Serie/Zyklus: Das Buch der langen Sonne 3/4 |
Dies ist der dritte Teil des Buches der langen Sonne, die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen - doch zunächst eine kleine Zusammenfassung der Vorgeschichte: Patera Silk, ein junger Priester, erhält von einem mysteriösen Gott eine Vision, die ihm zunächst unklar bleibt. Der Nebel lichtet sich, als er erfährt, daß sein Manteion (sein Heiligtum) von einem skrupellosen Geschäftsmann aufgekauft wurde. Um die Schließung zu verhindern, bricht er bei Blood (so der Name des Gangsters) ein. Bei dieser Aktion wird er gefangengenommen, aber Blood bietet ihm an gegen Zahlung einer astronomischen Summe, ihm sein Manteion zurüchzugeben. Silks verschiedene Versuch an das Geld zu kommen, führen zu keinem unmittelbarem Erfolg, aber die Götter des Mainframes schenken ihm Beachtung und treten bei seinen Messen in Erscheinung, bzw. ergreifen währenddessen Besitz von einigen Personen. Dadurch gewinnt der ohnehin schon populäre Patera zusätzlich an öffentlicher Aufmerksamkeit. Bald tauchen Parolen auf, ihn zum Caldé zu ernennen, einem seit langem unbesetzten Amt in der Stadtverwaltung. Dies ist jedoch den herrschenden Stadträten ein Dorn im Auge und während Silk sich aufgrund eines anonymen Hinweises in ein Höhlensystem außerhalb der Stadt begibt, wird er in einen Hinterhalt gelockt.
Seine Gefährten, die nach ihm suchen geraten ebenfalls immer tiefer in die Höhlen, wo sie auf allerlei seltsame Dinge stoßen: eine Armee Androiden, die dort stationiert sind, um im Fall von Unruhen in der Stadt einzugreifen; ein Strafkolonie voller Häftlinge, die sich ihren eigenen Staat aufgebaut haben (Richtig - es erinnert an "Chton"); sowie einen geheimen Zugang zur Ratskammer. Währenddessen überschlagen sich die Ereignisse in der Stadt: Eine der Tempeldienerinnen, Maytera Mint, wird von dem Geist einer Göttin besetzt, übernimmt die Anführerschaft über die Rebellenarmee und versucht das Hauptquartier der Stadt zu erstürmen. Als Silk aus den Höhlen entkommt, steht bereits die halbe Stadt in Flammen. Einige Einheiten der regulären Armee sind bereit zu ihm übergelaufen, jedoch wurde die Androidenarmee gegen die Aufständischen in Marsch gesetzt und in der kritischen Phase der Kämpfe wird Silk schwer verwundet und erneut gefangengenommen. Zusätzlich verkompliziert wird die Lage dadurch, daß ein Luftschiff aus einem anderen Gebiet des Whorl erscheint und sich in die Kämpfe einmischt, wobei allerdings unklar bleibt, auf welcher Seite diese fliegenden Soldaten eigentlich stehen und welche Ziele sie verfolgen. Die Protagonisten befinden sich in einer Art Pattsituation, als Blood wieder ins Geschehen eingreift.
Urteil: Eine gelungene Fortsetzung, besser sogar als Teil zwei, da hier die Handlung wesentlich detaillierter ausgearbeitet wird. Allerdings sollte man sich Zeit für die Lektüre nehmen, da einige der Handlungssprünge das Nachvollziehen für den Leser erschwert. So ist z.B. Silk in Bloods Haus gefangengenommen, im nächsten Moment gehen die Dialoge fast unvermittelt weiter ... das einzige, das darauf hinweist, daß etwas geschah, ist die Tatsache, daß Blood schwer atmet. Alles weitere kommt erst später ans Licht. Man könnte sagen, daß dieser Roman eigentlich für eine dramatische Umsetzung wie geschaffen wäre: die Handlung wird hauptsächlich durch Dialoge getragen, es spielt sich fast alles innerhalb weniger Stunden ab, d. h. man kann fast von einer Zeitdehnung sprechen.
Dort liegt auch die Schwierigkeit beim Lesen, denn die Handlung springt unvermittelt zwischen den einzelnen Strängen hin und her, außerdem wird der personale Erzähler (Silk) nicht konsequent durchgehalten. Das Schwierigste sind allerdings die Auslassungen: wichtige Elemente der Handlung werden einfach verschwiegen, so daß der Leser kombinieren muß, was eigentlich passiert ist: beispielsweise scheint Maytera Rose ihre Persönlichkeit auf Maytera Marble übertragen zu haben, direkt erwähnt wird es jedoch nicht.
Fazit: Gutes, aber nicht gerade leicht verdauliches Lesefutter, da man sich nicht einfach im Stile eines Trivialromans berieseln lassen kann, sondern sein Gehirn anstrengen muß.
Bewertung: 5 von 10 Punkten