berücksichtigen. Allgemein kann gesagt werden, die Geschichten sind schön zu lesen, ein wenig mystisch und mit einem hohen Unterhaltungswert.