Zyklus: Eragon, 2. Band
Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der erste Teil von Angelas Vorhersehung ist eingetreten. Sie hatte geweissagt, dass die gewaltigen Mächte des Landes darum ringen würden, den Willen und das Schicksal des jungen Drachenreiters Eragon zu beherrschen. Wie auch immer dieser Machtkampf ausgehen sollte - es würde blutig werden. Und tatsächlich: In der Schlacht gegen König Galbatorix und seine Urgal-Armee schlägt sich Eragon zwar erfolgreich auf die Seite der Varden, Elfen und Zwerge. Doch die Auseinandersetzung um Farthen Dûr kostet Unzählige das Leben - nicht zuletzt den Vardenkönig Ajihad, der Eragon in seiner letzten Stunde den Auftrag erteilt, über sein Volk zu wachen, um sie vor drohender Anarchie zu bewahren. Nur so könnten sich die Verbündeten im Kampf um das Königreich Galbatorix entgegenstellen. Auch sein Freund und Weggefährte Murtagh verschwindet. Eragon geht aus dem verlustreichen Kampf als Sieger hervor. Trauernd über den Verlust so vieler guter Männer, aber stolz auf seinen Sieg, gilt es jetzt, mit Arya nach Ellesméra zu reisen. In der Elfenhochburg soll Eragon seinen Umgang mit dem Schwert verbessern, ist er doch in den Augen der Elfen mit der Waffe nichts anderes als ein tumber Bauer, dem der wirkliche Schliff fehlt.
Bevor er sich mit der schönen Arya auf den Weg machen kann, gilt es, weitere Dinge ins rechte Licht zu rücken. Der Rat der Ältesten wählt nach dem Tod ihres Vaters Ajihad die marionettenhafte Anasuda zur neuen Anführerin. Damit will der Rat der Varden mehr Einfluss und Macht anhäufen. Eragon soll zugleich ein Spielball der Mächtigen werden. Eragon gelingt es durch List und Tücke, nicht nur ihre Loyalität zu ihm zu stärken, sondern auch gleichzeitig das Ansehen bei den Varden zu steigern. Damit zeigt Anasuda gleichzeitig ihren eigenen starken Willen und legt alles ab, was an eine Marionette erinnert. Eragon ist bei all seinen Planungen durchaus bewusst, dass er bei einem erneuten Angriff durch Galbatorix die Zwerge, Varden und Elfen einigen und führen muss. Der Gegenschlag durch seinen Gegenspieler wird immer wahrscheinlicher. Die Niederlage bei Farthen Dûr kann dieser nicht hinnehmen. Bereits jetzt ist er dabei, seine Armeen neu zu formieren und aufzustellen.
Überall im Reich sammeln sich Eragons Gegner. Chaos und Verrat sind an der Tagesordnung. Die Weissagung der Kräuterfrau Angela wird immer wahrscheinlicher. Ein Verräter aus der eigenen Familie macht sich bereit. Eragon ist sich nicht mehr sicher, wem er noch vertrauen kann. Und dann taucht Eragons Vetter Roran aus Therinsford auf, der noch nicht weiß, dass Eragon inzwischen Drachenreiter wurde. Aber das sind noch nicht alle Probleme, mit denen Eragon sich befassen muss.
Eragon ist aber auch stark verletzt. Jede kleinste Anstrengung verursacht heftige Schmerzen in seinem Rücken. Die Anfälle, die ihn jedes Mal plagen, werden heftiger und schlimmer, gehen sogar so weit, dass sie ihn bis zur Bewusstlosigkeit plagen. Inzwischen in Ellesméra angekommen, wird seine Ausbildung, und die seines Drachens Saphira weiter fortgeführt. Ein weiterer Handlungsstrang gilt Vetter Rohan. In seinem eigenen Dorf ist er nicht vor den Soldaten sicher. Unter Führung von zwei Ra’zac zerstört der Trupp das Dorf, um Rohan zu fangen. Dieser versteckt sich und kann so entkommen. Die Soldaten hingegen legen sich mit den Dörflern immer weiter an, so dass sich diese zusammenfinden und die Soldaten erfolgreich aus Carvahall verjagen können. Dafür entführen diese aber Rohans Freundin Katrina nach Helgrind. Bevor die Soldaten wiederkommen können, entschließt sich das ganze Dorf, sich zu den Varden durchzuschlagen und dort zu leben. Auf dem gleichen Weg gelingt es Rohan, die Spur Eragons aufzunehmen und mit ihm den Plan zur Befreiung Katrinas zu entwerfen.
Der zweite Teil der Trilogie, die demnächst auch noch in die Kinos kommen soll, beginnt drei Tage nach der Schlacht um Farthen Dûr. Der Autor wirft den Helden von einer unmöglich erscheinenden Situation in die nächste, garniert es mit den gängigen Klischees und erlaubt es so dem Leser, an einen Aha-Effekt zu denken. So meint man immer mal wieder, zu wissen, wie es weitergeht, erwartet etwas ganz Bestimmtes und wird voll zufrieden gestellt. Es gibt nicht viel Neues in diesem Buch. Verrat und Ränkespiele, Freund und Feind sind Zusammenstellungen, die in der Fantasy gang und gäbe sind. Das Schöne an dem Roman ist, dass man den Lernerfolg von Eragon und Saphira nachvollziehen kann. So wirkt die Hauptperson glaubwürdig, wird nicht plötzlich zu einem Übermenschen, und auch der Drache entwickelt seine Persönlichkeit weiter. Die Nebenpersonen werden gut und glaubwürdig geschildert. Aber immer wieder bedient Christopher Paolini die üblichen Klischees. Misstrauische Zwerge, kluge Elfen und so weiter. Hier fehlt es eindeutig an eigenen Ideen. Der Schreibstil ist noch spannend und phantasievoll. Der einfache Erzählstil hält den Leser auf 800 Seiten immer bei der Stange. Manchmal ist man gewillt, ein paar Seiten zu überschlagen, da die Handlung nicht weitergeht, doch dann schafft es Christopher Paolini wieder, Schwung in den Ablauf zu bringen. Wie auch Band eins wurde Band zwei mit einem aufwendigen Schutzumschlag und einem lesefreundlichen Bändchen versehen, so dass man keine Eselsohren als Lesezeichen in die Seiten knicken muss. Auch die Vorsatzkarte ist sehr angenehm anzusehen, hilft sie doch ein wenig, den Überblick zu bewahren.