Serie / Zyklus: Fall Revolution, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Cornelius Ibs-von-Seht |
Im 24. Jahrhundert haben sich die menschlichen Kolonien im Sonnensystem und der Großteil der irdischen Menschheit zur Solaren Union zusammengeschlossen. Deren Bürger verfügen nicht nur über eine märchenhaft anmutende Technik, sondern genießen auch das wahrgewordene Wunder vom abgeschafften Kapitalismus. Kein Mensch braucht mehr einer entlohnten Arbeit nachzugehen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, denn in allen Geschäften kann man sich gratis bedienen und Dienstleistungen werden nach Lust und Laune gegenseitig und unentgeltlich erbracht. Ein sorgenfreies Dasein eigentlich, wenn nicht diese bedrohlichen Aktivitäten beim Jupiter wären.
Da tut sich ein Wurmloch auf, ein Tor durch Raum und Zeit, und der Jupiter-Mond Ganymed zerspringt in tausend Teile. In der Atmosphäre des Riesenplaneten bilden sich gigantische Komplexe künstlicher oder organischer Natur, Individuen? Man weiß es nicht genau. Vermutlich handelt es sich um Produkte oder Nachkommen von hochentwickelten künstlichen Intelligenzen, die die Menschen einst geschaffen haben, ihrer Kontrolle aber verlustig gegangen sind. Die rasante Entwicklung dieser außerirdischen Betriebsamkeit wird von den Entscheidungsträgern der Solaren Union als Gefahr für den Fortbestand der Menschheit angesehen.
Die Cassini-Division, eine Eliteeinheit wird beauftragt, das Ausmaß der Bedrohung auszuloten und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dazu soll ein Raumschiff durch das Wurmloch vorstoßen...
Ken MacLeod hat einerseits eine moderne Space-Opera geschrieben, die dem Fan von spannender technischer SF gefallen dürfte. Andererseits hat er ein weitgehend schlüssiges Bild einer nachkapitalistischen Geselllschaft entwickelt, die er mit allerlei fantastischer Kultur von Mode bis Architektur ausstaffiert hat. Dazu nimmt die Frage, ob künstliche Intelligenzen bzw. die Übertragung menschlicher Bewußtseinsinhalte auf Maschinen und ihr Weiterbetrieb darin, als dem Menschen gleichwertige Wesenheiten anzusehen sind, breiten Raum ein. Im Grunde ein hochinteressantes Thema, aber leider kostet die langatmige und wiederholte Diskussion dieses Problems einen Gutteil der Spannung, die die Geschichte bietet. Nichtsdestotrotz ist Die Cassini-Division hochintelligente SF von anspruchsvoller Machart.
Die Cassini-Division - Rezension von Andreas Nordiek
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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