Serie / Zyklus: Die Zeit-Odyssee (A Time Odyssey) Eine Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Stephen Baxter und Arthur C. Clark sind zwei der interessantesten und besten Science Fiction-Schriftsteller. Beide haben bereits öfters zusammen gearbeitet, etwa bei Das Licht anderer Tage. Der vorliegende Titel Die Zeit-Odyssee erinnert an die Odyssee-Serie (beginnend mit 2001 - Odyssee im Weltraum) von Arthur C. Clarke. Doch im Vorwort weisen Stephen Baxter und Clarke auf Unterschiede hin.
Das Thema "außerirdischer Intelligenzen beobachten die Erde und steuern die menschliche Evolution" schlägt eine andere Richtung ein, praktisch "senkrecht" zu der bekannten Odyssee-Serie. Es ist das Jahr 2037 - als das Raum-Zeit-Kontinuum plötzlich auseinander bricht und auf bizarre Weise wieder zusammengefügt wird. Die Erde zerfällt dabei in unterschiedlichste Zeitzonen: Während es in einem Landstrich noch 2037 ist, ist es im benachbarten 1885, und im nächsten Tausende von Jahren in der Vergangenheit. Wie konnte das geschehen? Welche Macht ist imstande, eine solch gewaltige Veränderung zu bewirken? Und was haben jene merkwürdigen Kugeln zu bedeuten, die überall auf dem Planeten das Geschehen zu beobachten scheinen? (Die Zeit-Odyssee Werbetext)
Die "Diskontinuität", ausgelöst von galaktischen Intelligenzen, zerstört das bekannte Raum-Zeit-Gefüge und setzt die Erde wieder zusammen, aber mit Bruchstücken aus unterschiedlichen Jahrzehnten bis Jahrtausenden. Verschiedene Protagonisten treffen auf dieser zeitlich neuen Welt aufeinander. Ein kleines UNO-Friedensteam aus dem Jahr 2037, russische Astronauten Ende des 20. Jahrhunderts und britische Soldaten des 19. Jahrhunderts. Während die UNO-Mitglieder und die Briten auf Alexander den Großen und seine Armee treffen, begegnen die Russen Dschingis Khan. Der Höhepunkt des Romans ist die Schlacht zwischen den Mongolen und Alexanders Armee, der sich die Briten und das UN-Friedensteam anschließen.
Die spielerische Möglichkeit zeitlich voneinander getrennte historische Persönlichkeiten scheint die eigentliche Motivation der Autoren gewesen zu sein, weniger das Eingreifen in das Menschheitsschicksal. Zwar wird eine Begründung für die Diskontinuität geliefert (die Außerirdischen vernichten Zivilisationen, die unnötigerweise Ressourcen verschwenden), doch warum die unbedeutende menschliche Zivilisation (die es noch nicht mal richtig in den Weltraum geschafft hat) ins Blickfeld der Fremden rückte, ist nicht nachvollziehbar.
Clarke und Baxter verzichten auf eine nähere Darstellung Alexanders und Khans, umgehen damit die Gefahr der Trivialität historischer Figuren. Stattdessen wird der Roman vor allem aus der Sicht Bisesa Dutts erzählt. Am Ende schafft es Bisesa in ihre Zeit zurückzukehren, ins Jahr 2037 einen Tag vor der Diskontinuität. Ob es eine Rettung für die Menschheit gibt, wird in der Fortsetzung Sunstorm verraten.
Der Roman ist geradlinig erzählt, ohne nennenswerte Nebenhandlungen, und schließt mit einem befriedigenden Ende ab. Zuweilen lassen Arthur C. Clarke und Stephen Baxter eine kleine Hommage an ihre früheren Werke in die Geschichte einfließen, z. B. an Baxters Evolution als eine affenähnliche Frau mit ihrem Kind gefangen wird oder die Nennung eines Stützpunkts namens Clavius (siehe 2001 - Odyssee im Weltraum).
Auch wenn viele der anderen Romane Clarkes oder Baxters eine tiefgründigere Darstellung der Personen und der wissenschaftlichen Hintergründe besitzen, Die Zeit-Odyssee ist annehmbare Unterhaltung.
Die Zeit-Odyssee - Rezension von Erik Schreiber
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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