Reihe: Dustlands, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die 18-jährige Saba lebt sehr abgeschieden mit ihrem Vater, ihrem Zwillingsbruder Lugh und ihrer kleinen Schwester Emmi in einer extrem kargen Einöde am Silverlake – bis eines Tages vier bewaffnete Reiter auftauchen, um den Bruder zu entführen. Saba schwört, Lugh zu finden und zu befreien. Dazu muss sie ihr Zuhause verlassen, eine Wüste durchqueren und viele Gefahren überstehen. Sie wird gefangen genommen und verwundet. Auf ihrem abenteuerlichen Weg lernt sie die Welt jenseits des Silverlake kennen: Ein wüstes Land, in dem es keine Zivilisation mehr gibt, keine Bücher mehr, keine normalen Verkehrsmittel. Es wird von einem verrückten König und seinen Soldaten beherrscht, die die Bevölkerung mit einer Droge in Schach halten. In Hopetown muss Saba in der Arena kämpfen, aber sie trifft dort auch auf einen Mann, der sie liebt, und eine Truppe von Rebellinnen, die sie unterstützen. Doch kann sie ihnen wirklich trauen? (Verlagsinformation)
Bin ich froh, dass ich Klappentexte lese. Und zwar bevor ich das Buch lese. Da stehen tatsächlich Informationen, die man in einem fehlenden Vorwort hätte einbringen können. In diesem Fall ist es die Erklärung der Autorin Moira Young. Die Erzählerin sei, so die Autorin, ein einfaches Mädchen, das wenig spricht und nicht lesen und schreiben kann. Saba erzählt ihre Geschichte, aus ihrer Sicht und einfach. Moira Young hofft, dass es ihr gelingt, die Stimmung, die sie erzeugen möchte, dadurch besser wiederzugeben. Der Hintergrund dieser Weltuntergangsgeschichte steht - oder besser: fällt - mit Umweltzerstörung, Klimakatastrophen und Ähnlichem. Die Zukunft sieht nicht nur düster aus, sie ist es. Diese Dystopien genannten Geschichten werden gerade im Jugendbuch sehr oft verwendet. Sie zeigen zum Einen auf, wie die Autorengemeinschaften die Welt sehen, zum anderen hoffen sie, den jugendlichen Lesern zeigen zu können, dass es doch noch einen positiven Weg aus der Misere gibt. Genau so ist auch die Buchreihe Dustlands aufgebaut, deren erster Teil vorliegt. Unsere Gesellschaft ist untergegangen, die letzten Zeugen der Menschheit sind Ruinen und ähnliche Hinterlassenschaften. Die verbliebenen Menschen versuchen ohne den Luxus von Bildung in den Wüsten mit ihren mörderischen Sandstürmen zu überleben, indem sie gegen vagabundierende Banditen und Mutationen kämpfen.
Während eines Sandsturms erscheinen vier Reiter in dem abgelegenen Tal, wo die achtzehnjährige Saba mit ihrem Zwillingsbruder Lugh, dem Vater und der Schwester Emmi lebt. Den Vater ermorden die Männer, Lugh entführen sie. Saba ist entsetzt über die Brutalität der Angreifer, macht sich aber dennoch auf den Weg, ihren geliebten Bruder zu retten. Dies ist die Geschichte von Saba, erzählt von ihr selbst. Auf den ersten Seiten des Buches wird die besondere Beziehung von Saba zu Lugh erklärt. Dann geht es bereits in das Abenteuer. Sabas Sprache ist sehr einfach, sie verschluckt beim Erzählen die Endungen von Wörtern. Mit ihrem Abenteuer erzählt Saba nicht nur die abenteuerliche Suche nach ihrem Bruder, von Kampf und Tod, ihrem Durchsetzungswillen und Mut, sondern Schritt für Schritt auch ihre Geschichte vom Erwachsenwerden. Auch wenn die Geschichte an vielen Stellen brutal ist, zeigt sie aber auch auf, dass Vertrauen und Freundschaft für Leben wichtig sind. Denn bei ihrer abenteuerlichen Reise trifft Saba auf den Herumtreiber Jack. Die beiden jungen Menschen sind anfänglich wie Feuer und Wasser, kommen sich aber immer näher und lernen sich zu lieben. Die Dialoge zwischen Saba und Jack sorgen zumindest für den nötigen Humor in der Erzählung.
Moira Young beschreibt die Geschichte so, wie Saba, eine mutige und starke und somit eindrucksvolle Persönlichkeit, sie erzählen würde. Es findet keine wörtliche Rede statt, denn Saba sagt: Lugh hat gesagt ... Mein Vater sagte ... und so weiter. Es ist ein erzähltes Gespräch. Moira Young bedient sich bewährter und bekannter Klischees. Ihre Heldin ist sympathisch und entwickelt sich während der Reise weiter. Dabei gerät sie immer wieder in eine aussichtslose Lage. Beim Lesen fühlt man sich als Erwachsener immer wieder an Mad Max, Straße der Verdammnis und ähnliche Streifen erinnert. Beim Stichwort Wüste fällt einem spontan Dune ein von Frank Herbert und bei den Büchern lässt sich eine lange Liste aufführen. Aus diesem Grund gibt es für den erwachsenen Leser ein Aha-Erlebnis nach dem anderen. Die Jugendlichen dürften hingegen alles für gänzlich neu halten. Dustlands enthält alles, was ein gutes Jugendbuch benötigt, bietet Spannung, Tempo, Fantasie. Betrachte ich das Zielpublikum, so hat das Buch für Jugendliche eine volle Punktzahl verdient. Als Erwachsener waren mir zu viele Dinge in Klischees eingehüllt und mit zu vielen Erinnerungen an Bücher und Filme verbunden.
Die Entführung - die Rezension von Jessica Kaufmann